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Thema: Hilfe - an was für Menschen sind wir hier geraten

Hilfe - an was für Menschen sind wir hier geraten
Valary
15.06.2017 11:45:56
Hallo zusammen, ich muss mal wieder eine Frage loswerden und mir etwas Luft verschaffen.

Mein Freund liegt leider wieder im Krankenhaus und die Ärzte haben ihn aufgegeben da der Tumor und die Schwellung weiter gewachsen sind. Er hat brutal arge Kopfschmerzen und krümmt sich deswegen und zittert am ganzen Körper.

Gestern wurde uns vom Arzt gesagt, dass er von uns gehen muss - zugleich sollten wir uns auf der Stelle sofort entscheiden, ob wir ihn zuhause pflegen oder in einer Palliativeinrichtung.

Entschieden können wir uns natürlich innerhalb von nichtmal 24 Stunden - da dieser Schock erst einmal verdaut werden muss - und wenn er schmerzfrei ist, er eigentlich nach Hause könnte zu uns - gestern kam dann eine Palliativärztin zu ihm ans Bett und stelle einige Fragen. Er selbst konnte nie richtig antworten, da es mit dem sprechen nicht funktioniert. Auch Ja oder Nein Fragen versteht er nicht und kommt auch beim Kopfnicken oder schütteln durcheinander.

Nun nimmt er ja seit April Methadon - die Palliativ Ärztin vom Uniklinikum hat zwar nix dagegen, dass er das weiterhin nimmt, doch hat sie uns klar machen wollen, dass Methadon kein Schmerzmittel ist und nie und nimmer die Schmerzen nimmt. Sie sagte klar und deutlich Methadon wäre kein Schmerzmittel, nur L-Methadon sei für schmerzen geeignet und will ihm nun Opiate verschieben.

Wir hatten ihr die Methadon Flasche gezeigt wo ganz klar drauf zu erkennen ist das die Methadonzusammensetzung aus D + L Methadon (50 / 50) entspricht.

Unser Methadonarzt sagte gestern wir sollen das Methadon von bisher 25-25-25 langsam bis hoch zu 80-80-80 steigern und hat von den dummen Opiaten, welche die Palliativ Ärztin geben will, abgeraten.

Wir baten die Palliativärztin mit unserem Methadonarzt zu sprechen was sie zuerst auch machen wollte. Später wurde uns dann mitgeteilt, dass sie mit ihrem Vorgesetzten gesprochen hat, welcher es verboten hat mit dem Methadonarzt Kontakt auf zu nehmen um die Therapie aufeinander abzustimmen - es tut mir echt leid doch die Ärzte führen untereinander so einen Krieg auf den Schultern der Patienten aus das dies echt eine Sauerei ist.

Nun die Frage an euch:
Hat wer Erfahrung mit Opiaten? Unsere Großeltern hatten alle Opiate verschriebene bekommen und waren danach wie wesensverändert und total verwirrt.

Wir wollen ihn auch nicht wie die Palliativärtzin sofort auf die höchste Dosis ansetzten sondern es wie vom Methadon Arzt geraten noch mit Novalgin versuchen und bei Bedarf kann man immer noch auf die Opiate zurückgreifen.


Gerne würde ich noch den Frust ablassen, dass die Palliativärztin nicht wie sie zuerst zu uns sagte in der Lage war, mit unserem Methadon Arzt zu sprechen, da dies wohl von ihrem Vorgesetzten verboten wurde.
Zugleich hatte sie uns auch als nicht ehrlich hingestellt und meinte, wir hätten Informationen verheimlicht, die seine Medikation betrifft - wie die Ärztin auf diesen Schwachsinn kommt, ist mir unerklärlich, da sein Medikamentenplan seit seinem stationären Aufenthalt auf dem Nachttisch liegt und jeder Zugang dazu hat. Ebenfalls haben wir ihr sogar den Plan zum Kopieren gegeben.

