Liebe Cirsten,
bei mir wurde ein Glioblastom WHO IV diagnostiziert und in Köln mit einem Seed-Katheder von Jod 125 punktiert (12/03). Anschließend erhielt ich eine externe Bestrahlung von 31 Gy. Der Tumor im rechten Kleinhirnstiel ist seitdem im Zehntelbereich angewachsen. Es gibt ein Ödem nahe am Liquorabfluss. Mir ging es lange sehr gut, ich bin täglich bis zu 60 km mit dem Rennrad gefahren und ich dachte, ich bin auf dem Weg nach oben. Bis zum 12.August. Von heute auf morgen massive neurologische Ausfälle wie Gleichgewichtsschwankungen und akute Sehstörungen (Doppelbilder). Ich habe so gut wie keine Kraft mehr. Zu allem Überfluss nehmen die Kölner Ärzte, die eigentlich für meine Nachsorge verantwortlich sind, eine Abwartungshaltung ein. Das Drecksteil hat sich nicht vergrößert, also sehen sie keinen Handlungsbedarf. Ich habe nach alternativen Therapien gesucht, und bin zwangsläufig auf die Hyperthermie gestoßen.
Ich habe mich vom 18.08. bis zum 30.08.04 in einer Klinik in Bad Aibling aufgehalten und einer sechs mal einer Hyperthermie unterzogen, unter Manitol- und Dexamethason-Schutz und simultaner Zytostase mit dem Liquorgängigem Nimustin (ACNU). Es traten keinerlei Nebenwirkungen auf, ich war überrascht. Meine neurologischen Ausfallerscheinungen sind auf gleichem Level geblieben, der Arzt sagt, dass die Therapie erst richtig ansprechen muss und die nächsten Wochen abzuwarten sind. In vier Wochen ist einer neuer MRT-Termin angesetzt, der dann Aufschluss geben soll über ein nekrotisches Verhalten des Tumors. Übrigens hat Prof. Grönemeyer in dieser Klinik Erfahrungen gesammelt, bevor er in Bochum aktiv wurde!
Ich würde nichts unversucht lassen, denn mit der Hyperthermie ist kein operativer Eingriff verbunden. Informiert Euch eingehend, ich kann nur dazu raten.
Viel Kraft und Zuversicht
Aiko
Die generellen Wirkmechanismen der Hyperthermie kann man wie folgt zusammenfassen:
1. Direkte Tumornekrose durch Hitzeeinwirkung.
2. Erhöhte Durchblutung im gesunden Gewebe führt zur Nährstoff- und Sauerstoffverarmung des Tumorgewebes.
3. Blutarmut im Tumor, hat wiederum eine Nährstoff- und Sauerstoffverarmung des Tumorgewebes zur Folge. Dies führt zur
4. Anaeroben Energiegewinnung über den Zuckerabbau zu einem sauren Milieu im Tumor (Apopthose durch anaerobe Stoffwechsel Induktion).
5. Sensibilisierung der Strahlen- und Chemotherapie (synergistischer Effekt): Unter Hyperthermie werden einzelne Chemotherapeutika in ihrer Wirkungsweise bis zum Fünffachen gesteigert, ohne dass die Neben- wirkungen mit steigen.
6. Durchbrechung der Chemo- und Strahlenresistenz.
7. Durch die Hyperthermie (wie auch bei Chemo- oder Strahlentherapie) wird die Expression von Stressproteinen (HSP) ausgelöst, dies verstärkt eine Oberflächenpräsentation des Tumors für das Immunsystem (Kenntlichmachung der Tumorzellen = Erhöhung der Immunogenität der Tumorzellen => Tumorlyse durch T-Zellen).
8. Die Wärme aktiviert die ruhenden Zellen aus der G0-Phase in die G1 bzw. in die S-Phase und macht sie für die Chemo- oder Strahlentherapie zugängig.
9. Die Mikroembolisation der Krebsgefäße (Angiogenetischer Block) konnte durch angiographische Untersuchungen nachweisen werden.
10. Schmerzreduktion.
11. Erhöhung der Lebensqualität (Karnofsky-Index)
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