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Sarah65

Hallo Ihr Lieben,
mittlerweile sind nun schon 3 Jahre und 3 Monate vergangen, wo ich meinen Mann mit nur 53 Jahren und der Diagnose Glioblastom verloren habe. Jeder Betroffene und Angehörige hier mit dem gleichen Schicksal weiß, was das heißt. Morgen hätte mein Mann Geburtstag, dass ist wieder so ein schlimmer Tag, fast wie jeder andere Sonn- oder Feiertag, der einem das Leben, ich sage mal, als Alleingelassener, noch schwerer macht. Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, doch ich habe diese Zeit noch immer nicht gefunden.
Vielleicht auch deshalb, weil es seit dem Tod meines Mannes keinen Familienzusammenhalt mehr gibt. Meine Schwiegertochter, die Frau meines ältesten Sohnes hat es geschafft, die Familie kaputtzumachen. Nicht genug, dass sie mich bei meinem Sohn, für den ich mal die Allerbeste Mama war, dermaßen schlecht geredet hat, sodass er heute nicht einmal mehr Mama zu mir sagt, nein, sie hat auch noch meinen jüngeren Sohn aufgehetzt. Ich wurde aus der Familie meines älteren Sohnes ausgeschlossen, darf an keinen Feierlichkeiten teilnehmen und keinen Kontakt zu meinem Sohn haben. Mir hat das mein Herz zerissen. Ich habe auch niemanden, mit dem ich über all das reden kann. Man ist doch schon gestraft genug, wenn man einen geliebten Menschen durch diese Krankheit Glioblastom verliert. Und nun habe ich auch noch meinen Sohn verloren. Auch ich, als einigermaßen gesunder Mensch muss jeden Tag kämpfen, weil ich keinen Lebenswillen mehr habe und ich dermaßen gequält werde, was mich richtig krank macht. Ich weiß, es ist sehr schlimm, wenn man sowas hier schreiben muss. Ich wünsche allen Betroffenen und Angehörigen viel Kraft und vor allem eine intakte Familie, die einem den nötigen Halt gibt und immer für einen da ist in dieser schweren Zeit. Was ich leider nicht hatte. Gerade von den Menschen nicht, die mich mittlerweile aus Ihrem Leben ausgeschlossen haben, mein Sohn und dessen angeheiratete Verwandtschaft. Warum, verstehe ich bis heute nicht, vlt. auch deshalb, weil sie über ihre eigenen Fehler hinwegtünchen wollen.
Liebe Grüße Sarah

GMT

Liebe Sarah65,

ich hatte in deinen Beiträgen gelesen, dass schon während der Erkrankung deines Mannes die familiäre Situation angespannt war.
Es tut mir unendlich leid für Dich, dass Du so etwas erleben musst - zusätzlich zu dem Leid.
Das macht es natürlich um so schwerer, ins Leben zurück zu finden.
Es ist allgemein schwierig mit anderen Menschen über solche Dinge zu reden, die meisten fühlen sich sehr unbehaglich bei solchen Themen und merken erst, wie sich so etwas anfühlt wenn sie selber betroffen sind.
Das macht es nicht besser, ich weiß - aber vielleicht hilft es dir, zu verstehen, dass es nicht an Dir liegt...…
Hast Du eventuell die Möglichkeit bei deiner Krankenkasse anzurufen und dort um Hilfe für eine Gesprächstherapie zu bitten? Vielleicht würde dir da auch eine Kur angeboten - wenigstens um dich aus dem z.Zt. ncht guttuenden Alltag zu holen?

Ob die Zeit wirklich alle Wunden heilt ist nicht immer sicher - es bleiben zumindest Narben, manche werden immer schmerzen.
Mein Mann ist vor 14,5 Monaten an dieser Erkrankung verstorben und ich fühle mich auch nur als halber Mensch, habe manchmal das Gefühl, dass ich "meine Zeit hier nur noch "absitze".....man ist wie aus dem Leben katapultiert…..

Zum Verhalten deiner Kinder kannst Du selber wahrscheinlich nichts tun, weiter zu leiden - auch um deren "Verlust" - ist nur allzu verständlich! Doch außer Leiden wird sich da nichts ändern..... Manchmal muss man Türen schließen, den Schlüssel umdrehen und wenn man ihn mindestens wegpackt und sich nicht mehr umdreht danach, könnte es vielleicht passieren, dass man wieder nach vorne schaut......den Blick für neue Wege bekommt - manchmal in ganz kleinen Schritten zwar nur aber es kann möglich sein.
Alles andere - was Du nicht ändern kannst, wird Dich nur krank machen....