Da die Palliativärtzin nun über unsern Kopf gestern am Abend einfach das höchst dosierte Opiat verschrieben hat, sind wir natürlich zum Stations Arzt und wollten wissen was der Käse soll. Dieser hat das dann gleich aus der Akte gestrichen, doch zuvor wurde uns von einem Pfleger gesagt "Suchen sie sich ein anderes Krankenhaus" - nur weil wir ein klein wenig lauter wurden, da wir es schon am Vortag allen Pflegern und Ärtzen sagten, dass noch keine Opiate gegeben werden so lange nicht seine betreuten Ärzte ihr OK geben.

Ich verstehe einfach die Welt nicht mehr - weshalb arbeiten die Ärzte nicht miteinander und so heftig gegeneinander und weshalb muss man einen Patienten gleich mit ner hohen Dosis zu pumpen wenn man klein Anfangen kann.


Auf euren Rückantwort würde ich mich freuen!
Eure Val
Valary
Prof. Mursch
15.06.2017 20:09:37
"Mein Freund liegt leider wieder im Krankenhaus und die Ärzte haben ihn aufgegeben da der Tumor und die Schwellung weiter gewachsen sind. Er hat brutal arge Kopfschmerzen und krümmt sich deswegen und zittert am ganzen Körper. "

Was haben Sie dagegen, dass man den Patienten richtig behandelt?
Stärkste Schmerzen und ein unheilbarer Tumor sollten mit gut ausdosierten Opiaten therapiert werden. Zurückgehen mit der Dosis kann man immer noch.

Sie sollten sich über das Ziel der Therapie klar werden und mit den Kollegen auch besprechen.



Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
Valary
15.06.2017 22:49:47
Herr Prof. Mursch, ganz klar haben wir überhaupt nichts dagegen, doch er benötigt vernünftige Ärzte die sich austauschen. Der Palliativmedizinerin sagt zu uns, er spricht mit seinem Arzt und tut dies aber nicht und entscheidet über den Kopf des Patienten sowie dessen Bevollmächtigen hinweg das er Opiate bekommt - dabei wurde dem Palliativmedizinerin zuvor mitgeteilt das sein behandelnder Arzt sagte das er dieses Medikament nicht verträgt.
Zudem gibt es bei Opiaten unterschiedliche Richtlinien die Ihnen sicher bekannt sind. Diese dürfen nicht ohne Einverständnis gegeben werden.

Es geht klar darum ihn schmerzfrei zu bekommen doch geben Sie ihren Patienten gleich die Höchste Dosis an Schmerzmittel die Sie verabreichen können? Sicherlich nicht insofern sie zuvor gemerkt haben das auch eine Dosis Novalgin an manchen Tagen ausreichend ist.

Und ich denke Sie als Arzt werden auch wissen das D,L Methadon sehr oft zur Schmerzbehandlung eingesetzt wird - also müssen wir uns von einer Palliativmedizinerin sagten lassen das dies absoluter Schwachsinn ist und zugleich aber mitteilen das Sie dies Anwendet wenn kein Opiat beim Patient wirkt. Hier ist doch ein klarer -wiederspruch.

"Sie sollten sich über das Ziel der Therapie klar werden und mit den Kollegen auch besprechen."
Herr Dr. Mursch das wollen wir auch, doch sie werden ihren Patienten auch keine Pistole auf die Brust setzten und von Ihnen 10 Minuten nach der Mitteilung das der Partien keine Chance mehr hat wissen wollen wohin der Patient nun kommt (Zuhause pflegen oder Palliativ Stationär) weil sie ihn los haben wollen aus dem Krankenhaus.
Ich hoffe Sie verstehen unsere Situation, bei solch einer Mitteilung muss man das in der Familie besprechen sowie mit ALLEN behandelten Ärzten - doch leider wurden hier einige einfach nicht gefragt trotz das dies Besprochen wurde und klar war das wir am nächsten Tag besprechen welche Medikation nun am besten ist - doch nein am Abend zuvor wurde ihm ohne sein Einverständnis oder dem des Bevollmächtigten einfach Opiat verordnet und gegeben.

