liebe Marsipulami,
du bist die Erste, die ich treffe mit einem Hämangioblastom. Glückwunsch? Nein, dafür sind die Folgen eines eher "harmlos" beschriebenen gutartigen Tumors im Kleinhirn zu groß.
Schon nach der ersten OP in 2003 änderte sich mein Leben mit neuer Teilzeit-Arbeitsstelle, 50%iger EU-Rente, vielen Therapien, aber auch einer veränderten Sicht auf die Welt, einer neuen Priorisierung von Werten...alles in allem und unterm Strich eine Verbesserung, ohne die Beeinträchtigungen vor allem auf kognitiver Ebene zu leugnen. Die OP-Folgen wurden dabei immer unbedeutender.
Umso heftiger die zweite OP. Sie hat deutlich mehr Beeinträchtigungen hinterlassen als die erste und werden voraussichtlich nicht mehr verschwinden. Egal, welche Therapien ich mache.
Aber meine Einstellung dazu kann ich ändern. Ganz langsam be-greife ich, dass ich keinen Anspruch habe auf Unversehrtheit und langes Leben und erlebe täglich die Bedeutung vom "Leben in der Gegenwart". Was ist heute? Dabei gibt es Fortschritte und manchmal auch Tage ohne Sinn.
Die Nachuntersuchungen waren okay, die zweite Abklärung auf Hippel-Lindau steht noch aus. Dort hat sich viel geändert, dank der Gentechnik kann mit hoher Sicherheit diagnostiziert werden. Das war 2003 noch nicht.
VHL ist ein anderes Thema und du hast viel Glück gehabt, trotz des Nierenkrebses bei deiner Schwester, dass du es nicht hast. Wo bist du untersucht worden? Auch in Freiburg, in der Zentrale...?
Krebs, Tumore - ob gut-oder bösartig verändern unser Leben und machen uns deutlich bewusst, dass wir wenig in der Hand haben.
Das Leben passiert!
Ich bin 63 Jahre und wieder gefordert, mich mit den wesentlichen Fragen auseinanderzusetzen.
Es bleibt spannend und ich bin sehr froh, Menschen kennen zu lernen, die verstehen, wovon ich schreibe.
Alles Gute für dich und alle anderen
von Erika