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Thema: Glioblastom, Rezidiv, keine Chemo möglich

Glioblastom, Rezidiv, keine Chemo möglich
nala90
23.10.2013 11:24:00
Hallo,
ich bin ganz neu hier in diesem Forum und habe erstmal auch nur still mitgelesen, jedoch brauche ich zur Zeit einfach Hilfe und Rat und habe mir erhofft das hier zu finden.

Ich fange am besten erstmal an, um wen es geht und was genau bis jetzt vorgefallen ist:
Es geht um meinen Papa (57, Diplomingenieur). Im Oktober 2012 wurde er auf Grund von Sprachstörungen von meiner Mutter ins Krankenhaus gebracht und dort wurde eine Hirnblutung festgestellt, jedoch ging es ihm schon noch wenigen Tagen wieder gut und er wurde in die Reha geschickt. Dort war auch alles super, er war eigentlich wieder der Alte und fing Anfang 2013 wieder an zu arbeiten.
Es war nicht einmal die Rede von einem Hirntumor.
Auf der Arbeit sollte er dann erstmal wieder eingegliedert werden, doch schon 4 Stunden Arbeit am Tag waren ihm zuviel, er konnte sich kaum konzentrieren und die Sprachfindungsstörungen fingen wieder an.
Daraufhin hatten meine Eltern wieder einen Termin in der Uniklinik des Saarlandes und es wurde festgestellt, dass "da etwas ist, was da nicht hingehört". Auch da keine Rede von Gehirntumor.
(Ich war während dieser Zeit, Januar bis Juni, leider in Spanien wegen eines Praktikums.)
Das "Ding" wurde dann entfernt und die Ärzte sagten, dass die OP super verlaufen war, man alles entfernen konnte, es jetzt nur noch zur Sicherheit eingeschickt wird.
Meinem Vater ging es auch super, er machte schon einen Tag nach der OP Yoga-und Meditationsübungen in seinem Bett, da er am gleichen Tag abends (morgens wurde er operiert) auf den Flur gestellt wurde, da kein Zimmer frei war.
Dann kam die Diagnose: Hirntumor. Wir hatten das Glück dies von einem Arzt mitgeteilt zu bekommen, der mehr als den Fachbegriff Glioblastom in deutsch nicht sagen konnte. Nachdem meine Mutter sich dann im Internet informiert hatte, waren wir geschockt. Erst nach mehrfachem Nachfragen wurde es Ihnen wenigstens ein bisschen von einem anderen Arzt erklärt.
Im Juni 2013 fing dann die Bestrahlung und Chemo an und sollte 4 Wochen dauern und im August sollte es dann richtig mit der Chemo losgehen bis Januar 2014.
Dazu kam es dann jedoch nicht. Die Chemo und Bestrahlung an sich hat mein Vater super überstanden, das habe ich dann auch wieder mitbekommen, weil ich im Juni zurückgekommen bin. Jedoch bekam er schon zu Ende der Chemo starke Rückenschmerzen, die jedoch vom Arzt ignoriert und mit dem Satz "Die habe ich auch!" abgetan wurden. Irgendwann wurde es jedoch so schlimm, dass er nur noch im Krankenbett meiner Oma schlafen konnte und kaum noch aufstehen konnte und kein Arzt fand einen Rat, wir waren bis dahin schon beim Hausarzt, Schmerztherapeuten, Orthopädie, 2 verschiedenene Krankenhäusern,... Letztendlich nach vielen Schmerzen und Quälerei wurde ein Pilz im Rücken festgestellt, der durch die Chemo aufgetreten sein soll. Dieser hatte bis dahin schon 2 Wirbel und Bandscheiben zerstört und es musste sofort operiert werden. Den Pilz konnte man entfernen und es wurden Platten und Schrauben eingesetzt.
Die OP war im Juli und bis jetzt muss mein Papa noch ein Korsett anziehen. Als man dann aber zur Vorbereitung der OP auch die Lunge geröntgt hat, wurde dort auch etwas festgestellt. Man wusste nur nicht ob es auch der Pilz ist oder eine Metastase, auch wenn das sehr unwahrscheinlich sei. Wieder liefen wir von Krankenhaus zu Krankenhaus, mein Vater ließ etliche Untersuchungen über sich ergehen, bis festgestellt wurde, dass es "zum Glück" nur der Pilz ist.
Und solange er kein Blut hustet müsste man den auch nicht operieren. Jedoch musste er wieder Pilzmittel nehmen (musste er vor und nach der Lendenwirbelop auch) und damit war/ist eine Chemotherapie unmöglich.
So langsam hat mein Papa sich dann aber auch von diesen Strapazen ein wenig erholt.
Jedoch war es sehr schwer für meinen Papa (der neben seiner stressigen Arbeit an einer Hochschule, nebenbei Ortsvorsteher war und Landwirtschaft betrieben hat), dass er nur eingeschrenkt laufen konnte. Und schon bald fing es damit an, dass er immer vergesslicher wurde, ihm Wörter und Sachen nicht einfielen... Ende September stand auch schon der Kontrolltermin für Rücken und Gehirn an und es wurden MRT's gemacht. Ergenis: mit dem Rücken ist alles in Ordnung (obwohl er ein Taubheitsgefühl in den Beinen und Füßen hat), jedoch hat sich ein Rezidiv gebildet, dass sofort entfernt werden müsste, da eine Chemo ja nicht möglich ist...
Diese OP war jetzt vor ungefähr 2 Wochen und ich bin wirklich schockiert wie es meinem Papa geht. Er war vorher durch die Pilzmittel schon sehr müde und antriebslos, aber jetzt will er fast gar nicht mehr aufstehen, obwohl ihm das immer so wichtig war, er hat immer noch Sprachfindungsstörungen, Sehstörungen und ist einfach teilnahmslos und alles ist ihm egal.
Die Ärzte raten jetzt auch noch zur Lungen-OP (Entfernung eines Lungenlappens), da er dringend eine Chemo machen muss, da der Tumor sonst viel zu schnell wieder nachwächst. Nur wäre diese OP wieder kein leichter Eingriff und würde ihn noch mehr schwächen...
Meine Mutter und ich sind gerade wirklich sehr ratlos was wir machen sollen...
Außerdem besteht für mich noch das Problem, dass ich jetzt mit dem Studium in einer anderen Stadt (mehr als eine Stunde von unserem Wohnort entfernt) begonnen habe und dort auch eine Wohnung habe. Ich habe einfach so ein schlechtes Gewissen, dass ich schon wieder nach meiner Zeit in Spanien weg bin... Mein Papa würde mir das jedoch nie vorwerfen und will unbedingt, dass ich das Studium durchziehe, da er selbst studiert hat und würde sich totale Vorwürfe machen, wenn ich das jetzt abbreche.
Ich hoffe es hat sich überhaupt jemand die Zeit genommen diesen ewiglangen Text durchzulesen, aber ich wäre wirklich froh darüber Rat hier zu finden...