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du dich selbst wieder findest mit dem Gedanken, dass es wunderbar war, deinen Mann zu haben, der dein Leben bereicherte und dir sicher auch schöne Erinnerungen an euer gemeinsames Leben hinterlassen hat.

Aziraphale

Familienzusammenhalt? Was ist das? Meine Mutter verurteilt mich dafür, dass ich so gut wie keinen Kontakt zu meinem Bruder halte, er ist im Juli nach Österreich gezogen und ehrlich gesagt, geht es mir seitdem besser. Die Ursache dafür ist, dass ich Angst hatte vor ihm, seit dem Tag, an dem er meinen Mann aus heiterem Himmel verprügelt hat, aus einem nichtigen Anlass, im Suff, immer wieder auf den Kopf geschlagen. Ich wünsche ihm und seiner Frau nichts Schlechtes, jedoch werde ich nie aus den Kopf bringen, ob der Vorfall nicht etwas mit der Entstehung des Tumors zu tun hatte, der 3 Monate später meinen Mann "niedergestreckt" hat. Und wenn er nie mehr zurück kommt, wäre mir das immer noch zu früh. Danke, dass ich das mal schreiben durfte.

Ja meine Mutter ist da, ja sie hilft, aber verstehen? nein verstehen tut sie mich schon lange Zeit nicht mehr wirklich. Nachdem mein Bruder ausgezogen war, wurde mir unterstellt, dass ich meine Eltern ja nun auch noch loswerden möchte und ihnen das Leben zur Hölle machen werde. Regelmäßig bekomme ich vorgehalten, was ich mal wieder nicht geschafft habe, was ich allerdings alles schaffe und leiste, das wird einfach übersehen. Das Gleiche tun ist nicht das Selbe, neulich forderte sie meinen Sohn auf, die Türen leiser zu schließen, worauf ich sie aufforderte, das doch bitte auch zu tun, was natürlich wieder Geschrei gab.

Weiter ausholen: Die Cousine meiner Mutter, Mehrfamilienhaus, der Bruder, der mit seiner Frau in der untersten Wohnung wohnt, zieht jetzt aus. Nach dem Tod der Mutter kommen die alle auf keinen grünen Zweig und nun steht eine Trennung an. Meine Mutter: "Das ist doch so schrecklich, die sind doch Geschwister und seine Frau müsste doch nicht immer so böse sein." Ich: "Na und? Mein Vater hat 4 Geschwister, von den 5en reden 3 nicht mit den anderen 2en." Sie: "Aber das ist doch nicht die Schuld Deines Vaters." Hab ich auch nie behauptet, ich wollte nur klar machen, dass das alles nichts ungewöhnliches ist, nichts, was nicht tagtäglich passiert und irgendwann muss man eine Lösung finden für derartige Probleme. Die "Schuldfrage" stellt sich in so einem Fall überhaupt nicht. Man kann nur einen Menschen auf dieser Welt ändern und das ist man selbst. Meine Mutter darauf: "Das sehe ich anders." Nun gut, das kann man, hilft aber dann auch nicht weiter.

Mir hilft es, Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Mich selbst zu hinterfragen, bin das noch ich, kann ich zu dem stehen, was ich tue? Du wirst Deine Schwiegertochter nicht ändern, auch Deine Söhne nicht, Du kannst nur versuchen, Dein Leben zu leben, so wie sie ihres leben, auch ohne dass sie ein Teil davon sind. Vielleicht entspannt sich dann auch irgendwann die Situation ganz von selbst.

Efeu

Eine so extrem schwere Krankheit bringt ans Licht, was bislang mehr im Verborgenen war, wo man weg schauen konnte, darüber hinwegsehen, es vertuschen um des sog. lieben Frieden willens.

Es zeigt ehrlich, schonungslos, wo jeder einzelne steht und wie er mit sich, anderen, Gefühlen, Herausforderungen, Belastungen umgeht.
Oft werden dann lieber andere zum Sündenbock gemacht als dass man den eigenen Schmerz ganz spürt. Ist einfacher.

