Liebe Kririle,
Deine OP war am 21.7.2020, also vor fast 7 Wochen. Eigentlich sollte die Narbe nach etwa 10-14 Tagen geschlossen sein, egal wie lang sie ist. In diesem Zeitraum werden die Fäden gezogen oder die Klammern entfernt.
Mittlerweile ist aber eine viel längere Zeit vergangen und die Heilung ist noch nicht abgeschlossen. Es ist nun wichtig, sehr kurzfristig (alle 1-2 Tage) einen Arzt (NC oder guter Hausarzt) oder eine Wundschwester draufgucken zu lassen, wie sich die noch offenen Stellen entwickeln.
Ich nehme an, dass der Neurochirurg (NC) Dir die Behandlung mit Antibiotika geraten hat. Das kann wirksam sein, kontrollieren sollte man es trotzdem.
Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass sich unter der Narbe Bakterien angesammelt haben, die die Heilung einerseits verzögern und andererseits zu einer Infektion des darunter liegenden Gewebes führen können.
Wenn Eiter entsteht, ist es eine Folge von eingedrungenen Bakterien, die der Körper eigentlich loswerden möchte. Ihm gelingt es aber nicht, weil der Schorf, Grind diesen "Ausweg" versperrt. Also vermehren sich die Bakterien blöderweise auf Deinem Knochendeckel.
Die Antibiotika sind ein erster und hoffentlich erfolgreicher Weg gegen diese Gefahr.
Ich selbst hatte nach meiner zweiten WHO-III-Meningeom-OP auch eine offene Stelle, die erst nach etwa 7 Wochen von allein zuheilte, aber in dieser Zeit war ich alle 1-2 Tage zur Kontrolle im Krankenhaus.
Leider hatte ich weitere Meningeome und nach meiner 5. WHO-III-Meningeom-OP gelang die Heilung zweier offener Stellen nicht von allein, nicht durch Antibiotika, nicht durch eine erste OP durch einen extra hinzugeholten Spezialisten, nicht durch häusliche tägliche Wundkontrolle und Wundversorgung durch einen Pflegedienst und wöchentlicher Vorstellung im Krankenhaus.
Das hatte bei mir aber vor allem auch damit zu tun, dass meine Kopfhaut durch Bestrahlungen sehr dünn geworden war. Das ist bei Dir nicht so.
Nach gut drei Monaten hatten mein Neurochirurg und sein Team die Idee, mich zu einem sehr erfolgteichen Plastischen Chirurgen zu schicken und in einer Mehrfach-OP gelang die Herausnahme des infizierten Knochendeckels, die Transplantation einer recht großen Fläche Eigenhaut auf den Kopf und nach wenigen Revisions-OPs konnte bei erreichter völliger Keimfreiheit im gesamten Körper die neue sterile extra in Jena angefertigte PEEK-Knochenplastik 4 Monate später eingesetzt werden.
Bei den anderen OPs hatte ich keine Heilungsprobleme.
Das sind jetzt drei persönliche Heilungserfahrungen:
- dreimal problemlos
- einmal nach Wochen von allein
- einmal die sehr heftige und neun Monate dauernde Extremvariante
Letztere wünsche ich Niemandem und deswegen bin ich sehr für kurzfristige Kontrollen der offenen Stellen, um eine oder gar weitere OPs zu vermeiden.
Es besteht ja nicht "nur" die Gefahr der Entzündung des Knochendeckels, sondern auch die Gefahr, dass die bakterielle Entzündung unbemerkt die Hirnhäute und das Gehirn befallen kann. Das kann innerhalb von Stunden geschehen, man bemerkt es aber an rasch ansteigendem hohen Fieber und einer Rötung und dem Heißwerden um die Narbe herum. Das ist dann eine Notfallsituation!
(Habe ich leider auch erleben müssen und dank des NC-Teams überlebt.)
Diese Risiken sind nach Koof-OPs wirklich möglich und müssen unbedingt vermieden werden!
Ich wünsche Dir und allen Betroffenen mit länger dauernder Heilung, dass die Heilung mit Antibiotika (oder von allein) gelingt! Pass auf Dich auf!
KaSy