Liebe Grüße,
Tatjana
nala90
dirlis
23.10.2013 21:22:11
Hallo Tatjana,
Natürlich nimmt sich hier jemand die Zeit auch lange Texte zu lesen.
Einen konkreten Ratschlag zu geben, ist allerdings schon deutlich schwieriger.
Das Glioblastom für sich ist schon eine schwierige Geschichte, aber mit den vielen zusätzlichen Problemen, die bei Deinem Vater aufgetreten sind, befürchte ich, dass Dir Betroffene und Angehörige kaum Antworten können. Schlussendlich sind wir doch informierte oder zum Teil immerhin gut informierte Laien.
Von einem Pilzbefall habe ich vorher noch nie gehört.

Als Ratschlag bleiben eher allgemeine Gegenfragen:
Wie renommiert ist das Krankenhaus, in dem Dein Vater bislang betreut wird?
Wurde eine Zweitmeinung eingeholt?
Könnt Ihr mit komplementären Behandlungsansätzen etwas für das angegriffene Immunsystem tun?
Wird er Psychoonkologisch unterstützt. Ist die antriebslosigkeit aufgrund er körperlichen Beanspruchung oder könnte der Grund auch in einer Depression zu finden sein? Dann könnte ein Antidepressiva eventuell hilfreich sein.

Für Dich selbst musst Du entscheiden, was Du möchtest. Wenn Du Dir selber in der Zukunft vorwerfen wirst, dass Du jetzt nicht für Deinen Vater da bist, wirst Du wohl anders entscheiden, als wenn Du sagst, der Wunsch Deines Vaters auf Weiterführung des Studiums ist Dir "heilig".
Vielleicht kannst Du aufgrund der besonderen Situation ein Semester pausieren oder aufgrund der psychischen Belastung in der Situation eine Krankschreibung ein Wegbsein könnte. Das Studium komplett abzubrechen wäre schon ein stärker Einschnitt.

