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Lenchen

Liebe Forianer!

Nach 16 sehr guten Monaten (OP, Bestrahlung 60 Gray, Temodal nach Stupp + 5 weitere Zyklen zur Erhaltung) wurde bei meinem Mann nun ein Rezidiv festgestellt (während Chemopause aufgrund schlechter Blutwerte). Nach Einholung mehrerer fundierten Meinungen kann eine 2. OP durchgeführt werden.

Die 1. OP wurde in einem Wiener Krankenhaus durchgeführt (nach Akutaufnahme).
Bei der histologischen Befundung wurde damals jedoch nicht einmal der MGMT-Status ermittelt.

Nun meine Frage an Euch worauf wir dieses Mal betreff. der Histologie bestehen müssen.

Welche Faktoren sollten im Zuge einer histologischen Bestimmung nach dem heutigen Standard jedenfalls festgestellt werden?
- MGMT
- gibt es Rezeptoren, die auf ein besseres Ansprechen von bspw. Avastin, Lomustin, Glivec etc. hinweisen?
- Tauglichkeit für individuelle Immuntherapien etc.
- bestimmte Eiweiße
...

Danke für Eure Hilfe,
alles Liebe, Marlene

hopeflower

Hallo,

ich kann dir nicht so viel antworten, freue mich aber dass ihr 16 sehr gute Monate hattet!

Bei der Molekulargenetik fällt mir ein:
MGMT, IDH1, 1p19q, ATRX, TP53.

Eine NOA-16 Studie gibt es in Frankfurt und Heidelberg. Googel mal, eine Phase I Studie:

Einschlusskriterien - Gliome Grad III-V nach Resektion oder Biopsie (mit/ohne Residualtumor)
Histologisch gesicherte Astrozytome, Oligodendrogliome, oder Oligoastrozytome
WHO grade III or IV
-
- molekular: IDH1R132H-Mutation, keine 1p/19q-Codeletion, ATRX-Verlust
- vorhandenes Tumorgewebe

Bei Lomustin fällt mir ein die NOA-04 Studie:
CONCLUSION:
Initial radiotherapy or chemotherapy achieved comparable results in patients with anaplastic gliomas. IDH1 mutations are a novel positive prognostic factor in anaplastic gliomas, with a favorable impact stronger than that of 1p/19q codeletion or MGMT promoter methylation.

Also IDH1 könnte eine Option sein um sich für PC(V) zu entscheiden (wobei das eine Studie war wo Grad III Gliome untersucht worden).

Für Immuntherapien braucht man frisches Tumorgewebe. Da weiß ich jetzt aber auch nicht wie die Optionen ausschauen.

ICh wünsche euch alles alles Gute!

Lenchen

Vielen Dank für deine rasche und ausführliche Antwort!!

Logossos

Falls Ihr an eine Immuntherapie, jetzt oder später, denkt und nicht ausschließt, so ist zu beachten, dass man dazu Tumormaterial braucht und dieses Tumormaterial muss sofort, unmittelbar nach der Operation kryokonserviert werden. Das ist bei den laufenden Immuntherapienstudien für primäre GBM-Tumore so, es gilt aber auch dann, wenn ein Rezidiv operiert wird (dies kann außerhalb von Studien als individueller Heilversuch geschehen) und wenn anschließend eine Immuntherapie mit Impfung durchgeführt werden soll.
logossos
www.glioblastom-studien.de

martin30

"Die 1. OP wurde in einem Wiener Krankenhaus durchgeführt (nach Akutaufnahme).
Bei der histologischen Befundung wurde damals jedoch nicht einmal der MGMT-Status ermittelt."


Das glaube ich nicht. Jedes Gewebe, das von Pathologen im Mikroskop angeguckt wird, wird auch immunhistochemisch klassifiziert. MUSS ES AUCH, um zweifelsfrei ein Glioblastom festzustellen.

Jedes Wald- und Wiesenkrankenhaus lässt MGMT bestimmen und die restlichen Marker mitbestimmen. Es sei denn die Bauchchirurgen haben ihren Mann am Kopf operiert. Und selbst die wissen das.

Fragen Sie bitte noch einmal nach, es muß einen histologischen Bericht inkl. Immunhisto geben. Das Gewebe hat ein Neuropathologe gesehen und der wird sicherlich etwas eingefärbt haben.

Das wäre so, als ob man beim Kaffekochen das Wasser vergißt und dann das Pulver genießt.

martin30

Unser Angehöriger hatte Ende 2015:

GFAP, MAP2c, p53, MIB 1, IDH1, ATRX Immunhistochemie

Manchmal heißen die Färbungen anders, zielen aber auf die selben Strukturen ab. KI67 = MIB1, IDH1 = R132H

Das war das Labor der Charite. Ich vermute mal stark, daß das der neueste Stand ist, bzw. bei der Art von Tumor sinnvoll war und die auch wissen, was sie tun. Es war ein Glioblastom.

2016 kommt die neue WHO-Einteilung heraus, wo zum ersten mal
der Immunhistochemie Rechnung getragen wird.

Suchen Sie ein neuropatholgisches Referenz-Zentrum und lassen sie Proben im Zweifel dorthin schicken. Die sind auf dem neusten Stand.

Viel Glück

Lenchen

@Logossos und martin30: vielen Dank!

Wir haben den histologischen Befund erhalten, der MGMT ist nicht bestimmt (oder nicht angeführt?). Auf Nachfrage wurde uns gesagt, dass Temodal ungeachtet dessen ja ohnehin als Ersttherapie probiert worden wäre.

Wir haben nach Einholung mehrere Meinungen zur neuerlichen OP großes Vertrauen in den Arzt, der bereits das erste Mal operiert hat.
Die Histologie soll aber dieses Mal im AKH (mit angeschlossener Uniklinik) durchgeführt werden.

martin30

Das ist korrekt. Temodal wird (fast) immer gegeben, weil man nichts anderes hat. Bei MGMT-positiven wirkt es besser. Man fängt mit Temodal an und "freut sich dann im Nachhinein" , daß die Patienten MGMT-positv sind, wenn die Immunhisto ein paar Wochen später eintrudelt. Das war bei uns im Krankenhaus auch so.

Die histologische Untersuchung (unter dem Mikroskop angucken) kann auch ein Schnellschnitt im OP gewesen sein. Oder eine unmittelbare mikroskopische Untersuchung durch den Pathologen.

Die Immunhistochemie dauert länger.

Vermutlich war das der erste mikroskopische Bericht. (Frage: Abszeß oder
Tumor oder was anderes)

Und die Ergebnisse der Immunfärbungen wurden nachgereicht und gesondert aufgeführt. Das ist üblich. Insbesondere wenn es mehrere Labore sind. Oder die Immunfärbungen auswärts getätigt werden.

Ich bin mir sicher, daß die Färbungen durchgeführt wurden. Die gibt es schon über 10 Jahre und sind kein "Geheimnis" sondern Standard.
Das wäre sonst ein systemischer Kunstfehler des Krankenhauses.

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