Was bleibt? Radikal für sich zu schauen, seinen eigenen Weg zu gehen, so weh es auch immer wieder tut, so einsam man auch ist manchmal.
Ich stecke auch grad mittendrin in so einem Inferno, und es tut so verdammt weh. Bei mir sind es die Kinder, die sich distanzieren. eine kranke, behinderte Mama, das ist schwer zu ertragen, was sie doch immer die Starke, die Macherin, als Alleinerziehende sowieso.

Es hilft nur, ehrlich zu sein und darauf zu vertrauen, dass das das Beste ist für einen selbst.

Auch wenn wir uns alle was anderes wünschen.
Efeu

Toffifee

Ich hatte zwei Großmütter.
Grießma eine herzensliebe, gute alte Dame immer lieb, immer nett zu allen. Dann war da noch die Oma. Wenn´s nicht meine Großmutter wäre könnte ich sagen: "Eine richtige Hexe, ein Zankbesen." Sie beschimpfte ihren Mann, teilweise auch uns, nur ein Sohn hatte einen Freifahrtschein für beliebig alles.
Mit Nachbarinnen stritt sie, dann waren es wieder die Allerbesten. Und dann wieder alles von vorn.
In dem Fall würde ich total dran denken:
Familie hat man, Freunde sucht man sich. Egal, wie traurig das auch sein mag!
Ich glaube das Thema haben viele von uns Betroffenen: Plötzlich sind jahrzehntelange Freundschaften richtig für einen da, mehr als Teile der Familie. Mit Präsenz, Unterstützung, netten Worten einfach alles.
Liebe Sarah wie wäre es mit einem Freizeitsportverein (Walking, Laufen o. ä.) oder Malzirkel.
Manchmal ergeben sich auch in der Nachbarschaft die tollsten Begegnungen. Z. B. Meine frühere Nachbarin wurde die Trauzeugin meiner Frau und wir kommen regelmässig zusammen und verstehen uns blind.
Alles, alles Gute und Zuversicht
Toffifee

Padivofe

Liebe Sarah,
mein Mann starb vor 10 Jahren auch an einem Glioblastom. Die Zeit heilt keine seelischen Wunden, aber es wird erträglicher. Du beschreibst, dass die Familie zerrissen ist. Ich kenne euren Hintergrund nicht, aber es muss ja massiv etwas vorgefallen sein, wenn der eigene Sohn sich abwendet. Ich habe selber zwei erwachsene Söhne und kann mir keinen Grund vorstellen, das so etwas passiert.
Wenn ich so an die ersten zwei drei Jahre nach dem Tod meines Mannes denke, stellen sich mir heute die Nackenhaare auf. Trauer, Verzweiflung, Wut bestimmten meinen Alltag. Wer will sich das auf Dauer im Umfeld ständig antun? Ich war oft ungerecht und schnauzte schnell mal einen an. Im Gegenzug vertrug ich die Retourekutsche nicht und brach dann in Tränen aus, fühlte mich unverstanden.
Irgendwann kam mir die Erkenntnis, das es so nicht weitergehen kann und ich das auch gar nicht bin. Nicht nur ich hatte meinen Partner verloren, sondern die Söhne auch ihren Vater.Es war ein langer Prozess und ich habe wieder zu mir gefunden.

Vor fünf Jahren habe ich mir einen Hündin zugelegt. Ich schreibe das jetzt mit einem kleinen Schmunzeln. Sie hört mir immer zu, zwingt mich (auch bei Regen) mit ihr rauszugehen und jetzt kommt`s: sie ist immer meiner Meinung und widerspricht nicht. Es ist erstaunlich, wie viele neue Leute ich kennengelernt habe. Vielleicht wäre das auch eine Option für dich.

Liebe Sarah, gib nicht auf!
VG Padivofe

Mirli

Hallo Sarah65,

ich finde die Anregung von Padivofe sehr schön:-)

Ich hatte auch eine Hündin (über den Tierschutz aus der spanischen Tötungsstation - siehe Profilbild). Mir sind beim Gassigehen so viele Leute begegnet. Es gab immer etwas zu Quatschen, zu Streicheln und zu Lachen, man hat mit der Zeit auch sehr Privates besprochen und es sind sogar Freundschaften entstanden! Man kennt zum Teil die Namen der Hundebesitzer nicht mal, die heißen dann nur Herr oder Frau "Struppi":-)

Oder wie wäre es mit dem Besuch der Volkshochschule für Sprachkurs, -Kochen/Backen, -Häkeln/Stricken oder eine Kleingartenparzelle? Die Natur allgemein, insbesondere die duftenden Blumen, die übermütig zwitschernden Vögel, selbst Ameisen zu beobachten, erfreut mein Herz. Es gibt so viele schöne Dinge, du musst sie nur sehen.