Ich hoffe, ich kann Dir hiermit zumindest Denkanstöße geben.

Gruß, Dirlis
dirlis
nala90
23.10.2013 21:45:43
Hallo Dirlis,
erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast alles zu lesen und dann auch noch zu antworten.
Uns hat vorher auch niemand gesagt, dass es zu sowas kommen könnte...

Also operativ bzw. fachlich ist es sehr renommiert, jedoch kann ich bis jetzt aus unserer Erfahrung sagen, dass der Umgang mit Patienten und Angehörigen ein Witz ist. Das hat sich gerade heute nochmal gezeigt. Der operierende Arzt sagte nach der OP, dass alles super verlaufen ist und alles entfernt wurde. Heute haben wir jedoch von einem anderen Arzt erfahren, dass doch nicht alles entfernt wurde.
Wir hatten vor uns eine Zweitmeinung einzuholen, jedoch war mein Vater die ganze Zeit nicht transportfähig.
Wir hatten nur telefonischen Kontakt mit einer anderen Klinik und mein Vater war sogar in einer Studie aufgenommen, an der er jedoch auf Grund der Pilzerkrankung nicht teilnehmen konnte.
Nein, wir haben absolut keine psychoonkologische Unterstützung bekommen und wenn ich ehrlich bin, wusste ich bevor ich hier im Forum angemeldet war, noch nicht einmal was genau das ist, weil uns absolut keiner über so etwas informiert hat.
Da mein Vater über das was in ihm vorgeht nicht mit uns redet, oder vielleicht auch nicht mehr in der Verfassung dazu ist, könnte eventuell auch eine leichte Depression vorliegen, was ich aber nicht beurteilen kann.

LG
nala90
alma
23.10.2013 22:44:52
Hallo Tatjana,

erstmal wie üblich an dieser Stelle ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich finde, es hört sich nicht gut an, was ihr mit den behandelnden Ärzten erlebt.
1. Unerlässlich: eine verständliche Aufklärung über die Diagnose. Wie will
man sonst bei der Behandlung mitentscheiden?
2. Die Beschwerden des Patienten ernst nehmen.
3. Dem Patienten mitteilen, was warum untersucht werden soll.
Ihr braucht ein Vertrauensverhältnis. Das Glioblastom ist eine schwere Erkrankung, da ist es wichtig, in guten Händen zu sein.
Bei mir auch die Frage: was für ein Pilz? Wie heißt er? Und dann: warum jetzt die Lungen-OP? Pilzbefall?
Legt euch eine eigene Krankenakte an - die Befunde zu kopieren, steht den Patienten zu. OP-Bericht, Arztbriefe, histologischer Befund, Laboruntersuchungen, MRT-Befunde. Dann habt ihr eine Grundlage, die Behandlung nachzuvollziehen. Oder auch in einer Klinik eine Zweitmeinung einzuholen. Was ich im übrigen unbedingt machen würde. Mir ist ziemlich unklar, was da bei euch los ist.

Liebe Grüße, Alma.
alma
gramyo
23.10.2013 23:34:17
Liebe Tatjana,

in vielen Dingen, kann ich Dirlis Vorschläge nur unterstützen. Allerdings kenne ich den Pilzbefall. Bei meinem Partner, der nicht mehr auf dieser Erde ist, wurde er zuerst sichtbar im Mund -und Rachenraum diagnostiziert.
Vermutet wurde allerdings auch , das die Lunge auch durch den Pilz noch zusätzlich angegriffen sei, neben der zu diesem Zeitpunkt schon bestehende beidseitige Lungenentzündung und Lungenembolie.

Auch er bekam ein Mittel gegen die Pilzinfektion. In dem Beipackzettel stand tatsächlich auch, das der Pilz viele Organe befallen und schädigen kann und eine starke Müdigkeit hervorrufen könnte.

Sobald dein Vater sich erholt hat, solltet ihr unbedingt eine Zweitmeinung
in einer anderen Uniklinik einholen. Da ihr im Saarland wohnt, wäre HD eine gute Möglichkeit für euch.

In Unikliniken und großen Krankenhäusern wird häufiger vergessen, die Patienten und ihre Angehörigen auf die Möglichkeit einer psychoonkologischen Beratung und Therapie hinzuweisen. Sie steht auch euch Angehörigen zu!!

Jetzt wisst ihr es und ich würde absolut davon Gebrauch machen.
Auch möchte ich euch eine Komplementärtherapie sehr an`s Herz legen.

