Liebe gramyo, lieber Tausendfüßler, liebe Alma,
zunächst einmal muss ich euch sagen, dass es mich unheimlich gefreut hat, so schnell Reaktionen und Tipps auf meinen Hilferuf zu bekommen.
Natürlich versteckt sich hinter den paar Zeilen von gestern erhebliches mehr, x-Stunden in Kliniken, x-Stunden Recherchen im Internet, x-Stunden warten auf Ärzte und Ergebnisse, x-Stunden und tausende Kilometer unterwegs von einem Arzttermin zum nächsten ,x-Stunden der Hoffnung und x-Stunden der Enttäuschung. Aber ich denke, jeder von euch kennt das.
Die Krankheitsgeschichte meiner Frau ist umfangreich und tragisch zugleich. Ich will mich versuchen kurz zu fassen.
Nach etlichen Arzt- u. Klinikaufenthalten wegen Schlaflosigkeit und Körperveränderung fand endlich Anfang 2010 ein Urologe den Grund dafür. Hühnerei großes invasives (atyp.) Hypophysenadenom, das bereits in den sinus cavernosis eingedrungen war.
1.OP im INI Hannover (durch die Nase) durch Prof. Sami, dieser großartige Chirurg, der heute leider nicht mehr aktiv tätig ist.
Hypophysenstil gerettet, leider musste ein Tumorrest zurück bleiben. Deswegen und wegen der damals schon verhältnismäßig hohen Proliferationsrate erfolgte stereotaktische Bestrahlung in einer heimatnahen Uni-Klinik. 2 Jahre Ruhe, bei einer Kontrolle Ende 08/2012
dann der Schock, Rezidiv, wegen der Lage nicht operabel. Nochmalige
Bestrahlung? Nicht empfohlen, da kompletter Sehverlust wahrscheinlich. Wegen starker Schmerzen Not-OP Ende Oktober in einer auf Hypophysentumore spezialisierten Uni-Klinik. Die Folgen der OP waren verheerend,rechtes Auge kaputt, bis heute starke Schmerzen an den Schnittstellen am Kopf und im Gesicht, die durch die OP verursacht wurden. Der Tumor konnte kaum verkleinert werden. Der histologische Befund verriet jedoch, dass sich die Proliferationsrate dieses Rezidivs mittlerweile um ein vielfaches erhöht hatte. Empfehlung daher - Bestrahlung.
Danach 2x Vorstellung wegen nochmaliger Bestrahlung in Heidelberg, die Aussage der behandelnden Ärzte möchte ich hier nicht wieder geben -auf jeden Fall wurde uns von einer nochmaligen Bestrahlung zu diesem Zeitpunkt abgeraten.
Daher zunächst Beginn der von fast allen Seiten empfohlenen Chemotherapie mit Temodal begleitet von einer Radiopeptidtherapie.
Nach dem 3. Zyklus Temodal Ende 02/2013 die erste Bildgebung -der Tumor war tatsächlich kleiner geworden. Ab Mitte April dann öfters starke Brechanfälle teilweise verbunden mit Kopfschmerzen, Gewichtsabnahme und Kliniknotaufenthalten. Letzterer war am Sonntag, die CT und MRT Bilder (ich habe sie gesehen) waren unfassbar, wie schnell da was zusätzliches in dieser Größe gewachsen war. Man vermutet ein Glioblastom. Natürlich schlug der zuständige Neurochirurg die "übliche" Vorgehensweise vor: OP-Bestrahlung-Chemo. Aber für meine Frau, die aufgrund der Brechanfälle der letzten Wochen und der geringen Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme mittlerweile kraftlos und müde geworden war, kam dies überhaupt nicht mehr in Frage.
Der Arzt hat es übrigens bei einem Gespräch am gestrigen Tag verstanden. Die Prognose, die er abgab, veranlasste mich zu dem gestrigen Hilferuf. Natürlich gibt es da noch einen Spezialisten für den Tag X, aber ich frage mich, ob es Sinn macht, die 500 Km nach Berlin zu fahren, um die Bilder nochmals zu besprechen.
Warum schreibe ich Euch das? Ich weiß es nicht, vielleicht um den Schmerz ein wenig herauszuschreien...? Natürlich haben wir uns schon länger mit dem Thema Tod beschäftigt und wir wissen beide, dass meine Frau sich nur in eine andere Dimension verabschiedet, dass es ihr bald besser gehen wird. Aber es tut eben unsagbar weh, der Gedanke, in absehbarer Zeit den wundervollsten Menschen zu verlieren.
Liebe Grüße, hope-2