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Thema: Glioblastom- Cortisongabe absetzen als Sterbehilfe?

Glioblastom- Cortisongabe absetzen als Sterbehilfe?
Sandra Hasse
29.07.2005 23:04:56
Hallo,
ich weiß, dass meine Frage sicher den ein oder anderen auf die Palme bringen wird oder Unverständnis hervorruft, aber ich weiß nicht mehr, was richtig ist.Bei meiner Mutter (50 Jahre) wurde Anfang Februar ein Glioblastom diagnostiziert.Inoperabel, bekam Bestrahlung aber keine Chemo mehr, da sie unter der Bestrahlung schon so sehr abbaute, dass sie am Ende der Bestrahlungszeit bettlägerig war, nicht mehr allein essen trinken konnte, Windeln an, Katheder drin, Nie mehr die Augen auf, schwerer Pflegefall. Es kam zu totaler Verwirrtheit, gemischt mit klaren Momenten, Freßanfällen, übermässiger Geruchssinn, Geschmackssinn durcheinander. Nun sind seit ein paar Wochen noch die Beine gelähmt, sie wird gelagert, schläft fast nur noch, isst und trinkt kaum noch, sie leidet einfach und hat Schmerzen, wenn das Morphium nachlässt. Sie selbst hat seit der Biopsie kein Kurzzeitgedächtnis mehr, keiner weiß, inwieweit sie über ihren Zustand überhaupt begreift, es ist furchtbar. Manchmal schreit sie nach ihrer Mami und ruft Hilfe und Aua, wenn man sie fragt, was ist, sagt sie, sie hat keine Schmerzen. Wie gesagt, jetztschläft sie fast nur noch, ich frage mich, wohin das führen soll und habe schon überlegt, ob man nicht das Cortison weglassen soll und gleich zeitig das Morphium erhöhen, um ihr weitere Qualen zu ersparen, denn so hätte sie sicher nicht enden wollen, das wissen wir sehr genau.Laut Vollmacht wäre ich berechtigt, über ihre Medikamentengabe zu entscheiden. Hat jemand schonmal den gleichen Gedanken gehegt oder sich sogar dafür éntschieden? Ich wäre dankbar um jede Antort, egal ob dafür oder dagegen. Eure Argumente wären wichtig für mich. Vielen Dank, Sandra
Sandra Hasse
Moritz[a]
30.07.2005 17:32:04
Hallo Sandra,
Dir in einer solchen Situation einen vernünftigen Rat zu geben ist außerordentlich schwer. In einer ähnlichen Lage (meine Lebensgefährtin, ebenfalls 50 Jahre alt, ist im Dezember vergangenen Jahres gestorben, der Bericht von Deiner Mutter läßt deshalb bei mir sehr viele Erinnerungen wach werden!) habe ich mich in Absprache mit den behandelnden Ärzten entschieden, nur noch palliativmedizinische Pflegemaßnahmen durchzuführen, bzw. durchführen zu lassen. Ich habe alles getan, dass sie nicht leiden mußte, bis sie dann ganz ruhig in meinen Armen für immer eingeschlafen ist. Den Verlust durch ihren Tod habe ich bis heute nicht überwunden. Es war eine sehr, sehr schwere Zeit, die wir (ihre Kinder, alle die ihr nahe waren und ich) durchleben mußten. Nach ihrem Tod hatte ich viele Zweifel, ob ich wirklich alles richtig gemacht habe. Heute, mit einigem Abstand, bin ich mir allerdings ziemlich sicher, dass ich in ihrem Sinn gehandelt habe.
Ich wünsche Dir viel Kraft für den weiteren Weg!
Moritz
Moritz[a]
Annett (aus Potsdam)
31.07.2005 21:11:29
Liebe sandra,
vielleicht ist mein fall nicht mit deinem zu vergleichen, aber als bei meinem
Mann (gestorben am 05.01.05 mit 32 Jahren) nochmal die Entscheidung
anstand operieren oder nicht, haben sich die Ärzte dagegen entscheiden,
eine OP hätte ihm vielleicht 3 Monate als Schwerstpflegefall gebracht.
Zu diesem Zeitpunkt hat er schon nichts mehr mitbekommen. Er wurde
nur beatmet und bekam Schmerzmittel. wir haben also auch gewissenmaßen der Natur Ihren Lauf gelassen. Nach 3 tagen wurde die Beatmung eingestellt (da Hirntod) und er ist friedlich eingeschlafen.
Ich habe mich auch ein paar mal gefragt, ob man hätte nochmal operieren
müssen, aber ich weiß er hätte es nicht gewollt.
Beim Sterben war der Tod sehr gnädig mit uns.
Meine Frage an Dich, wären denn die Ärzte bereit so zu verfahren und was
ist mit Dir - du hast die Vollmacht zu entscheiden, aber wenn Deine Mutter
nach Änderung der Medikation stirbt - machst Du Dir dann auch keine Vorwürfe??? Ich frage deshalb - ich hatte auch die Vollmacht und hätte dem
Leiden meines Mannes bereits gleich ein Ende bereitet, im Nachhinein bin ich froh gewartet zu haben - ich hätte mir glaube ich immer die Frage gestellt ob es nicht zu zeitig war.
Ich wünsche Dir Glück für Deine Entscheidung und bin in Gedanken bei Dir und Deiner Familie.
alles Liebe Annett aus Potsdam
Annett (aus Potsdam)
Sandra[a]
06.08.2005 13:37:36
vielen dank für Eure Antworten Antworten,
Moritz und Anett . Hatte in Absprache mit dem Arzt die Cortisondosis von 3x 4mg auf 2x 4 mg herabgesetzt, aber nach 3 Tagen hatte sie so viel Wasser eingelagert und vor Schmerzen geschrieen (der ganze Schultergürtel ist am Rücken mit Wassereinlagerungen angeschwollen), dass wir die Dosis wieder heraufgesetzt haben, aber der Arzt geht nicht davon aus, dass es am Cortison hängt, sondern es sich sowieso eine Verschlechterung eingestellt hat, die letzten 2 Wochen hat sie fast nur noch geschlafen, teils mit Atemaussetztern, kaum noch ansprechbar und sehr tief. Hat ab und zu Tropf mit Flüssigkeit, weil der Körper die ganze Flüssigkeit nicht schnell genug aufnehmen kann. Es ist wirklich eine Qual, aber der Doc sagte uns, dass er es nicht für ratsam hält, dass Cortison durch Morphium zu ersetzten, er sieht das Cortison als Schmerzmittel und nicht als lebensverlängerndes Medikament, wo ich halt schon widerspreche. Eine Vollmacht habe ich, aber ihr habt Recht, es ist schwer zu entscheiden.
Sandra[a]
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