
estrella44
Liebe Forum-User,
seit einigen Wochen schon bin ich eine stille Leserin des Forums, nun möchte ich selber auch aktiv werden und meine Sorgen und Nöte schildern, denn alleine komme ich nicht mehr weiter....
Bei meinem Mann wurde nach monatelanger Odyssee im September 2015 ein Glioblastom diagnostiziert. Er wurde ebenfalls im September operiert und der Tumor konnte fast vollständig entfernt werden. Im Moment macht er eine kombinierte Strahlen-und Chemotherapie mit Temodal. Was mir zu schaffen macht, ist die Hoffnungslosigkeit. Es gibt bei uns zuhause viele Probleme mit der ständigen Aggressivität meines Mannes. Als ich dies mit der zuständigen Oberärztin besprechen wollte, sagte diese zu mir: " Machen Sie sich keine Sorgen, es ist eh bald vorbei mit Ihrem Mann". Ich habe das Gefühl, dass ich mit niemanden über die Situation sprechen kann, daher bin ich froh, dass ich das Forum entdeckt habe.
Ich habe nun einige Fragen und hoffe, dass es aus dem Erfahrungsschatz der anderen User Hilfe gibt.
- Thema Hoffnungslosigkeit: Es ist sehr schwer zu akzeptieren, dass die Ärzte meinen Mann als hoffnungslosen Fall abstempeln. Ich kenne die Überlebensraten für Glioblastompatienten. Aufgrund meiner Erkrankung weiß ich, dass es sich zu kämpfen lohnt. Wie mache ich meinem Mann Mut, wenn ich selber durch die Gespräche mit seinen Ärzten mutlos bin?
- Wie schon geschildert ist mein Mann ständig aggressiv. Ein falsches Wort, und er rastet total aus. Er hat mich auch schon zwei Mal geschlagen. Ein Rausziehen aus der Situation ist für mich schwer möglich, denn ich habe selber eine lebensbedohende Erkrankung und bin schwerbehindert. Wir sind völlig auf uns alleine gestellt, unsere Familien wollen schon von meiner Erkrankung nichts wissen und von der Erkrankung meines Mannes erst recht nicht. Wie verhalte ich mich am besten in einer akuten Aggressivitätssituation?
- Thema Hilfe: Bisher sind mein Mann und ich mit der Organisation meiner Erkrankung gut zurecht gekommen. Es fällt mir jetzt aber schwer, die Erkrankungen von zwei Personen zu organisieren. Habt ihr einen Rat, wer helfen könnte? Mein Mann lehnt bisher jede Hilfe ( z.B. für den Haushalt )ab. Ich kann aber kaum meinen eigenen Alltag organisieren. Ich befinde mich seit der Diagnosestellung in einer Art Schockstarre und weine sehr viel.
Kurz noch zu unserer Situation. Wir sind beide Mitte 40 und haben aufgrund meiner Erkrankung keine Kinder. Wir mussten schon aufgrund meiner Erkrankung etliche Hürden meistern. Unsere Eltern und Geschwister unterstützen uns seit vielen Jahren nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass sie schon mit meiner Erkrankung hoffnungslos überfordert sind. Auch jetzt kommt nichts an praktischer Hilfe. Wir stehen fast alleine da. Ich habe einen Horror vor dem was kommt, wenn es meinem Mann schlechter gehen sollte. Ich habe mich so gefreut, dass er die schwierige Hirn-OP überstanden hat. Trotzdem ist die Gestaltung des Alltages schwierig. Mein Mann hat die OP körperlich gut weggesteckt und kommt auch mit der Strahlen-und Chemotherapie ganz gut zurecht. Psychoonkologische Hilfe lehnt er leider ab, dabei ist er auch manchmal traurig,weint und sagt, dass er sowieso bald tot sei.
Ich bin wegen meiner Erkrankung in psychologischer Betreuung, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht ausreicht.
Ich hoffe immer noch, dass ich aus diesem Albtraum erwache, aber es ist leider die Realität.
Ich würde mich riesig über Tipps zum Umgang mit unserer schwierigen Situation freuen.