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Thema: hirnorganisches Psychosyndrom

hirnorganisches Psychosyndrom
Sookie
29.07.2013 17:52:30
Hallo, ich bin neu hier und hoffe auf diesem Wege Hilfe oder Antworten zu finden. Im Jahr entdeckte man per Zufall mit dem MRT einen Hirntumor am Hirnstamm (inoperabel), mit Absiedlungen im Rückenmark. Es folgten eine OP am Rückenmark und eine Ganzkörperbestrahlung. Die nächsten 12 Jahre bestanden aus jährlichen MRT-Untersuchungen, worauf auf den letzten Bildern dann Gefässmissbildungen zu sehen waren.Man wartete erstmal ab und es kam zu Hirnblutungen am Nucleus Caudatus.Daraufhin wurde es operiert und ging zur Reha. Was für mich und unsere Familie sehr belastend ist sind diese Wesensveränderungen, welche in den letzten Jahren zugenommen haben. Ich kenne meinen Mann schon seit 18 Jahren und es ist einfach nicht mehr derselbe Mann wie früher. Sein Verhalten äußert sich oftmals negativ auf sein Umfeld und auch unseren beiden Kindern (7 und 8 Jahre alt) benimmt er sich oft ungerecht. Manchmal könnte ich am liebsten die Kinder nehmen und gehen, aber ich weiß das er das nicht absichtlich macht. Aber das macht es auch nicht viel leichter. Gibt es vielleicht Gleichgesinnte hier in diesem Forum. Ich bin für jede Antwort dankbar. Liebe Grüße Sookie.
Sookie
gramyo
29.07.2013 18:33:27
Liebe Sookie,

zuerst einmal fühle dich herzlich willkommen hier im Forum und du kannst dir sicher sein, dass dir geantwortet und euch auch zumindest gedanklich geholfen wird.

Also, wenn ich den Krankheitsweg deines Mannes lese, kann ich aus mehreren Gründen seine Reaktionen verstehen. Dass heißt nicht , dass ich denke, das du das immer akzeptieren kannst und musst. Du kannst deinem Mann auch sagen, dass du weisst, das er das nicht "wirklich ist", sondern durch die Op und auch vielleicht Medikamente?

Es gibt hier viele Angehörige, die mehr oder weniger mit Wesensveränderungen und Agressivität oder auch Ungerechtigkeit belastet waren und sind. Es ist wirklich nicht leicht für euch.

Du musst deinen Kindern mit einfachen Worten erklären , dass ihr Papa das nicht böse meint. Vielleicht ein Kinderpsychologe, bzw. Psychoonkologe , der sich auch mit Kindern beschäftigt?. Für dich wäre es sehr wichtig, dass du auch psychische Unterstützung bekommst.

Es werden sich ganz bestimmt noch andere zu diesem Thema melden. Leider ist gerade Urlaubs- und Ferienzeit. Fühle dich auf jeden Fall gedanklich unterstützt und mit Kraft beschenkt.

Ganz liebe Grüße von uns beiden
Gramyo und ihr Mann, der in ihrem Herzen
einen wunderschönen Platz einnimmt
gramyo
tinchen
29.07.2013 19:52:09
Liebe Sooki,

ich kann dich total verstehen! Weil ich lange Zeit ebenfalls mit dieser Wesensveränderung zu tun hatte.

Mein Mann hat im April die Diagnose Glioblastom erhalten. Nach der (gut verlaufenen) OP erlebten wir bei ihm eine lange Phase, gekennzeichnet von teils (verbal) sehr agressivem Verhalten, dabei teilweise Verwirrtheit.

Es ist ganz schwer damit umzugehen. Mir half irgendwann, die Stimmungen (weder positive noch negative) gar zu ernst zu nehmen.
Wenn Kinder in der Familie sind, ist das natürlich wesentlich schwerer. Man kann den Kindern nur versuchen zu erklären, dass der Vati krank ist und die Äußerungen nicht so gemeint sind.

Bitte sprich auch mit Psychologen oder noch besser mit einem Psychiater. Mein Mann wurde mit Medikamenten sehr gut eingestellt. Seine Agressivität ist seither Vergangenheit. Diese Beruhigungsmittel (Tavor) sind natürlich absolut nicht ideal. Unser Zusammenleben ist seither aber wesentlich harnonischer bzw. überhaupt wieder möglich.

siehe auch mein 1. Beitrag vom 9. Mai 2013 "Wesensänderung und Stimmungsschwankungen"

Ich wünsche dir sehr, dass ihr eine Möglichkeit findet, mit diesen Wesensänderungen klar zu kommen. Sie gehören bei vielen Betroffenen zum Krankheitsbild.
Liebe Grüße von tinchen
tinchen
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