Hallo,
ich bin ganz neu hier in diesem Forum und habe erstmal auch nur still mitgelesen, jedoch brauche ich zur Zeit einfach Hilfe und Rat und habe mir erhofft das hier zu finden.
Ich fange am besten erstmal an, um wen es geht und was genau bis jetzt vorgefallen ist:
Es geht um meinen Papa (57, Diplomingenieur). Im Oktober 2012 wurde er auf Grund von Sprachstörungen von meiner Mutter ins Krankenhaus gebracht und dort wurde eine Hirnblutung festgestellt, jedoch ging es ihm schon noch wenigen Tagen wieder gut und er wurde in die Reha geschickt. Dort war auch alles super, er war eigentlich wieder der Alte und fing Anfang 2013 wieder an zu arbeiten.
Es war nicht einmal die Rede von einem Hirntumor.
Auf der Arbeit sollte er dann erstmal wieder eingegliedert werden, doch schon 4 Stunden Arbeit am Tag waren ihm zuviel, er konnte sich kaum konzentrieren und die Sprachfindungsstörungen fingen wieder an.
Daraufhin hatten meine Eltern wieder einen Termin in der Uniklinik des Saarlandes und es wurde festgestellt, dass "da etwas ist, was da nicht hingehört". Auch da keine Rede von Gehirntumor.
(Ich war während dieser Zeit, Januar bis Juni, leider in Spanien wegen eines Praktikums.)
Das "Ding" wurde dann entfernt und die Ärzte sagten, dass die OP super verlaufen war, man alles entfernen konnte, es jetzt nur noch zur Sicherheit eingeschickt wird.
Meinem Vater ging es auch super, er machte schon einen Tag nach der OP Yoga-und Meditationsübungen in seinem Bett, da er am gleichen Tag abends (morgens wurde er operiert) auf den Flur gestellt wurde, da kein Zimmer frei war.
Dann kam die Diagnose: Hirntumor. Wir hatten das Glück dies von einem Arzt mitgeteilt zu bekommen, der mehr als den Fachbegriff Glioblastom in deutsch nicht sagen konnte. Nachdem meine Mutter sich dann im Internet informiert hatte, waren wir geschockt. Erst nach mehrfachem Nachfragen wurde es Ihnen wenigstens ein bisschen von einem anderen Arzt erklärt.
Im Juni 2013 fing dann die Bestrahlung und Chemo an und sollte 4 Wochen dauern und im August sollte es dann richtig mit der Chemo losgehen bis Januar 2014.
Dazu kam es dann jedoch nicht. Die Chemo und Bestrahlung an sich hat mein Vater super überstanden, das habe ich dann auch wieder mitbekommen, weil ich im Juni zurückgekommen bin. Jedoch bekam er schon zu Ende der Chemo starke Rückenschmerzen, die jedoch vom Arzt ignoriert und mit dem Satz "Die habe ich auch!" abgetan wurden. Irgendwann wurde es jedoch so schlimm, dass er nur noch im Krankenbett meiner Oma schlafen konnte und kaum noch aufstehen konnte und kein Arzt fand einen Rat, wir waren bis dahin schon beim Hausarzt, Schmerztherapeuten, Orthopädie, 2 verschiedenene Krankenhäusern,... Letztendlich nach vielen Schmerzen und Quälerei wurde ein Pilz im Rücken festgestellt, der durch die Chemo aufgetreten sein soll. Dieser hatte bis dahin schon 2 Wirbel und Bandscheiben zerstört und es musste sofort operiert werden. Den Pilz konnte man entfernen und es wurden Platten und Schrauben eingesetzt.
Die OP war im Juli und bis jetzt muss mein Papa noch ein Korsett anziehen. Als man dann aber zur Vorbereitung der OP auch die Lunge geröntgt hat, wurde dort auch etwas festgestellt. Man wusste nur nicht ob es auch der Pilz ist oder eine Metastase, auch wenn das sehr unwahrscheinlich sei. Wieder liefen wir von Krankenhaus zu Krankenhaus, mein Vater ließ etliche Untersuchungen über sich ergehen, bis festgestellt wurde, dass es "zum Glück" nur der Pilz ist.
Und solange er kein Blut hustet müsste man den auch nicht operieren. Jedoch musste er wieder Pilzmittel nehmen (musste er vor und nach der Lendenwirbelop auch) und damit war/ist eine Chemotherapie unmöglich.
So langsam hat mein Papa sich dann aber auch von diesen Strapazen ein wenig erholt.
Jedoch war es sehr schwer für meinen Papa (der neben seiner stressigen Arbeit an einer Hochschule, nebenbei Ortsvorsteher war und Landwirtschaft betrieben hat), dass er nur eingeschrenkt laufen konnte. Und schon bald fing es damit an, dass er immer vergesslicher wurde, ihm Wörter und Sachen nicht einfielen... Ende September stand auch schon der Kontrolltermin für Rücken und Gehirn an und es wurden MRT's gemacht. Ergenis: mit dem Rücken ist alles in Ordnung (obwohl er ein Taubheitsgefühl in den Beinen und Füßen hat), jedoch hat sich ein Rezidiv gebildet, dass sofort entfernt werden müsste, da eine Chemo ja nicht möglich ist...
Diese OP war jetzt vor ungefähr 2 Wochen und ich bin wirklich schockiert wie es meinem Papa geht. Er war vorher durch die Pilzmittel schon sehr müde und antriebslos, aber jetzt will er fast gar nicht mehr aufstehen, obwohl ihm das immer so wichtig war, er hat immer noch Sprachfindungsstörungen, Sehstörungen und ist einfach teilnahmslos und alles ist ihm egal.
Die Ärzte raten jetzt auch noch zur Lungen-OP (Entfernung eines Lungenlappens), da er dringend eine Chemo machen muss, da der Tumor sonst viel zu schnell wieder nachwächst. Nur wäre diese OP wieder kein leichter Eingriff und würde ihn noch mehr schwächen...
Meine Mutter und ich sind gerade wirklich sehr ratlos was wir machen sollen...
Außerdem besteht für mich noch das Problem, dass ich jetzt mit dem Studium in einer anderen Stadt (mehr als eine Stunde von unserem Wohnort entfernt) begonnen habe und dort auch eine Wohnung habe. Ich habe einfach so ein schlechtes Gewissen, dass ich schon wieder nach meiner Zeit in Spanien weg bin... Mein Papa würde mir das jedoch nie vorwerfen und will unbedingt, dass ich das Studium durchziehe, da er selbst studiert hat und würde sich totale Vorwürfe machen, wenn ich das jetzt abbreche.
Ich hoffe es hat sich überhaupt jemand die Zeit genommen diesen ewiglangen Text durchzulesen, aber ich wäre wirklich froh darüber Rat hier zu finden...
Liebe Grüße,
Tatjana