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Thema: Große Müdigkeit

Große Müdigkeit
Carbonmaus
03.09.2013 13:25:38
Hallo
Wie gehen andere Patienten mit der großen Müdigkeit und Abgeschlagenheit während der Strahlentherapie damit um.
Mein Mann liegt den ganzen Tag nur im Bett. Schläft viel. Er wird dadurch immer kraftloser. Soll ich ihn zu mehr motivieren. Mein Mann hat jeher immer viel Sport gemacht , war nie krank und jetzt kommt der Hammerschlag.
Glioblastom Grad vier, operiert 28.06.13
Ich war heute bei einen pschologischen Beratung was sehr gut getan hat. Aber wie kann ich meinem Mann helfen?
Danke für evtl. Antworten
Carbonmaus
wando
03.09.2013 14:16:41
Liebe Carbonmaus,

ja die Müdigkeit ist leider so eine Begleiterscheinung der Bestrahlung. Ich habe eine Einmalbestrahlung (ca. 30 Minuten, 18 gy) als strahlenchirurgische Therapie gehabt, da mein AKN nicht operiert werden kann/konnte.

Bin auch sehr oft müde, abgeschlagen, erschöpft und nicht besonders belastbar. Habe aufgrund dessen mit den behandelnden Ärzten in München Kontakt aufgenommen. Ist wohl eine normale, wenn auch unangenehme Reaktion auf die Bestrahlung.

Ich habe Tage da geht es ganz gut, da fühle ich mich auch fit - mache da natürlich körperlich auch mehr (soweit das geht), aber meistens kommt dann die nächsten Tage gleich wieder der Dämpfer, es geht mir schlechter und ich brauche Ruhe und Erholung. Ging mir seit letztem Donnerstag wieder mal so. Mein Mann hatte am Sonnabend Geburtstag, es war nichts großartiges geplant, nur in Familie. Da habe ich mich wieder weniger geschont, aber gestern Abend kam eben prompt die Quittung wieder mit enormen Schwindel und Müdigkeit.

Mit dem mehr motivieren ist so eine Sache. Das hat unser Sohn bei mir auch versucht, einen Tag vor der Bestrahlung. Ich war durch meine Vorerkrankung so geschwächt, daß es mir ziemlich mies ging. Er hat mich auch motiviert zum spazieren gehen, ... immer noch ein Stück und immer noch ..., so daß ich dann fast nicht mehr konnte und Angst hatte umzufallen. Er hat es gut gemeint, hat mich aber leider damit so unter Druck gesetzt, daß das ganze Gegenteil dabei raus kam.

Ich hatte schon im März begonnen, mich selbst zu motivieren. Habe mir einen Schrittzähler gekauft und bin in unserem Grundstück bei Wind und Wetter Runden gegangen - vor der Bestrahlung allerdings. Geht jetzt auch nicht mehr so gut. Mache das, was ich kann.

Mir wurde geraten, viel Geduld zu haben, mich nicht zu überfordern und mir viel Ruhe zu gönnen. Oft leichter gesagt als getan. Fühle ich mich besser, mache ich auch mehr. Das ist ein ganz persönlicher Lernprozess für mich!!! Ich glaube, Dein Mann braucht auch viel Ruhe und Geduld - und auch Du, um für Euch beide da sein zu können.

Alles Gute für Deinen Mann und Dich.

Andrea
wando
Dr. Orchidee
03.09.2013 18:15:23
Hallo Carbonmaus (toller Nick-name),
unter der Bestrahlung ist man müde-müde-müde, und erschöpft und nochmals müde (auch ohne Hirnödem). Der Körper sagt Deinem Mann, was er sich zumuten kann, und was nicht - hab einfach ganz viel Geduld und Verständnis (schließe mich wando an).
Die OP ist ja auch noch nicht so lange her, - einfach Zeit lassen: wenn Dein Mann Sportler ist, kennt er seinen Körper und merkt selber, wann es Zeit ist "aus dem Quark" zu kommen. Wie sehr Sport die Psyche stärkt, weis er dann ja auch.

Um ein bisschen Mut zu machen :
Während der Bestrahlung (und die ersten Wochen danach) war mit mir - kurz gesagt - NICHTS los, ich war "end-erschöpft", deprimiert über meinen Zustand, den Haarausfall, die Konzentrationsstörungen und die immer geringer werdende körperliche Belastungsfähigkeit.