Nur wird niemand bei dir klingeln, um dich abzuholen. Du musst selbst aktiv werden.

Höre ich in deinem Text auch viel Selbstmitleid?
Gib dir einen Ruck und geh' hinaus!

Familienzerrüttungen gibt's häufiger, als man meint.

Alles Gute
Gruß Mirli


Wenn Blumen, gleichgültig welcher Farben und Formen, zusammenstehen, kann niemals ein Bild der Disharmonie entstehen.

Vincent van Gogh

manishaw

Hallo, ihr Lieben!
Ich kenne all das, was ihr schreibt ähnlich!
Durch die schwere Erkrankung meines Mannes zerbricht das, was Familie für mich war. Meinem Sohn geht es sehr schlecht damit, obwohl mein Mann nicht sein Vater ist, er ist jetzt mehr bei seinem Vater und mit Freunden unterwegs.
Nach über 1 Jahr Leben mit dem Glioblastom ist mein Mann jetzt im Hospiz, das Haus ist dunkel und leer wenn ich heimkomne nach einem langen Arbeitstag ubd habe kein Gegenüber zum Reden.
Freunde haben ihr eigenes Leben und ihre eigenen Sorgen.....und sind glaube ich manchmal müde sich das ewig gleiche Leid anzuhören! Nachbarn trauen sich kaum zu fragen ob mein Mann noch lebt. Mein Vater ist zun. dement, meine geliebte Mutter seit 6 Jahren tot. Nur mein Bruder ist da für mich, ich werde ihn jetzt häufiger treffen.
Ich koche zu Hause nicht mehr, ich esse nur ungesundes Zeug wenn überhaupt, seit einem Jahr gibt es keine Einladungen oder Familienfeste mehr! Und dieses Jahr habe ich 50. Geburtstag!
Ich habe auch einen neuen Hund geholt, weil meine alte Hündin nicht ewig leben wird. Ich kann das nur empfehlen!
Ohne ihn würde ich Gefahr laufen nur depressiv im Haus rumzuhängen! So muss ich morgens aufstehen.....
Ich bin noch nicht bereit auf Freude und Spass im Leben zu verzichten! Ich habe ein Offroad-Auto gekauft, gehe damit auf Reisen und lerne eben neue Leute kennen und neue Freunde finden. Und ich will irgendwann wieder einen Mann kennenlernen, lachen, reisen, das Leben geniessen!
Ich glaube, nichts anderes würden sich unsete Partner für uns wünschen, und wir ihnen auch, wenn wir krank wären!
Liebe Grüsse ManishaW

Efeu

Hallo ihr Lieben,

als Betroffene und "nur" mit einem Meningeon, aber an maximal blöder Stelle, stehe ich auf der anderen Seite. Mehrfachbehindert, körperlich und kognitiv.

Für mich als Betroffene ist Eines wichtig: ICH hab die Krankheit, nicht mein Mann. Manchmal schiebe ich hin fast raus, hinein in Aktivitäten, Besuche von Freunden, Ausflüge, Urlaube. Es ist sein Leben, er trägt so viel meines Krankseins mit, auch wenn ich grantig bin, weil es mir so schlecht geht, ungerecht, verletzend, obwohl ich es nicht sein will.

Er braucht das sog. normale Leben, unbedingt, sonst wird die Krankheit übermächtig, bestimmend. Es ist euer Recht und auch Pflicht, finde ich, so gut es geht für euch zu sorgen, euch das zu nehmen, was euch Kraft, Freude, Glück gibt, neben dem, dass ihr einen Schwerkranken begleitet. Dafür braucht ihr Kraft, und die muss irgendwo auch her kommen.

Bei uns ist es so, dass meine erwachsenen Kinder sich so schwer tun mit einer kranken Mama, zu manchen hab ich seit einiger Zeit gar keinen oder nur wenig Kontakt. sie halten es schier nicht aus????? Flucht ist einfacher, und es ist besch....., wenn die Mama nur noch ein Wrack ist. DAs ist mir alles klar, es tut nur so verdammt weh.
Jeder geht auf seine Weise mit Schwerem, mit inneren Konflikten um.

Ich wünsche euch viel Mut für euch selbst.
ManishaW, ich finde es beeindruckend, guuuut, wie du für dich kämpfst, dich selber an die Hand nimmst, auf dich aufpasst....

