Hallo Ihr Lieben,
ich finde es toll, wie ihr alle tapfer seid! Ich für mich fühle mich gerade sehr am Ende, obwohl ich heute die Zusage bekommen habe für eine neue Stelle...! Aber von vorne: Mein Mann, heute 46 hatte "komische" Symptome ab August 2015, nach Artzthopping am 27.10.2015 die Gewissheit, Glioblastom, WHO-Grad IV. Die Symptome waren sogenannte "Auren"oder fokale epileptische Anfälle. (Erstaunlich, was man im Zusammenhang mit so einer Erkrankung alles lernt!) Es kam die sofortige Einweisung in die Klinik mit dem Versprechen, wir operieren in den nächsten Tagen. Er kam auf eine andere Station, weil die Neuro voll war. Wurde quasi vergessen (unser Eindruck). Entlassung nach Hause. Neuer OP-Termin: 09.11.2016.
Am 06.11.2016 bekam ich die Kündigung und sofortige Freistellung meines Arbeitgebers (aus betriebsbedingten Gründen)!
09.11.2016: Morgens im KH....bis abends... bis er dann mal was zu Essen bekam und nach Hause entlassen wurde. Es wurden Notfälle vorgezogen.
Neuer Termin:16.11. ich habe zwischendurch richtig Terror gemacht, dass ich auf ein Zusicherung des OP-Termins bestehe. Naja, die RT erfolgte. Der Tumor war inzwischen 5.5cm groß und hatte infiltriert. Es blieb ein Resttumor von ca 1cm und ein großes Ödem. Dann kam Stupp... erstmal alles positiv. Ich bekam von meinem Arbeitgeber eine Entschädigunhg gerichtlich zugesprochen. Ich war "leider" erst 1,5 Jahre da, aber es reichte als Ausgleich für den entgangenen Lohn von ein paar Monaten sowie der Möglichkeit zur Tulpenblüte nach Holland zu fahren. (Ein Herzenswunsch meines Mannes) Im Februar dann der erste Chemo-Zyklus und zeitgleich der erste Grand-Mal. Fast bei jedem Zyklus hatten wir das dann, wobei mein Mann nicht unschuldig war: Er sperrte sich gegen das Keppra, weil es ihn so müde machte, dann vergas er das Ersatzmittle Lamotrigin zu nehmen, etc...
Er hat sich auch um alternative Therapien bemüht und ist im TT-F Programm. Ich habe in dieser Zeit eine Weiterbildung absolviert und hatte immer wieder Bedenken, wie ich ihn zu Hause finde. Nun gut, die Epilepsie scheint im Griff...Er hat als Notfalllmedikament Tavor bekommen. Für meinen Geschmack nimmt er es zu häufig. Am 20. April 2014 ist dann seine Mutter plötzlich verstorben. Komplette Familie geschockt! Wir haben alles bei uns organisiert (Beerdigung um die Ecke, Trauerfeier mit 30 Personen) und waren dennoch in Holland vom 22.-25.04. Mein Sohn (16) sollte Haus und Katze hüten. Er einfach mal Party gemacht und außer Haus genächtigt. Den Tieren, (er hat noch 2 Vögel) hat er mal gerade eine Null-Diät verordnet.
Seither treten wir kürzer. Mein Schwiegervater kommt mehrmals wöchentlich zu uns. Das ist auch gut so, denn er hilft mir mit Tipps im Umgang mit meinem Mann, er kümmert sich um die Kleine ab und zu und wir sind beruhigt, dass er alles gut verkraftet mit 76 Jahren.