Kannst du gerne , siehe hier links oben
"Nachricht schreiben "
an einen von uns richten. Hier dürfen wir nur Mittel nennen, aber keine Adressen und Lieferanten( um berichtigt Werbung zu vermeiden).

Da dein Vater sehr viele Eingriffe zu überstehen hatte, nicht zu vergessen die Medikamente, ist seine Müdigkeit und Antriebslosigkeit im Moment wohl noch zu verstehen. Da du jetzt genauer informiert bist, kannst du ja auch vielleicht ihm neue Möglichkeiten aufzeigen.

Mache du das in deinem Leben, was dir möglich ist, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Dirlis Vorschlag finde ich da auch sehr empfehlenswert.

Ich wünsche euch allen, insbesondere deinem Vater eine bessere lebenswerte Zeit, die kleine glückliche Momente des Zusammenlebens in sich birgt.

Fühle dich gedanklich umarmt und mit Energie beschenkt
Gramyo/Claudia und ihr Mann
der in ihrem Herzen und Leben
immer einen wunderschönen Platz einnimmt
gramyo
nala90
24.10.2013 16:35:05
Hallo Alma,
danke für deine Antwort.
Der Pilz, den mein Vater hat, nennt sich Aspergillus und kann bei einer Chemo auftreten, auch wenn es recht selten ist. Und ja, den hat er auch in der Lunge.
Jedoch hat uns gestern auch ein Arzt geraten die Lungen-OP lieber nicht zu machen. Wir hatten auch ein Telefongespräch mit der Klinik in HD und auch die meinten, dass man das erstmal nicht machen sollte und wir schicken Ihnen jetzt alle Unterlagen zu.
Eine Krankenakte mit allen Unterlagen haben wir natürlich, nur hatten wir noch nicht den neusten OP-Bericht vorliegen, weil das dort in der Klinik nicht immer so einfach ist. Da kann man etwas 100 Mal sagen und man bekommt es nicht...

Liebe Gramyo,
auch dir vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Bei meinem Vater hat der Pilz auch auf der Zunge angefangen, aber da haben alle Ärzte gemeint das wäre normal und nichts davon gesagt, dass sich das ausbreiten kann...

Mein Papa sollte auch eigentlich heute mit einer Reha beginnen, jedoch haben die Ärzte uns das mit der Lungen OP dann vor ein paar Tagen gesagt. Falls wir der OP aber nicht zustimmen könnte er die Reha vielleicht doch noch ab Montag beginnen.
Ich denke das wäre vielleicht im Moment das Beste für ihn, um wieder etwas zu Kräften zu kommen.
Die Ärzte der Uniklinik des Saarlandes haben uns zwar gesagt, dass es keinen Weg mehr gibt, falls wir die Lungen OP nicht machen lassen und somit keine Chemo, aber die Kollegen in HD haben gesagt, dass sie sich das auf jeden Fall mal ansehen und man auch etwas machen kann und nicht aufgeben sollte.

Liebe Grüße,
Tatjana
nala90
alma
24.10.2013 17:07:05
Hallo Tatjana,

wenn bereits nach der Rücken-OP die Aspergillose festgestellt worden war, ist es mir unverständlich, warum man nicht gleich eine Rö-Aufnahme der Lunge gemacht hat. Da setzt sich der Pilz nämlich gern fest. Das gehört aus meiner Sicht zu einer korrekten diagnostischen Abklärung. Erkundige dich mal bei Medizinern danach.
Ich lege dir nochmal ans Herz, dir alle Unterlagen zu besorgen.
Haltet euch lieber an die Klinik in Heidelberg. Die Aussage der Ärzte dort klingt vertrauenswürdiger.

Liebe Grüße, Alma.
alma
Pipo
24.10.2013 20:25:01
Hallo Tatjana,

vieles Wichtige ist schon gesagt worden. Deswegen nur eine Überlegung zum Thema Zweitmeinung. Sollte die Zeit drängen, wovon ich ausgehe, kannst Du Dich auch alleine auf den Weg machen. Natürlich ist es besser, den Patienten selbst vorzustellen, wenn es aber nun nicht geht, kannst Du durchaus mit den Befunden und Bildern Deines Vaters bewaffnet alleine einen Arzt aufsuchen und ihm die Situation schildern. Auch wenn es nicht ideal ist, halte ich es für besser, als gänzlich auf eine Zweitmeinung zu verzichten. Sollte der "Zweitarzt" eine spezielle Blutuntersuchung für nötig halten, läßt sich sowas notfalls auch über einen Kurier regeln, oder indem man eine Probe mal selbst transportiert - hört sich komisch an, haben wir aber auch schonmal so gemacht und ich erwähne es nur, weil nicht jeder Arzt an so etwas denkt.

