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lotte98

Wer hat auch schonmal beobachtet, daß sich nach einem Krampfanfall etwas verbessert hat? Meine Tochter hat nach ihrer großen Hirnop ein Hirnödem entwickelt mit Druck auf den Temporallappen und dadurch komplette Wortfindungsstörung. Zwei Tage später der erste Krampfanfall, und immer direkt danach war die Sprache besser. Nach einem heftigerem Anfall kam sogar direkt ein kompletter Satz mir fünf Wörtern aus ihr raus. Nach erfolgreicher Unterdrückung der Anfälle mit Keppra macht ihre Sprache weiterhin kleine Fortschritte.
Ich traue mich das wirklich kaum zu fragen, aber könnte es sein, daß sich das Gehirn mit dieser Überaktivität auch selber hilft im Heilungsprozess und eine medimenkatöse Unterdrückung eher nicht so hilfreich ist?
Lotte

fasulia

mich erinnert das von dir beobachtete Phänomen an Elektroschocks der 50er Jahre- letztendlich wurden da, denke ich, auch "Krampfanfälle"künstlich herbeigeführt ...
wusste garnicht, dass sie sogar heute noch angewandt wird ( Elektrokonvulsionstherapie siehe wikipedia)
Zum Wirkmechanismus steht dort:
"Bei psychischen Erkrankungen sind Besserungen nach spontanen epileptischen Anfällen seit vielen Jahrhunderten beobachtet worden.[21] Seit den 1930er Jahren konnte detailliert unter kontrollierten Bedingungen nachgewiesen werden, dass Krampfanfälle begleitet sind von einer erhöhten Ausschüttung von Neurotransmittern und Neurohormonen. Die beobachteten Effekte waren ähnlich wie bei antidepressiven Substanzen.[22] So werden neuroendokrinologische Störungen normalisiert,[23] und die gestörte Signalübertragung insbesondere der monoaminergen Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin wird wiederhergestellt."

... ich finde es vorstellbar, dass diese "Stoffe" sich auch auf die "Sprachweiterleitung " günstig auswirken

KaSy

Wissenschaftlich finde ich das auch sehr interessant.
Positive Wirkungen haben diese durch Elektroschocks hervorgerufenen Anfälle auch.
Historisch steckte die Psychiatrie vor 100 Jahren in ihren Anfängen und es wurde viel probiert und dabei leider auch negative bis tödliche Wirkungen festgestellt.
Diese Experimente waren für die Entwicklung der Medizin wirklich notwendig,
wenn auch vorsichtig anzumerken ist, dass es sich um "Versuche an Menschen" handelte, die allerdings (überwiegend) dann vorgenommen wurden, wenn der Arzt dem Patienten tatsächlich nicht anders helfen konnte.
Es war der Start für die Entwicklung von Medikamenten gegen die vielfältigen Erkrankungen des Gehirns.
Diese Medikamente haben auch positive sowie negative Wirkungen in verschiedener Ausprägung.

Wenn die Frage bei lotte98 aufkommt, dass ihrer Tochter (z.B. bzgl. der Sprache) besser geholfen werden kann, wenn epileptische Anfälle zugelassen werden, dann ist der Neurologe bzw. der Psychiater gefragt. Dieser kann gemeinsam mit der Familie abwägen,
- ob die Medikation herabgesetzt wird
- ob kontrolliert (!) Anfälle (im Krankenhaus in Narkose) herbeigeführt werden.

Es muss der beste Weg gefunden und gegangen werden, der die meisten Vorteile bietet!
KaSy

Harte Nuss

Hallo Lotte,
ihr habt doch sicher einen guten Neurologen. Vielleicht kann er euch mal in ein Epilepsiesprechstunde in einem speziellen Zentrum überweisen. Ich kenne nur Bethel, Kehl oder Bonn. Ich selber war im Epilepsiezentrum Bonn und bei mir wurde ein epileptischer Anfall künstlich durch ein Medikament und laufendem EEG ausgelöst. Das ganze wurde auf Video aufgenommen. Anschließend konnte man EEG und Videomaterial gemeinsam auswerten. Die ganze Zeit waren Ärzte und Schwerstern bei mir, die im Notfall den Anfall mittels "Gegenmittel" wieder zum Stillstand bringen konnten. An eurer Stelle würde ich mal bei den Ärzten nachfrage.
Alles gute von der harten Nuss

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