Hallo liebe Holunder,
ich lese schon länger all deine Schilderungen und Befürchtungen mit. Da auch mein Mann an einem Glioblastom erkrankt ist, kann ich dich verstehen und möchte dir gerne antworten.
ja, das ist meinem Mann auch schon passiert. Gekommen ist der junge Mann vom Pflegedienst (ca. 25 Jahre) und mein Mann hat sich gefreut, dass sein Schwager (60 Jahre!!) gekommen wäre! Er hat auch seine Nichte mit dem Namen ihres Vaters begrüßt. Momentan gehe ich nicht davon aus, dass er deshalb mich eines Tages nicht mehr erkennen wird. Wenn es so kommt, dann ist es eben so. Bei meinem Mann wurde im August 16 wie ein Blitz aus heiteren Himmel das Glioblastom diagnostiziert (Sitz links frontal) und sofort komplett operiert. Dann nach Stupp Bestrahlung und Chemo und dann weitere 6 Zyklen Temodal, obwohl im MRT im Dezember 16 bereits Kontrastmittelanreicherungen festgestellt wurden, die allerdings als Pseudoprogress betrachtet wurden. Im Mai 17, nach einer PET-Aufnahme wurde dann ein Rezidiv erkannt und auf CCNU umgestellt. Nach dem 1. Zyklus waren die Blutwerte bereits im Keller. Dann erfolgte im Juli 17 der 1. epileptische Anfall durch den mein Mann zum Pflegefall wurde. Rechte Seite Arm und Bein leichte Lähmung. Seit August 17 bekommt er Avastin. Seitdem ist der Tumor und der Zustand meines Mannes stabil geblieben. All das, was du bisher so geschrieben hast, habe ich auch erlebt. Mein Mann war von Anfang an neben sich gestanden. Hat nicht mehr logisch denken gekonnt, keine komplexen Arbeiten mehr erledigen oder mir erklären können. Die meiste Zeit lag er antriebslos im Wohnzimmer am Sofa. Jetzt sitzt er entweder im Rollstuhl oder liegt im Pflegebett. Gespräche sind nicht mehr möglich. Mein Mann hat ein liebes kindliches Verhalten angenommen. Wenn er gut drauf ist singt er Lieder, das kann dann ein Kinderlied oder auch ein Weihnachtslied sein. Täglich erzählt er mir, dass er mich lieb hat. Zeitweise kann ich noch immer nicht richtig mit der Diagnose umgehen und bin ungehalten, wenn mein Mann nicht so reagiert, wie ich es mir vorstelle. Andererseits möchte ich aber auch nicht wissen, was noch alles auf mich zukommen wird. Ich pflege meinen Mann rund um die Uhr allein und hoffe, das noch lange so zu schaffen.
Ich wünsche dir viel Kraft, um mit der Krankheit deines Mannes richtig umgehen zu können und du selbst nicht zugrunde gerichtet wirst.
Ich umarme dich im Gedanken - liebe Grüße