Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

test12

Guten Abend,

vor 4 Jahren wurde bei mir ein eingeblutetes Kavernom im Hirnstamm und ein Kavernom im Sehzentrum diagnostisiziert. Bisher kam es zu keinem weiteren Blutungsereignis. Das Kavernom im Hirnstamm (kleiner als 0,5 cm) ist bisher nicht gewachsen. Dies gilt auch für das größere Kavernom im Sehzentrum (1-2 cm). Das große Kavernom wurde über einen längeren Zeitraum irrtümlich für einen Tumor gehalten.

Die Blutung fand im Mesencephalon statt und war etwa 1 cm groß. Symptome waren Doppelbilder, Gefühlsstörung in der linken Körperhälfte (ca. 50 % reduzierte Warnehmung), Schwierigkeiten bei Zungenbewegung, Drehschwindel in Ruhelage, Gangunsicherheit in den ersten Tagen und anhaltende Benommenheit. Subjektiv gesehen sind diese Symptome heute zum großen Teil zurückgegangen. Objektiv lässt sich heute noch feststellen, dass meine linke Pupille größer ist als die rechte und mein linkes Bein etwas schwächere Reflexe hat.

Die Sorge, die mich seit etwa zwei Jahren umtreibt, ist ein gelegentliches Herzstolpern. Diese Symptome habe ich zum ersten Mal etwa ein halbes Jahr nach der Einblutung festgestellt. Manchmal stelle ich auch ein regelrechtes Herzzittern und einen gelegentlichen Tremor im linken Arm und Bein fest. Es füllt sich oft wie ein Zucken an, das durch die Glieder fährt. Es tritt immer links auf. In meiner Leistungsfähigkeit bin ich in diesen Situationen aber nicht eingeschränkt, d.h. ich kann nach wie vor eine Treppe hochrennen oder Fahrrad fahren. Diese Episoden treten meist auf, wenn ich nervlich angespannt bin, z.B. bei Sorgen und Stress am Arbeitsplatz, vor unabgenehmen Begegnungen und natürlich beim Nachdenken über die Erkrankung selbst.

Obwohl ich den psychosomatischen Zusammenhang selbst erkenne, mache ich mir Sorgen darüber, ob es nicht auch mit dem Kavernom im Hirnstamm zu tun haben könnte. Immerhin liegt hier ja das Zentrum des vegetativen Nervensystems.

Wer hat Ähnliches erlebt? Wie gehtst/en Du/Sie damit um? Wie hat es sich entwickelt?

Liebe Grüße

Basti

Andrea 1

Hallo Basti,
das mit dem Herzstolpern kenne ich leider auch - nerviger Weise - Allerdings habe ich das schon einige Jahre länger und ich lebe immer noch.
Es begann Anfang 2004, als ich in Bln. 6 Wochen in der Rheumaklinik lag. In dieser Zeit entwickelte sich meine Multiple Allergie gegen Schmerz- und Entzündungshemmer.
Zu diesem Zeitpunkt bekam ich andauernd neue Medikamente verordnet, wo ich bis heute nicht weiß, was ich da alles in mich hineinstopfen musste. Jeden Tag andere Nebenwirkungen/andere Diagnose und als es mir gerade einigermaßen besser ging, passierte es zum ersten Mal.
Ich lag entspannt auf meinem Krankenhausbett und löste Kreuzworträtsel. Auf einmal hatte ich das Gefühl, als würde mein Herz mir davon galoppieren und gleichzeitig asu dem brustkorb sopringen - so heftig empfand ich es damals. Gleichzeitig fühlte ich mich total schlaffi und konnte gerade noch meiner Bettnachbarin Bescheid geben, falls "ich 'en Abflug machen sollte", dass man meine vorangegangenen Symptome weiß.
Naja, ich bekam daraufhin ein Langzeit-EKG (über 3 Tage und Nächte) angeheftet und man konnte es eindeutig nachweisen, "dass mein Herz ein paar Sonderschichten einschiebt" laut Aussage meines damaligen Oberarztes. Es schlägt also ab und zu ein paar Capriolen, worüber ich mir aber keinerlei Gedanken machen müsse.
Nun gut... Gedanken mache ich mir halt nur, wenn ich mal wieder diese unregelmäßigen stolpernden und kräftigen "Herzschläge bis zum Hals rauf" spüre.
Da ich aber keines der damaligen Medikamente überhaupt noch nehmen kann/nehme, hätte es eigentlich wieder weg sein sollen, was es nicht ist. Okay, es ist sehr viel seltener geworden, aber so 1 - 2 Mal im Monat merke ich es doch noch. Wenn mein Mann gerade anwesend ist, dann sage ich es ihm immer gleich und er schaut mich mit Argusaugen die nächsten paar Minuten an, bis ich Entwarnung gebe, es wieder vorbei ist.

