Christian[a]
Ein lieber Freund von mir, FA. f. Orthopädie, kam wegen plötzlich aufgetretener Sprachstörungen zur MRT und war 2 Tage später (an einem Sonntag - und das ohne Beziehungen!) bereits operiert.
Diagnose: Glioblastom Grad IV im li. Schläfenlappen, 4cm groß.
Anschließend Bestrahlung + Chemotherapie. Nach Rekonvaleszenz außer geringen Sprachstörungen, welche sich in den folgenden Monaten weitgehend rückgebildet haben, und Müdigkeit keine gravierenden Ausfallserscheinungen.
Im Rahmen der Berufsunfähigkeit Beurteilung durch einen Neurologen und Psychiater (!), der ihm kurzangebunden mitteilte, daß nichts weiteres gemacht werden könne, er habe halt eine Prognose von 3 - 6 Monaten und solle sich damit abfinden!!!
Das war vor fast 4 JAHREN.
3 Jahre nach Erst-Op. kleines Lokalrezidiv, weitere Op. + Chemo (Implantat). Seit der Op. leichte Lähmung rechtsseitig. Er kann, etwas beschwerlich, aber doch gehen, die re. Hand deutlich in Beweglichkeit und Sensibilität eingeschränkt.
Seit gestern bestätigtes neuerliches Lokalrezidiv, 1 cm DM, eine weitere Op. auf Grund zu befürchtender neurologischer und motorischer Ausfälle mit entsprechender Einschränkung der Lebensqualität nicht sinnvoll.
Die konventionelle Medizin ist nach meinem Wissensstand ausgeschöpft und ich fürchte, dass die vor langer Zeit prognostizierten 3 - 6 Monate nunmehr begonnen haben, aber, wie gesagt, nach 4 Jahren eines durchaus lebenswerten Lebens mit einem der bösartigsten Tumoren, die der menschliche Körper produzieren kann!
Vielleicht braucht man gelegentlich die Aussage eines derart brutalen Arztes, um diesem noch möglichst lange beweisen zu können, was er eigentlich für ein A.... ist.
Auf jeden Fall möchte ich diese Zeilen im Namen meines Freundes allen PatientInnen und deren Angehörigen sowie ÄrztInnen widmen. Geben Sie die Hoffnung respektive Ihren Patienten nie vorzeitig auf, erzählen Sie ihm von diesem und ähnlichen Fällen.
Schließlich gibt es immer wieder Ausnahmen von den Regeln, vergessen Sie das nie!
Mein Freund hat immer noch ein unheimlich lebendiges Funkeln in seinen Augen und nicht zuletzt deshalb, weil ich ihm gegenüber immer betont habe, daß das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist.
Nebenbei bemerkt: Er hat vor einem Monat wieder ein für ihn wichtiges Ziel, den 55. Geburtstag, erreicht.
Falls jemand von neueren erfolgversprechenden Therapien gehört haben sollte, wäre ich für dbzgl. Infos sehr dankbar.