4 Monate nach Bestrahlungsende habe ich eine Ultra-Kurzhaarfrisur, bin berufstätig (habe mir kleine Pausen in den Alltag eingebaut), treibe Sport bis zum Abwinken und fühle mich gut.

Grüße an Deinen Mann, Orchidee
Dr. Orchidee
Carbonmaus
03.09.2013 20:17:23
Vielen lieben Dank liebe Andrea und Dr. Orchidee
Habe mich sehr gefreut über Eure Meldung die mir viel Mut macht. Für uns ist die ganze Situation ja noch recht neu und viele Fragen überkommen einen. Vor allem vermisse ich, dass die Ärzte nicht richtig sprechen. Warum sagt einem keiner, dass die Strahlen eine so große Müdigkeit auslösen, wie ihr es mir sagt.
Bin selber im med. Bereich tätig und habe mir schon oft die Frage gestellt warum ich meine Pat. oft besser aufkläre wie die behandelnden Ärzte.
Ich danke jedenfalls für Eure Aussagen.
Carbonmaus
vlinder
03.09.2013 22:16:22
Hallo Carbonmaus,
ich kann das oben gesagte nur bestätigen. Meine Frau war während und nach der Bestrahlung sehr erschöpft, und hat sehr viel gelegen. Sie wurde auch apathischer und emotional weniger. Aber das wurde ca. einen MOnat nach Beendigung der Chemo/Bestrahlung wieder deutlich besser, sie wurde von selbst wieder aktiver, und nahm mehr am Leben teil. Ganz ohne Motivation von mir. Ich glaube auch, dass Zeit lassen und Ruhe gönnen wichtig ist. Es war unbeschreiblich schön für mich zu erleben, wie Karin wieder lebendiger wurde. Ich hatte schon Angst, dass das gar nicht mehr sein würde und dass sie in dem Nebel verschwinden würde. Aber sie ist da und bei mir, und das ist schön.
Einen lieben Gruß von Vlinder
vlinder
Pelzi 81
03.09.2013 22:33:30
Hallo,
Mein Papa auch glio 4 steht gerade mitten in der Behandlung , Bestrahlung und Chemotherapie und Antibiotika alles auf einmal dazu noch 4 mal am Tag Insulin, da er stark Zucker hat, er ist auch extrem müde , antriebslos und depressiv .
Leider müssen wir das akzeptieren , auch das er ständig seit neusten den Sinn der ganzen Behandlung anzweifelt fällt uns allen total schwer.
Ich bete zu Gott ,das er nach den 20.09 wenn alles erstmal vorbei ist, wieder Lebensmut fast ,und seinen Antrieb wieder findet .
Ich hoffe deinen Mann geht es auch bald wieder besser, alles gute und verliere nicht den Mut an den Menschen wie du ihn kennst.
Liebe Grüße pelzi
Pelzi 81
Eumel
06.11.2013 08:31:28
hallo,
Mein Vater (81) wurde 09/2012 mit Glioblstom IV diagnostiziert. Da er letztes Jahr für die Bestrahlung nicht fit genug war, habe ich meinen Vater nach Hause geholt. Seitdem wird er Palliativ betreut, möchte auch nicht mehr ins Krankenhaus. Bisher hat mein Paps um jeden Preis gekämpft. Er wird nicht nur immer müder, fällt immer öfter hin und kommt nur mit Hilfe von zwei Personen wieder auf die Beine bzw ins Bett. Er erzählt gerne, doch manchmal kann man sich nicht darauf verlassen, ob es tatsächlich derRealität entspricht, neuerdings findet er auch nicht mehr die richtigen Worte.
Ich selbst arbeite auch Palliativ, habe keinerlei Unterstützung durch andere Angehörige und frage mich, wie andere Betroffene und Angehörigen klarkommen.
Das letzte Jahr haben wir viel Zeit miteinander verbracht, unsere Beziehung ist wunderbar, ein großes Geschenk. Das Leid besteht darin, dass er immer mehr. Fähigkeiten verliert, es selbst realisiert und traurig wird. Ich natürlich auch. Leider musste ich ständig alles allein machen, selbst meinem Vater die Diagnose beibringen. Was wird noch auf uns zukommen? Ich wünsche meinem Vater, dass er nicht noch mehr Leiden muss und zu meiner Mutter gehen kann.

Alles Güte für Euch alle
Eumel
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