Liebe KrisChris
Ich habe selbst keine Erfahrungen mit Hirn-OPs und Chemotherapien bei kleinen Kindern.
Ihr kämpft seit fast fünf Jahren um das Leben Eurer Tochter und sie ist jetzt noch nicht einmal 6 Jahre alt.
Ihr solltet die Entwicklung Eures so sehr belasteten Mädchens nicht mit der Eures älteren (hoffentlich gesunden) Sohnes vergleichen.
Dass Ihr den Hormonstatus der Kleinen testen lassen wollt, ist richtig.
Vor allem aber könnte ihre 'Launenhaftigkeit" auch durch die Therapien verursacht worden sein:
- viele Therapien
- die letzte OP
- die vielfältigen Folgen der Chemotherapie
- die Gesamtsituation, in der sie ihr Leben bzw. ihr "Anderssein" mittlerweile bewusster erlebt
- ihre Sicht auf den großen Bruder, der mehr darf als sie
- ihr bewusstes Erleben ihrer derzeit eingeschränkten Möglichkeiten im Vergleich mit Gleichaltrigen
- ... ...
Das alles in der Summe führt bei erwachsenen Betroffenen zusätzlich zu der eigentlichen Diagnose und den Therapien zu einer höheren, mitunter sehr hohen psychischen Belastung, gegen die sie sich in psychologische Behandlung begeben.
In diesem Forum wurde des öfteren von Aggressivität, Wut, Boshaftigkeit im Wechsel mit völliger Normalität geschrieben.
Eure Kleine hat bis jetzt viele Therapien einfach so "hingenommen", sie gehörten zu ihrem Leben dazu. Ihr und die Ärzte und die pflegenden Personen haben alles versucht, es ihr leicht zu machen, haben es ihr wie ein Spiel erscheinen lassen.
Sie ist älter geworden. Man kann ihr wohl nichts mehr vormachen. Sie sieht die anderen Kinder.
Und sie beginnt so zu reagieren wie Erwachsene auch, aber auch noch wie eine Fünfjährige. Mit Zweifeln, Angst, Liebe, Dankbarkeit, Wut, Ärger, Kuscheln, Spielen, Sorglosigkeit ...
Es ist sehr gut, dass Ihr zusätzlich zu den Hormonuntersuchungen auch die Kinderonkologen und Neurochirurgen, Hausärzte in Eure Beobachtungen einbezieht. Vielleicht sollte ein Kinderpsychologe hinzugezogen werden?
Gemeinsam solltet Ihr die Ursachen ihrer Veränderung herausfinden sowie ob sie nur jetzt oder längerfristig bestehen bzw. ob und wie sie sich auf ihr gesamtes Leben auswirken.
Ich weiß nicht, wie es in Eurer Familie ist, aber versucht alles, beide Kinder so normal wie möglich zu behandeln. Jeder darf auch mal "Ärger" bekommen, wenn er/sie "Mist gebaut" hat. Jeder muss gleichermaßen seine "Kuscheleinheiten nach Bedarf" bekommen. Und altersgerechte Unterschiede müssen beide akzeptieren.
Aber versucht alles, um nicht den Eindruck erscheinen zu lassen, dass das Mädchen "wegen ihrer Krankheit" und der Junge "wegen seiner Normalität" unterschiedlich viel "Wert" sind.
Ich denke (als langjährig selbst Betroffene), dass man möglicherweise einige Folgen der Erkrankung zulassen könnte, falls Behandlungen dagegen keine wesentliche Verbesserung bringen würden.
Euer Mädchen wird es lernen, damit umzugehen, damit zu leben und sie wird stark sein, stärker als manch anderes Kind.
KaSy