Hallo Angie,
bei mir wurde 10/01 ein Tumor (Astrozytom) frontal rechts entfernt. Leider können auch diese "noch gutartigen" nachwachsen und sich wandeln. Dies war bei mir leider der Fall. Der Tumor ist eigentlich sofort wieder langsam nachgewachsen, so dass ich 03/03 erneut operiert wurde. Diagnose: Glioblastom grad IV. Ich bekam daher im April 03 eine kombinierte Strahlen-Chemo-Therapie. 30 Bestrahlungen mit jeweils 60 GY + 120 mg Temozolomid.
Mir ging es während der Bestrahlung relativ gut. Man soll sich in dieser Zeit körperlich schonen, ansonsten lebte ich relativ normal. Ich hatte während dieser Zeit eine Familienhelferin von der Krankenkasse bezahlt bekommen, da ich 2 Kinder (jetzt 6 + 8 Jahre alt) habe. Nach der Bestrahlung erhielt ich dann weiterhin Chemo mit Temozolomid, zunächst 300 mg. Nachdem meine Thrombos dann stark abfielen, wurde die Dosis auf 250 mg reduziert. 6 Zyklen waren laut Behandlungsplan vorgesehen. Auf Empfehlung der Ärzte mache ich aber weiter, momentan habe ich gerade den 9.Zyklus. Gegen Übelkeit hilft super Zofran. Ich kann trotz Chemo Auto fahren, Sport treiben, etc. Und meine Blutwerte sind meist an der unteren Grenze vom Normwert oder knapp darunter. Einzige "Beeinträchtigung" durch die Bestrahlung: auf einer großen Kopfpartie wachsen wohl keine Haare mehr nach, so daß ich mir nun einHaarteil anschaffe; bisher überdeckte ich es mit Perücke oder Käppis). Ich bin ungefähr im gleichen Alter wie dein Bruder (werde Ende des Jahres 40). Zu mir hat der Arzt gesagt, dass ich nicht nur nach Statistiken gehen soll, es könne auch positiver verlaufen. In der Medizin sei alles möglich und nichts unmöglich. Außerdem spiele das Alter und der vorherige Gesundheitszustand auch eine Rolle. Wenn meine Bekannten und Freunde nicht die ganze Krankheit mitbekommen hätten, würden Sie mir nichts anmerken.
Wichtig ist wirklich eine positive Lebenseinstellung. Bei mir hat sich das Leben insofern geändert, dass ich bewußter lebe und jeden Tag genieße, wo es mir gut geht. Ich nehme mir auch jeden Tag mindestens 1/2 Std. Auszeit, wo ich mir etwas gutes tue (Lesen, Entspannungsübungen, etc.) Auch ich habe das Buch von Daniela Michaelis gelesen. Ein weiteres gutes, für mich hilfreiches Buch fand ich von Annette Rexrodt von Fircks:"und flüstere mir vom Leben" oder "und tanze durch die Tränen". Sie hatte Brustkrebs, aber mit ganz schlechter Prognose und hat sich immer wieder aufgerappelt. Von ihr gibt es auch einen Patientenbrief (bei der TKK), wo sie beschreibt, wie sie mit der furchtbaren Diagnose umgegangen ist und was ihr geholfen hat.
Anstatt der Gabe von Cortison kann während einer Bestrahlung auch H15 gegeben werden. Das ist ein Weihrauchextrakt mit ähnlichen Eigenschaften wie Cortison, aber mit weniger Nebenwirkungen. Ich habe es während der Bestrahlung täglich eingenommen. Bei mir hat es die Krankenkasse auch problemlos gezahlt, obwohl ich zuvor gelesen hatte, dass es diesbezüglich öfters Schwierigkeiten gibt. Mir hat der Arzt ein Rezept über H15 ausgestellt, das ich in der Apotheke eingereicht habe.
Fragt doch einfach mal euren Arzt. Mich hat der Neurochirug darauf hingewiesen, der mich operiert hat (im BWK Ulm). Veranlaßt hat es dann auf meine Nachfrage der Strahlentherapeut an der Uniklinik!
Also, laßt Euch nicht unterkriegen, es geht immer irgendwo ein Licht auf!
Viel Kraft und Erfolg für Deinen Bruder!
Gruß Conny