Beim MRT im Juni wurde dann ein kleines Rezidiv eintdeckt. Zu klein zum operieren (0,5cm). Der Arzt schlug Bestrahlung oder Abwarten vor. Mir war das nix, weil ich ja gelesen hatte, dass die Dinger so schnell wachsen. Also suchte ich nach Therapiemöglichkeiten und bin über die Seite www.glioblastom-studien.de zur PDT gelangt. Habe meinem Mann davon erzählt. Er war skeptisch, vertraute seinem Arzt, hoffte auf eine andere Behandlung mit dem Cyberknife. Nach einer weiteren Woche nicht Handelns kontaktierte ich Münster wegen der PDT. Dr. Wölfer sagte zu, dass er das mit PDT operieren könnte. Wir planten die OP für den 21.07.
Letzten Montag schlug plötzlich das Monster zu: Ich hatte ein Vorstellungsgespräch (bei der Fa., die mich nun einstellen will). Also sollte mein Mann unsere Kleine (5J) zur Kita bringen. Das hat er während der Weiterbildung auch immer gut gemacht. Er packte sie auf den Gepäckständer vom Rad und ist die gerade Strecke (nur eine Straße zu überqueren) ca. 700m, bis zum Ziel mit dem Rad gefahren. Dabei hat er "irgendwie" eine Bordsteinkante übersehen. Die beiden sind gestürzt, haben sich zum Glück nichts getan. Die Kleine war in der Kita. Er wollte dann wieder nach Hause (700m geradeaus mit Überquerung einer Straße) ist in dem Gebiet, wo wir wohnen mehrere Stunden herumgeirrt. Er hat nur durch Fragen nach Hause gefunden. Diese Desorientierung ist seitdem gegeben. Wir waren bei Ärzten, die uns gesagt haben, es ist eine linksseitige Wahrnehmungssstörung. Alles was links ist, nimmt er nicht mehr ausreichend wahr. Visuell, vom Fühlen und vom Gehör. Er will dies nicht einsehen. Er will ohne Stützen laufen und fällt die Steintreppen zur U-Bahn herunter, weil er mit links die Stufen nicht erfasst. Er will völlig falsche Wege gehen und beschwert sich, wenn man ihn woanders hin bugsiert. Ich soll nicht an ihm ziehen, auch wenn er Gefahr läuft, gegen einen Gegenstand zu laufen. Er kann nicht mehr fehlerfrei Texte am PC schreiben und er vergisst Sachen, bringt Tage, Termine und Telefonnummern durcheinander. Ich soll ihn aber bloß "...nicht bevormunden" und ich" ..schränke ihn sowieso ein. Ich behandele ihn ja wie ein Kind."
Wir haben am Mittwoch ein MRT machen lassen. Der Tumor ist vom 14.06. bis 13.07 von 0,5cm auf 3,3 cm gewachsen! Dr. Wölfer sagt, dass dies außerordentlich schnell ist. Die Radiologie "kann eine Metastasierung nich ausschließen". Eine PDT in Münster kommt nun nicht mehr in Frage. Eventuell eine OP dort (das bietet Dr. Wölfer an) oder ganz schnell hier in Berlin. Wobei ich da noch den Horror mit den Terminen vom letzten Herbst vor Augen habe. Außerdem ist der operierende Arzt gerade krank!
So viel zum Stand der Dinge. Ich habe am Montag noch ein 2tes Gespräch in der neuen Firma. Fühle mich kurz ....aber sehr kurz...vorm Durchdrehen! Es hat gut getan, das alles mal nieder zu schreiben und wer Tipps hat, wie ich mit meinem Mann umgehen soll, mit seiner "Nicht-Einsicht", seiner Eigenart, wer sich kümmern soll, wenn ich arbeiten geh (ich glaube, die Arbeit brauche ich), bitte immer her damit. Weiß jemand, ab wann man Pflegestufe beantragen kann? Brauche ich da auch die Einsicht des Patienten? Wohin soll ich mich wenden?
Also immer her mit den Tipps! Danke!
LG
Edith
P.S.: Achja, habe noch ein seit gestern stark lahmendes Pferd zu versorgen! Muss da dann auch immer wieder mal hin zum Pferd (1/2 Stunde hin 1/2 Stunde zurück)