Viele Grüße
Natascha
Pipo
gramyo
24.10.2013 21:30:58
Liebe Tatjana und natürlich Papa und die ganze Familie,

jetzt auch nur noch einmal wegen der Reha und der Zweitmeinung. Ich würde
MORGEN !!! noch einmal in der Uniklinik HD anrufen und fragen, was sie zu dem Reha-Termin meinen. Diese Aussage würde ich dann auch absolut beherzigen!!

Die Zweitmeinung kannst du tatsächlich ohne deinen Vater machen, aber besser ist es natürlich mit ihm.
Wir hatten damals vorab alle Befunde schon hingefaxt und die cd des MRT`s mitgebracht. Später wurden die MRT´s von dem radiologischen Institut zu Prof. W. hingeschickt zur Beurteilung.

Hoffe auch sehr , dass dir die PN´s geholfen haben.
Ganz liebe Grüße und gute Besserung für deinen Vater wünschen wir euch
Gramyo/Claudia und Burkard gedanklich

Lies auch mal meinen Beitrag "Treffpunkt mit Kreativwerkstatt"
da könnt ihr dann nächstes Jahr hoffentlich hinkommen, wenn alles besser ist, was ja ausgesprochen wünschenswert wäre
gramyo
Pipo
24.10.2013 21:38:24
Hier bin ich nochmal,

habe mir ein paar Gedanken zu Deinem Studium gemacht. Leider weiß ich nicht, was und wo Du studieren wirst und da ich noch auf Magister studiert habe, kenne ich mich mit mit den Bachelorstudiengängen und diesen Modulen nicht aus.
Hauptsächlich geht es wohl um die Frage, ob Du befürchtest, Dir später Vorwürfe zu machen, wenn Du Dich voll auf Dein Studium konzentrierst oder ob Dein Vater vielleicht stolz auf Dich wäre und sich freuen würde, diesen Schritt in Deinem Leben mitzubekommen.
Vielleicht gibt es die Möglichkeit, nur ein paar Module an einigen Tagen zu absolvieren und die anderen Tage bei Deiner Familie zu verbringen. Das ist bei den neuen Studiengängen zwar etwas schwieriger, aber vielleicht klappt es. Falls Du Dich dazu entschließt, wäre es ganz gut, jeweils die ersten Veranstaltungen mitzumachen, damit Du bei Themenvergaben usw. dabei bist. Da Dein Semester jetzt beginnt, gehe ich davon aus, daß Du Dich an einer Universität eingeschrieben hast und die haben in der Regel eine Studienberatung. Dort findest Du Hilfe bei der Organisation Deines Studiums und häufig auch psychologische Unterstützung, bei denen würde ich auf jeden Fall mal anklopfen, die dürften genau die richtigen Ansprechpartner in dieser Situation sein. Es ist auch - wie Dirlis schon sagt - völlig in Ordnung, sich zwischendurch mal krankschreiben zu lassen, das ist nunmal eine Ausnahmesituation.

Das sollen nur ein paar Denkanstöße sein, es bleibt eine sehr persönliche Bauchentscheidung, nur leider ist gerade das Bauchgefühl in solchen Situationen oft verwirrt. Erzähl' mal, wie es weitergeht.
Liebe Grüße
Natascha
Pipo
nala90
24.10.2013 23:41:55
Liebe alma, Pipo und gramyo,
ich bin wirklich sehr dankbar für die ganze Unterstützung hier und hätte gar nicht damit gerechnet!

Wir haben bis jetzt alle Unterlagen zusammen, es fehlen nur noch der letzte OP-Bericht und die neuen MRT-Aufnahmen von der Lunge von gestern, die meine Mutter aber morgen besorgen will, damit wir der Klinik in Heidelberg alles zukommen lassen können.

Meine Eltern hatten heute auch einen Termin in der Lungenklinik zur Aufklärung über die OP. Der Ärztin zufolge würde dabei zu 99% alles gut gehen und er könnte schon nach 2-3 Wochen mit der Chemo anfangen und der Chefarzt würde sogar selbst operieren,...
Wir sollen uns jetzt bis Anfang nächster Woche entschieden haben.

