Hassja

Mein Vater wurde letzten Mittwoch operiert, der Tumor am Schläfenlappen wurde weitestgehend entfernt und der Verdacht hat sich schon während der op bestätigt: Es handelt sich tatsächlich um ein Glioblastom.
Seit der Op ist er überhaupt nicht wieder zu erkennen. Er ist sehr aggressiv, laut und ungerecht. Die Ärzte sagen, es handle sich um ein sog. "Durchgangssyndrom" und es könne wieder verschwinden oder auch bleiben.
Er weiß noch nichts von der Diagnose, fragt auch nicht danach.
Wir wissen nicht, wie wir mit ihm und seinem momentanen Verhalten umgehen sollen.
Hat jemand von Euch vielleicht Erfahrungen damit?
Viele Grüße
Hassja

Ramona[a]

Meine Mutter hatte auch diese agressiven Phasen und mir haben die Ärzte mehrfach bestätigt, daß es bei einer Erkrankung dieser Art "normal" sei und Wesensveränderungen typisch seien. Ich habe weiterhin versucht immer beruhigend auf sie einzuwirken und ihre neue Wesensart zu ignorieren, letztlich ist es mir aber nicht besonders gut gelungen, denn ihre Veränderung hatte zwischenzeitlich einen ganz anderen Menschen aus ihr gemacht und ihre persönlichen Angriffe und unberechtigten Anschuldigungen, die ich in dieser Art bis dahin nie bei ihr erlebt hatte, taten (und tun) mir immer noch sehr weh.

Ich wünsche Euch, daß dieser Zustand bei Eurem Vater nur vorübergehend ist...

Alles Gute & viel Kraft!

Andreas[a]

Ein solches " Durchgangssyndrom" kommt u.a. öfters bei Prozessen des Frontal- oder Schläfenlappens vor. Es entsteht vereinfacht duch eine Fehlfunktion oder gestörte Funktion der entsprechenden Nervenzellen. Da sich in diesem Bereich Zentren für Gemüt, Antrieb, Stimmungslage,Konzentrationsvermögen und vieles mehr befinden, können verschiedenartige Ausfallssyndrom entstehen.
Primär hat eine Durchgangssyndrom nichts mit dem Befund eines Glioblastoms zu tun, sondern entscheidend ist die Lokalisation der Raumforderung ( hier Schläfenlappen).Im postoperativen Verlauf,wenn Hirnschwellung, vaskuläre Strörungen etc. wieder abnehmen, kann es dann zu einer Normalisierung des Zustandes kommen.
Ein solches Zustand ist für die Angehörigen sicher ein großes Problem, da Sie mitunter einen völlig " anderen Menschen" sehen. Wichtig ist vor allem, dass man die Veränderungen als durchaus " normal" oder " möglich " begreift, versteht. Wichtig ist, dass man sich in der Familie über den Zustand " einig " ist, dass man nicht ungeduldig mit Äußerungen oder Ausbrüchen des Kranken wird.Mitunter kann es richtig sein, die Besuchszeit zunächst zu verkürzen, oder auf wenige Personen zu beschränken ...Und jederzeit bei Bedarf das Gespräch mit den Ärzten, Schwestern suchen.
viele Grüße
Andreas, Neurochirurg

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