Efeu

GMT

Sehr schön, hier auch mal Meinungen zu lesen, die dem realen Leben entsprechen.
Sicher kann man sich viel schönreden oder eben gerne Schuld verteilen á la "Da muss ja vorher schon etwas passiert sein..." um das Elend zu verdrängen.....

Es ist schade wenn die Liebe verliert....ist sie doch eigentlich Diejenige, die sagt: " Liebe ist es dann, wenn sie sich zeigt in den Situationen, in denen man sie wenigsten verdient" - nur so erkennt man die tatsächliche von der vermeintlichen....

Vermutlich ist es einfach nur ein Problem der Wohlstandsverwahrlosung, die fast die gesamte Gesellschaft ergriffen hat.....Menschen - selbst nahe - die in solch Situation "weglaufen", es nicht aushalten, sich wegen der "Unerträglichkeit, die natürlich nur einen anderen Menschen betrifft, sich ablenken müssen" werden es eventuell merken wenn sie selber mal betroffen sind.... traurig aber wahr.....

Aziraphale

Ich denke, es ist auch das mit dem eigenen Tod konfrontiert werden.

Der beste Freund meines Mannes hat die Tage angerufen. Immer um kurz vor 10 abends. Alleine das bringt mich schon auf die Palme. Aber das ist mein Problem. Er erzählte meinem Mann, dass der Mann einer Bekannten gestorben ist. Herzinfarkt. Er war kaum älter als mein Mann. Da kommen einem auch selbst irgendwann mal blöde Gedanken. Was z.B. "schlimmer" ist.

Ein anderer Freund meines Mannes war neulich zu Besuch. Seit mein Mann krank ist, sagt er immer wieder, was er doch für ein Glück hat, dass ich für ihn da bin, dass ich so einen guten Job habe. Auch das tut gut. Menschen, die anerkennen, was das bedeutet und Mut machen, die zumindest einen Teil von dem sehen, was das bedeutet.

Viele sind weggelaufen, andere haben wir auch von uns aus "entfernt". Und wir haben sogar neue, wirklich gute Freunde gefunden. Die da sind, die helfen, obwohl sie selbst ähnliche Probleme haben. Vielleicht aber auch genau deshalb verstehen und helfen? Ich weiß es nicht.

Unserem Sohn geht es aktuell nicht gut, er ist wieder in psychotherapeutischer Behandlung. Meine größte Angst ist, dass er irgendwann an der Situation zerbricht. Auch das ist ja ein Zerbrechen der Familie.

Mirli

@GMT
"Es ist schade wenn die Liebe verliert....ist sie doch eigentlich Diejenige, die sagt: " Liebe ist es dann, wenn sie sich zeigt in den Situationen, in denen man sie wenigsten verdient" - nur so erkennt man die tatsächliche von der vermeintlichen...."

Ich glaube nicht, dass man sich "wahre" Liebe "verdienen" kann.

Gruß Mirli

Holunder

Hallo ich bin seit fast 15 Monaten GBM Witwe und habe erleben müssen, wie sich meine Schwiegermutter und mein Schwager aus "Erbschaftsteilungsgründen" von meinen Söhnen und mir distanziert haben, nachdem sie uns kräftig über den Tisch gezogen haben.....ich habe erlebt, wie mich Menschen, an die ich bestimmte Erwartungen hatte, total enttäuscht haben, aber auch wie Menschen, von denen ich nie was erwartet hätte, mir eine echte Chance auf eine gute Freundschaft gegeben haben.....z.Zt. erlebe ich, wie meine Arbeitskollegen unausgesprochen von mir erwarten, dass jetzt "endlich mal mit trauern Schluss ist"....Nach einem grossen Verlust verändert sich irgendwie viel aus unserer Umwelt, womit wir nicht unbedingt gerechnet hätten. Egal ob in der Familie oder anderswo.

GMT

@Mirli
Zitat:"Ich glaube nicht, dass man sich "wahre" Liebe "verdienen" kann."