Also ich hab gerade erst mit dem Studium angefangen und das ist meine erste Woche mit Vorlesungen. Ich studiere Lehramt Sonderpädagogik.
Und an der Uni, an der ich studiere ist alle so chaotisch, dass mein Stundenplan so aussieht, dass ich jeden Tag Uni habe, auch wenns dann einmal nur für eine Vorlesung ist...
Aber es besteht bei Vorlesungen ja keine Anwesenheitspflicht, deshalb werde ich da dann auch nicht immer hingehen, wenn es einfach nicht geht.
Das mit dem krankschreiben werde ich mir auch mal noch überlegen, falls es wirklich mal nötig sein sollte.
Es ist im Moment eben auch für mich total schwer, ganz neu an der Uni, in einer neuen Stadt, ich kenne kaum jemanden und hab auch eigentlich gar keine Lust darauf...

Ich werde euch aber auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, wenn ihr das wollt.

LG
Tatjana
nala90
sunnyneun
25.10.2013 08:00:00
Hallo Nala,

bevor du du anfängst Vorlesungen ausfallen zu lassen, würde ich an deiner Stelle ein Urlaubssemester beantragen oder auf ein Fernstudium wechseln.

Als mein Vater erkrankte, hab ich auch auf ein Fernstudium gewechselt, somit hatte ich nur einmal pro Monat Freitag und Samstag Präsenzzeit und jeweils zum Semesterwechsel eine Woche, in dieser Zeit fanden Vorlesungen, Praktikas und Prüfungen statt. So konnte ich wunderbar die Zeit zu Hause und das Studium kombinieren und ich konnte später nebenbei auch schon arbeiten gehen und Berufserfahrung sammeln.

Die Studienangebote erweitern sich auch stetig in diese Richtung.

LG
sunnyneun
Aivlis
29.10.2013 21:53:50
Liebe nala90,
auch von mir ein herzliches Willkommen in diesem Forum. Ich schreibe zu Dir als Mutter eines 22-jährigen Sohnes und Ehefrau eines am Glioblastom erkrankten Mannes (58 Jahre alt). Ich denke auch, Du solltest in erster Linie auf Dein Bauchgefühl hören anstatt Dich von Ängsten oder gar Panik leiten zu lassen. Du schreibst, Dein neuer Wohnort ist ca. 1 Stunde von dem Deiner Eltern entfernt. Ich finde, das ist eine durchaus zu überbrückende Strecke, sollte es Dich akut sehr zu Deinem Vater ziehen. Wenn Dein Vater möchte, dass Du Dein Studium auch weiterhin absolvierst, so wird das sicher einer seiner Herzenswünsche sein. Da brauchst Du kein schlechtes Gewissen haben. Ihr könnt ja trotzdem die Zeit, die ihr miteinander verbringt, sehr intensiv füllen. Letztlich steht Deine Mutter als die Partnerin Deines Vaters auch eng an seiner Seite. Ich denke, Deine Mutter ist die engste Vertraute Deines Vaters. Weißt Du, liebe nala90, mein Mann und ich mögen unseren Sohn sehr ungern progressiv mit dieser Krankheit belasten. Unser Sohn darf alles wissen, alles fragen. Wir sind in unseren Antworten dann auch ehrlich und aufrichtig. Allerdings erzählen wir ihm nicht alles ungefragt. Er hängt sehr an seinem Vater und leidet über alle Maßen, wenn Negatives droht und davon gibt es wahrlich genug. Mein Mann und ich wollen, dass unser Sohn seine Jugend genießt. Das Leid, das Abschiednehmen, die Trauer kommen sowieso und müssen von ihm bewältigt werden. Und dafür ist es auch wichtig, dass er vertraute Menschen in seinem Alter um sich hat, deren Bindungen er jetzt pflegen muss. Du kannst ja auch die vielen verschiedenen Medien nutzen. Dein vergleichsweise junger Vater ist als Ingenieur sicher vertraut im Umgang mit E-Mail und SMS. Ich finde es immer sehr schön, wenn ich von meinem Sohn eine liebevolle SMS erhalte. Und E-Mails sind doch auch zauberhaft gestaltbar. Dazu vielleicht noch das „old school“ Medium papierne Postkarte oder gar ein Brief und ich kann mir vorstellen, wie unglaublich glücklich Du Deinen Papa mit all dem machst.
Ganz liebe Grüße und alles Gute für Dich und Euch sendet Aivlis.
Aivlis
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