Hallo liebe Mitglieder,
mir fällt es recht schwer die passenden Worte zu finden und vielleicht wirkt das Ein oder Andere etwas wirr, aber ich glaube, hier bin ich am besten mit meinen ganzen Fragen aufgehoben. Ich denke ich fange mal mit den letzten Wochen an.
Seit ca. 2 Monaten hatte mein Partner immer wieder Kopfschmerzen, Druck auf dem Sehnerv, das Hörvermögen wurde schlechter. Immer wieder habe ich ihn gebeten zum Arzt zu gehen, aber er wollte nicht. Nachdem er am 08.07. starken Schwindel dazu bekam und auch Gesprächen nicht mehr folgen konnte, habe ich ihn in die Notfallambulanz gebracht. Dort wurde umgehend ein CT gemacht. Der Notfallarzt meinte er hätte nur Schatten gesehen und könnte nicht sagen was es genau ist. Das war wohl schlichtweg gelogen, denn im Laufe des Tages kam schon der Neurochirurg und hat gesagt es wäre ein Tumor mit umgebenden Ödem, mein Partner müsste dringend operiert werden. Der OP-Termin war dann am 10.07., veranschlagt waren 4,5 Std. Daraus wurden dann 8 Stunden. Nach der OP liess man uns weiter im Unklaren. Der Arzt meinte die Oberfläche hätte gutartig ausgesehen, aber im gleichen Atemzug erwähnt, das der Tumor infiltriert hätte. Die Größe des Tumors lag bei einem Durchmesser von 6cm, Lage war rechter Temporallappen, es gab eine Mittellinienverlagerung von 1,4 cm. Ich habe immer wieder gefragt, was es nun für ein Tumor gewesen sei, aber man meinte immer, wir wollen auf den pathologischen Befund warten und außerdem wäre er vollständig entfernt worden. Als wir am 12.07. beim MRT warten mussten, lag die Krankenakte meines Partners auf seinem Bett und durch die Ungewissheit die mich quälte habe ich einfach hineingeschaut. Da stand ganz klar, dass der Arzt ein Glioblastom befürchtete oder diagnostizierte, auch ohne Pathologie.
Letzten Freitag hatten wir Termin zum Fädenziehen und Befundbesprechung. Wieder keine wirkliche Ehrlichkeit des Arztes. Der Tumor würde zu den Gliomen gehören mit Grad 4. Was das bedeutet hat er nicht gesagt. Die einzige Frage die meinen Partner beschäftigte war, ob es eine Metastase war, was der Arzt verneinte. Dann wurde meinem Partner als weitere Behandlung Strahlen- und Chemotherapie verordnet. Mein Partner denkt noch immer, dass es eine abschliessende Behandlung wäre und damit alle Probleme erledigt. Er weiß einfach nicht was vor ihm liegt.
Heute habe ich noch ein Gespräch mit dem Arzt geführt. Ich habe ihm gesagt, dass ich weiß, was es bedeutet ein Glioblastom zu haben und habe ihn nochmals nach den Prognosen befragt. Er meinte, es könne sein, dass mein Partner eine Art Untertumor aus den Riesenzellen hätte, das wäre seine einzige Hoffnung die er noch hätte. Auf meine weiteren Nachfrage ob wir dann an eine Heilung oder Lebenszeitverlängerung sprechen würden, habe ich keine wirkliche Antwort bekommen.
Wer hat da Erfahrungen? Wovon reden wir hier eigentlich? Das Netz gibt diesbezüglich für mich keine konkreten Antworten.
Ich habe gelesen, dass die Strahlen- und Chemotherapie in der Regel palliativ wären, ist das so richtig?
Im Moment hat mein Partner immer noch sehr starke Kopfschmerzen. Er bekommt Tillidin und auch damit verbessert sich nicht wirklich etwas. Des weiteren schläft er auch wieder sehr viel. Ich mache mir Sorgen ob das so richtig ist. Wie war das bei euch bzw. euren Angehörigen?
Und die letzte und wichtigste Frage für mich:
Wie ehrlich sollte ich mit ihm sein? Soll ich ihm sagen, was ich weiß oder zerstöre ich damit unter Umständen Hoffnungen? Sein Umfeld weiß größtenteils Bescheid und ich persönlich finde, dass er das Recht haben muss zu entscheiden und zu wissen was mit ihm los ist. Wir haben hier zwei Kinder, die eine 11, der Lütte 2. Inwieweit sollte ich zumindest der Großen etwas mitteilen?
Ich bin mit dem Nerven am Ende und könnte wirklich den ganzen Tag weinen, aber dann ist er da und die Kinder und ich habe den Eindruck ich darf keine Schwächen zeigen. Ich weiß nicht, was ich machen kann oder sollte. Sehe ich zu schwarz oder sehr realitätsnah? Was hat euch geholfen mit dieser Situation zurecht zu kommen? Kann man überhaupt damit zurecht kommen? Was ist jetzt wichtig?
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Fragerei und wahrscheinlich habt ihr das alles schon hunderte Male durchgekaut, aber es brennt mir auf der Seele und ich fühle mich sehr alleine. Ich weiß auch, dass es kein Patentrezept gibt, aber vielleicht den ein oder anderen Denkanstoß?
Ich danke euch im Voraus für eure Bemühungen.
Tinka82