Das war auch nicht gemeint - denn wahre Liebe IST, sie stellt keine Bedingungen und sie "verlässt" einen auch nicht wenn man sich selber - aus welchen Gründen auch immer - nicht "freundlich" verhält.
Das korrekte Zitat wäre da:
"Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am nötigsten.“

Wenn Du hier die Beiträge liest und zu den Betroffenen und/oder Angehörigen gehörst, weißt Du sicher, dass es eine grausame Zeit und ein unendlich schwerer Weg ist. Dass da ein unmittelbar betroffener Angehöriger auch mal die Nerven verlieren kann und nicht noch seine Kinder ( wenn sie eventuell auch schon erwachsen sind) bespasst sondern manchmal unter den Bedingungen, Sorgen und Nöten zusammenbricht und nicht Fröhlichkeit ausstrahlt, ist ganz klar....
Deshalb finde zumindest ich es außerordentlich traurig wenn gerade die engsten Familienangehörigen dann den Menschen, der nach dieser schweren Zeit alleine zurückbleibt - auch noch so seelisch quält.
Da gibt es aus meiner Sicht weder einen Grund noch eine Entschuldigung.

Da es aber inzwischen schon fast die Ausnahme darstellt, dass die kleinste Zelle der Gesellschaft - die Familie - nicht nur in guten sondern auch in schlechten Zeiten Halt gibt und Hilfe ist - halte ich es für eine Wohlstandsverwahrlosung der Gesellschaft allgemein und nicht für die "Schuld" Einzelner.....aber das ist nur meine persönliche Sicht ;o)

Naomi 66

Liebe Manishaw,

wie geht es dir und deinem Mann?

Liebe Grüße,

Naomi

manishaw

Liebe Naomi,
Danke der Nachfrage. Ich würde sagen: schlecht und gut, aber ich weiss trotzdem nicht wie ich das aushalten soll: er ist im Hospiz wirklich bestmöglich versorgt und er kann dort auch bleiben. Wir können so viele Stunden geniessen, ich kann den Hund mitnehmen, manchmal denke ich: er beschützt mich und hilft mir bei jedem dieser schweren Gänge.
Obwohl ich viel unternehme und Freunde habe finde ich die Einsamkeit und Dunkelheit unerträglich. Bin gerade 50 geworden, hab ein kleines Fest gemacht und mein Mann war nicht da. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür und ich feiere im Hospiz, denke wieder einmal: dies ist unser letztes Weihnachten. Alle anderen feiern schön mit ihrer Familie oder gehen mit ihrem Partner toll in den Urlaub. Ich habe keine Familie mehr und hab das Gefühl alles verloren zu haben. Seit Oktober bin ich krank geschrieben, bin richtig depressiv, fange im Januar eine neue Stelle an und hoffe ich schaffe das!
Hab jetzt noch den EU-Rentenantrag stellen müssen für meinen Mann und ich bin so müde all dieser Formalitäten, dabei ist es noch lange nicht vorbei damit.
Ich wünsche mir oft, endlich mein Leben zurückzubekomnen und irgendwann mal wieder glücklich zu sein!
Ich sitze wie in einer ewigen Falle, will erlöst werden, stürze in den Abgrund seit nunmehr 1 1/2 Jahren und will endlich unten aifschlagen um zu wissen: vielleicht wird es jetzt einfach mal nicht mehr schlimmer!
Ihr Lieben, übersteht Weihnachten irgendwie gut! Haltet Euch jegliche anstrengende Verwandtschaft vom Hals, ich denk an Euch!
Eure ManishaW

Kiboko

Liebe Manisha,
Ich finde mich in deinem post zu 100% wieder. Bin in etwa in deinem Alter, mein Mann ist ebenfalls im Hospiz, am 5. Januar jährt sich die Diagnose. Auch ich weiß nicht, wie ich die Weihnachtstage überstehen soll, denke auch oft, ich will aus diesem Teufelskreis endlich raus. Aber was wird sein, wenn es vorbei ist? Wie geht man mit der Leere und Einsamkeit um?
Traurige Grüße
Kiboko

Naomi 66

Liebe Manishaw, liebe Kiboko,

auch mein Mann ist im Hospiz . Es geht ihm seit einer Woche zunehmend schlechter. Erst starke Kopfschmerzen, Brechreiz und Übelkeit. Gestern musste ich ihn im Rollstuhl erleben, er kann noch laufen, aber er hat mit Schwindel zu kämpfen. Er ist so langsam im denken, antworten und sein Blick ist so seltsam. Aber immerhin kam er im Hospiz zur Weihnachtsfeier mit raus, weil wir da waren. Essen will er auch nicht mehr richtig seit ein paar Tagen. Trotz er 24mg Dexa am Tag bekommt...Frag mich auch, wie hält man sowas aus????
Bleibt stark, wir können es nicht ändern.

Naomi

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