Aber ich will mich hier nun nicht mit ihnen Streiten - ich suche selbst betroffene und verstehe ihre Meinung als Arzt.
Valary
Aziraphale
16.06.2017 10:14:55
Wie sollte eine Dosis Novalgin noch ausreichend sein? Woher sollte ein Arzt wissen, an welchen Tagen das der Fall wäre? Dein Freund krümmt sich vor Schmerzen, soll aber keine Opiate erhalten? In wiefern verträgt er die den nicht?

Und auch den Hinweis, sich ein anderes KH zu suchen kann ich verstehen. Wenn das Vertrauensverhältnis derartig gestört ist, kann man als Patient (oder Angehörige) nur ausweichen. Nur kann es halt passieren, dass er das, was ihr möchtet, nirgends bekommt.
Aziraphale
Ironfighters
16.06.2017 11:40:06
Ehrlich gesagt erschließt sich mir das Problem nicht wirklich...

Dein Freund hat schmerzen und befindet offensichtlich sich in der Endphase seiner Erkrankung. Ziel muss sein ihn so schnell wie möglich schmerzfrei zu bekommen. Egal wie. Was er nicht braucht ist ein kämpferisches Umfeld.

Oftmals versucht unsere Psyche das unbegreifliche, grausam schmerzhafte Geschehen so zu lindern, indem man sich auf Diskussionen einlässt und Prinzipien beruft, die genau-betrachtet sinnlos sind. Das lässt sich hier im Forum oft beobachten.

Ich wünsche euch von Herzen die kraft und vor allem den Frieden, den ihr jetzt für diese schwere Zeit braucht.
Ironfighters
alma
16.06.2017 14:01:32
Ich habe es auch nicht verstanden.
Was bei mir hängen geblieben ist, ist ein unnützes Gerangel um die Metha-don-Frage, und dass ich nicht weiß, was ein Methadon-Arzt ist.
Statt Ärzte-Bashing lieber mit den Behandlern gemeinsam einen Weg finden, wie es weiter gehen soll. Schmerztherapie, Pflege, evtl. Hospiz.
Und das mit deinem Freund zusammen, denn um ihn geht es ja schließlich.
Es ist vielleicht seine letzte Zeit, da kann man Streit nicht gebrauchen.
alma
KaSy
17.06.2017 01:43:13
Die wichtigsten Fragen sind jetzt:
Wie geht es Deinem Freund?
Hat er noch Schmerzen?
Kann er seine Wünsche wieder selbst äußern?

Auch ich habe erlebt, dass die Ärzte mir Opiate gegeben haben, weil sie - besser als ich - wussten, dass starke Schmerzen zu erwarten sind und sie diese gar nicht erst zulassen wollten. Und das war richtig. (Allerdings war in diesem KH die Erfahrung gemacht worden, dass es seitens der Patienten und Angehörigen starke Vorbehalte gegen Opiate gibt.)

Bei starken Schmerzen müssen starke Schmerzmittel gegeben werden, ein langsames Aufdosieren verlängert das Leiden unnötig.

Methadon wird in der GBM-Therapie ergänzend zur Chemotherapie gegeben, weil es deren Wirkung verbessern könnte. Es gilt nicht als besonders stark wirksames Schmerzmittel.

Opiate machen abhängig, aber erst nach längerem Gebrauch. Das ist den Ärzten durchaus bekannt und man sollte davon ausgehen, dass sie wissen, was sie tun. Sie haben mit Opiaten jahrzehntelange Erfahrungen mit jeder Menge von Schmerzpatienten.

Schmerzen sind ungeheuer belastend für den gesamten Organismus und haben auf alle Erkrankungen eine zusätzliche nachteilige Wirkung.

Deswegen muss alles getan werden, um die Schmerzen zu beseitigen und zwar mit der Maximaldosis zuerst. Erst dann ist der Patient (hoffentlich) in der Lage, selbst über die Medikation und auch über seinen weiteren Aufenthaltsort mitzubestimmen.

