JungeMama
Liebe Forum-Mitglieder,
lange habe ich gebraucht und oft still mitgelesen, nun möchte ich unsere Geschichte mit Euch teilen.
Mein Mann, Anfang 50, bekam im letzten August, urplötzlich die Diagnose Glioblastom, keine Biopsie, direkt OP Mitte August. Vollständige Resektion. Noch kurz die Symptome: extreme Wesensveränderung, Durcheinander, Gleichgewichtsstörungen der rechten Körperhälfte aber hauptsächlich die Wesensänderung. Ich sage urplötzlich, weil das wirklich innerhalb von 4-5 Tagen alles passiert ist. Vorher war er immer mal wieder müde und hatte Konzentrationsschwierigkeiten, aber da denkt man ja nicht an Hirntumor..
10 Tage nach OP KH-Aufenthalt, dann 12 Tage Reha um ihn wieder zu mobilisieren - halbseitige Parese Rechts, extreme Wortfindungsstörungen. Dann Bestrahlung und gleichzeitig Temozolomidl, also Standard Therapie.
Ich war während der Zeit hochschwanger, unser Baby kam Ende Oktober zur Welt, gesund und munter! Unsere kleine Tochter 1,5 Jahre damals, stets dabei.
Jetzt möchte ich das Positive unserer Geschichte endlich loswerden: mein Mann hat alles gut überstanden und ist zu 90% zurück in seinem Alltag. Er arbeitet wieder voll (sehr erfolgreicher Unternehmer), kümmert sich rührend um die Kinder, liest wieder seine politischen Magazine, geht einkaufen, fährt Auto, usw.
Wenn er abends zur Tür reinkommt, mit einem breiten Grinsen die Hunde begrüßt, ich seine Schritte höre, diesen Gang von früher wiedererkenne, ist es wirklich als ob nichts gewesen wäre. Ein Kuss und eine Umarmung, sofort spielen und schmusen mit den Kindern, das alles macht mich so glücklich und lässt die letzten Monate immer mehr verblassen. Ich denke gar nicht mehr so oft zurück wie es war. Es war gewiss die schwerste Zeit meines bisher unbeschwerten und sorgenfreien Lebens. Ich habe einige Fotos von meiner Tochter im Krankenhaus gemacht, wie sie ihren Mittagsschlaf neben ihrem Papa macht. Er in einem desolaten Zustand kurz vor der OP. Ich kann mir diese Bilder (noch) nicht wieder anschauen. Es zieht mich sofort runter. Ich möchte daher gar nicht zurückblicken.
Es ist so erstaunlich was der menschliche Körper alles leisten kann. Mein Mann spricht wieder ganz normal, leider kann er noch nicht schreiben aber sonst ist er körperlich super fit. Macht viel Sport - was ihm übrigens bei der Bestrahlung unendlich viel geholfen hat. Jedes Mal wenn er müde war, habe ich ihn rausgejagt. Langsame Spaziergänge und frische Luft waren Medizin. Zudem hat er hochdosiertes VitaminC und Curcumin intravenös bekommen. Weihrauch nimmt er nach wie vor. Das Antiepileptikum hat er abgesetzt. Er hatte nie einen Krampfanfall und es hat ihn total gedämpft, er hatte unheimliche Stimmungsschwankungen und war oft sehr müde. Seit dem Tag als er es abgesetzt hatte, ging es steil bergauf. Auch sein positiver starker Wille, sein Wunsch das Leben mit seinen Kindern zu teilen, die er sich so lange im Leben gewünscht hat, seine unendliche Disziplin treiben ihn an. Seine positive Stimmung ist geradezu ansteckend. Ich weiß, dass ich das alles nicht als Teil der Vergangenheit sehen kann, diese Krankheit ist ja nicht geheilt, aber dadurch, dass es im Moment nur positives zu berichten gibt, schöpfe ich ganz viel Hoffnung, dass wir möglichst lange unser Familienleben genießen können.
Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft, wir brauchen sie alle! Insbesondere denke ich an die Mamas und Papas, die mit ihren kleinen Zwergen ihre Angehörigen begleiten. Es ist jedes Mal ein Stich ins Herz, wenn ich lese, dass eine Mama oder ein Papa wieder betroffen sind, die Diagnose erhalten.
Ich bin offen für alle Fragen und entschuldigt bitte meine Schreibweise, schreibe den Eintrag gerade zwischen 1 Baby stillen und 1 Kleinkind (inzwischen) ins Bett bringen.
Liebste Grüße
Die junge Mama