Es ist schon ein ziemlich beunruhigendes Gefühl, wenn es auftritt, aber mache mir inzwischen keine Gedanken mehr, wenn es wieder überstanden ist.
Nur in den Momenten ist es doch merkwürdig und es fällt einem dann "alles dazu ein"...
LG Andrea

SpinEcho

> Immerhin liegt hier ja das Zentrum des vegetativen Nervensystems.

Das Herz hat seine eigenen biologischen Schrittmacher und würde auch völlig ohne Verbindung zum Gehirn erst einmal munter weiterschlagen.

Stressbedingte, vorübergehende Arrthytmieepisoden können vorkommen (hatte ich auch schonmal). Ich würde mal einen Internisten/Kardiologen befragen, aber dabei auch damit rechnen, dass der nichts Behandlungswürdiges feststellen kann. Eine bestimmte Zahl kurzzeitiger Arrhythmien pro Tag wird als noch nicht behandlungsbedürftig angesehen.

test12

Heute würde ich gar nicht mehr ausschließen, dass es mit der Psyche zusammenhängt. Im Urlaub hatte ich dies kein einziges mal. Ein Schwierige ist wohl, dass auch organische Erkrankung im Gehirn in Bezug auf das subjektive Erleben immer durch psychische Faktoren verändert werden. Wahrscheinlich lässt sich nur Schadensbegrenzung betreiben, indem man die Sorgen verdrängt. Man kann ja eh nichts machen.

Andrea 1

Sorgen verdrängen dürfte nichts bringen - auf Dauer gesehen. Sich den Tatsachen stellen und für sich einen neuen Weg beschreiten, gerne mit Hilfe psychologischer Betreuung, halte ich für sinnvoller. Solange körperliche Defizite ausgeschlossen wurden - klar.
LG Andrea

test12

Hallo Andrea,

Du hast natürlich recht. Den Tatsachen muss man auf jeden Fall ins Auge schauen.

Bei einem Psychologen war ich noch nicht. Dass eine bewusste Auseinandersetzung mit dem persönlichen Erfahrungen sehr wichtig ist, sehe ich auf jeden Fall ein.

LG
Basti

Andrea 1

Ja, viele denken heute immer noch, dass wenn man einen Psychologen in Anspruch nimmt, dass man "einen an der Klatsche haben" muss!
Leider ist das ein fataler Irrglaube.
Psychologen helfen einem lediglich dabei, sich mit seinem Problem zu befassen, etwas zu akzeptieren, was man nicht ändern kann, aber nicht daran zerbricht und für sich neue Wege zu entdecken oder tiefvergrabene Ursachen zu finden, um diese zu verarbeiten. Also im Grunde völlig normale Dinge eben.
Dieses Klischee ist nur leider durch frühere Fehleinschätzungen von Anno 1800- undewas- behaftet.
Also auch auf diesem Gebiet unbedingt U M D E N K E N!
Wäre man "völlig aus der Spur", dann füllt das nicht die ambulanten Praxen, eher die "geschlossenen Abteilungen", was auf keinen Fall herabwürdigend klingen soll, denn auch da gibt es die unterschiedlichsten Schicksale, Gründe, warum man in einen geschlossenen Bereich eingewiesen wird. Selbst da gibt es Menschen, die sich freiwillig einweisen lassen, weil sie sich sonst selber oder anderen Personen schweren Schaden zufügen würden.
Also.. mit neuem Blick draufschauen.
LG Andrea

test12

Die Stigmatisierung von Personen, die sich in psychologischer Behandlung befinden, ist aber ebenfalls eine Realität. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mit der akuten Hirnblutung ins Krankenhaus kam. Der diensthabende Arzt fragte mich herablassend, ob ich schon einmal in psychologischer Behandlung gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass ich eine lebensgefährliche Hirnblutung erlitten hatte und eben nicht unter Drogeneinfluss stand.

Ein Psychologe weiß naturgemäß nichts, was man nicht auch in einem guten Buch nachlesen könnte. Es ist wie mit der Erkrankung selbst. Das meiste kann man eher anlesen, als einem gestressten Arzt zuhören zu müssen.

test12

Jetzt habe ich mich dort einmal überwunden und bin zum regulären Hausarzt gegangen. Der hat mir einen leichten Beta-Blocker verschrieben. Siehe da: Herzstolpern ist fast weg. (Herz schlägt aber noch :) )

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.