Bei jeder Erkrankung, nach jeder Operation und auch in der letzten Lebenszeit ist Schmerzfreiheit das oberste Gebot, um dem Menschen eine möglichst gute Lebensqualität zu sichern.

Das sollte auch für Euch das Wichtigste sein.

Ich wünsche Deinem Freund, dass er sein Leben schmerzfrei mit seinen Lieben erleben darf.

KaSy
KaSy
Valary
17.06.2017 05:45:25
Hallo ihr lieben,

ich kam leider noch nicht dazu eure Beiträge zu lesen da ich fast 24h bei meinem Freund war.

Das Problem mit den Ärzten wurde geklärt und bereinigt - beide Seiten haben sich entschuldigt und die Ärzte aus dem Krankenhaus haben sich auch bei allen anderen behandelten Ärzten erkundigt!

Er hat inzwischen alle wichtigen Medis bekommen, aber leider hatte er einen Kampfanfall und nun schaut es schlecht aus.

Soeben wurde uns per Telefon um 5 Uhr morgens angerufen das der Atem aussetzt - wir sind nun auf dem weg ins Krankenhaus :( es schaut einfach alles so schlimm aus...


Liebe Grüße eure Val
Valary
alma
17.06.2017 13:32:12
Es beruhigt mich, dass es euch gelungen ist, für eine ruhige Atmosphäre zu sorgen.
Viel Kraft.

Alma.
alma
Valary
18.06.2017 02:11:14
Am 17.06.2017 nachdem wir um 5 Uhr vom Krankenhaus alarmiert wurden ist Michael um 9:10 von uns gegangen.

Er hatte keine Schmerzen :( doch ich vermisse ihn so sehr!!!!!
Valary
alma
18.06.2017 11:51:14
Liebe Valary,

mein allerherzlichstes Beileid.
Es ist gut, dass er ohne Schmerzen sterben konnte. Das hilft dir sicherlich, die schwere Zeit nun besser zu überstehen.

Alles Gute,
Alma.
alma
PinkeSocke
18.06.2017 14:20:13
Liebe Valary,
Es tut mir unendlich leid. Es ist schön dass ihr bei ihm sein konntet und dass er keine Schmerzen hatte.
Ich hoffe dass deine/eure Trauer sich irgendwann sich in liebevolle Erinnerung wandelt. Wünsche euch viel Kraft.
Traurige Grüße PinkeSocke
PinkeSocke
KaSy
18.06.2017 16:11:36
Liebe Valary,
es tut mir sehr Leid, dass er Euch so rasch verlassen musste.
Es war der Hirntumor, der ihm sein Leben nahm, niemand sonst.
Denkt an seine letzten Momente, in denen Ihr seine Hand halten durftet.
Mögen Eure wunderbaren gemeinsamen Zeiten die Erinnerung bestimmen.
KaSy
KaSy
Ironfighters
18.06.2017 18:19:17
Auch mein herzlichstes Beileid.
Er hatte einen langen Weg hinter sich und konnte ohne schmerzen gehen.
Nun ist er nicht mehr krank.

Mögen dich all die wundervollen gemeinsamen Erinnerungen für immer begleiten.
Ironfighters
Mayla
18.06.2017 21:48:21
Liebe Valary,
mein aufrichtiges Beileid.
Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit
Liebe Grüße Mayla
Mayla
Valary
19.06.2017 09:27:18
Vielen Dank für die lieben Worte.

Eure Val
Valary
Anika
20.06.2017 10:46:10
Tut mir leid!
Bei meinem Mann ging es ähnlich zu Ende und diese Kopfschmerzen
waren einfach furchtbar.
Wünsche Dir ganz viel Kraft!
Auch wenn Du es Dir vielleicht im Moment nicht vorstellen kannst,
aber man lernt damit umzugehen, es zu akzeptieren und trotzdem noch Freude zu empfinden.
Du schaffst das.
Drück Dich.
Anika
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