Hallo Pflänzchen,
sorry, dass ich mich jetzt erst melde. So wie dir geht es mir momentan auch. Meine OP war 04/2013, ich habe mich erst gut gefühlt, voller Tatendrang und Euphorie. Seit Ende letzten Jahres ist es genau das Gegenteil. Ich werde schnell wütend oder aggressiv, Heulattacken aus heiterem Himmel, fühle mich schnell überfordert, bin wenig belastbar. Habe im letzten Jahr versucht, stundenweise wieder zu arbeiten - dann aber wieder aufhören müssen, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass meine physische und psychische Belastungsgrenze deutlich niedriger geworden ist.
Mir tut meine Neuropsychotherapie sehr gut, da meine Therapeutin aber seit längerem krank ist, habe ich jetzt einen Termin in einer sog. Interdisziplinären Neuro-Psychologischen Ambulanz bekommen.
Evtl. soll ich noch eine Reha machen, da meine Wesensveränderung durch ein sog. Frontalhirnsyndrom mir sehr zu schaffen macht. Sowohl vor, als auch nach der OP. Da habe ich viel Unverständnis und Ablehnung erfahren müssen, was meine Genesung nicht unbedingt gefördert hat. Auch ein Umzug 1/2 Jahr nach der OP musste sein.
Gott sei Dank habe ich in meinem Mann und meinen Kindern allergrößte Unterstützung, auch mein Glauben trägt mich irgendwie durch diese dunklen Tage, an denen auch ich manches Mal keinen Sinn mehr sehe in allem.
EU-Rente zu beantragen ist ein Option, aber dafür brauche ich Hilfe, denn ich habe bereits einige Jahre vor der Diagnose schon nicht mehr arbeiten können. Als ich gehört und gelesen habe, wie schwierig das ist, hatte ich eigentlich schon keine Lust mehr auf den ganzen Termin- und Papierkram. Aber wahrscheinlich geht kein Weg daran vorbei.
Wenn alle Stricke reißen, womöglich mithilfe eines Anwaltes.
Wir werden sehen. Ich möchte in jedem Fall nochmal versuchen, stundenweise zu arbeiten, weiß nur noch nicht, was.
Was die Folgeschäden angeht, sind sowohl meine Ärzte, als auch meine Therapeutin zuversichtlich, dass mit einer ganzen Portion Geduld und Hoffnung irgendwann alles besser wird.
Wie Weihnacht schon gesagt hat: Ein Hirntumor ist schließlich kein Pappenstiel!
Und man sieht es uns nicht an, wie z.B. einen Beinbruch. Bei sichtbaren Verletzungen ist das Verständnis von außen wesentlich größer. in den Kopf kann von außen niemand hineinsehen welche Verletzungen die Seele und das Gehirn durch einen Tumor erleiden mussten.
Und eben diese Verletzungen benötigen ganz viel Zeit, Geduld, Geduld, Geduld, ganz viel Verständnis und Liebe.....
Ich hoffe, du hast ein verständnisvolles Umfeld (Partner, Familie, Freunde?)
und wünsche dir von ganzem Herzen, dass alles wieder gut wird! Vor allen Dingen niemals die Hoffnung verlieren, und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede!
Ich schließe dich und alle anderen, die ähnlich chaotische Lebensabschnitte durch einen Gehirntumor erleben und ertragen müssen, in meine Gebete mit ein.
Fühl dich umarmt
Cordula
"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.....Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."