Hospiz angebracht? Bestrahlung abbrechen?

Es geht um meine Schwiegermutter (Glio IV, linker Schläfenlappen) inoperabel, die zur Zeit bestrahlt wird. Sie soll demnächst in ein Hospiz. Viele fragen uns, warum wir ihr die Belastung der Bestrahlung noch antun.

Sollte zum Ende der Betrahlung (Ende nächster Woche) kein Hospizplatz frei sein, sollte sie im KH warten. Heute ist ein Platz frei geworden und wir stellen uns erneut die Frage, die Bestrahlung abzubrechen, damit sie heute in ihr angemeldetes Hospiz kann. Sie hätte dann zweieinhalb statt geplanter drei Wochen Bestrahlung. Oder bringen drei Bestrahlungen noch so viel (Lebensdauer)? Ich bitte um Meinung.

Diese Frage ist wohl weitestgehend nicht anhand medizinischer Gesichtspunkte zu beantworten, denn die Wirkung der Therapie ist sicherlich selbst für den behandelnden Arzt schwer zu prognostizieren.

Sie müssen sich fragen, was Ihrer Schwiegermutter (nicht Ihnen) wichtig ist oder immer gewesen ist.

Wenn es die Absicht war, die Chance auf ein längeres Leben um jeden Preis wahrzunehmen und die Patientin den Abbruch als Scheitern empfinden würde, sollten Sie die Bestrahlung zu Ende bringen.

Wenn die Zeit in der Klinik als quälend und belastend empfunden wird und alles nur noch auf Ruhe, Frieden, einen würdigen Lebensabschluß oder Minderung von Leiden fokussiert ist, sollten Sie das Hospiz wählen.

Prof. Dr. Mursch
Vorsitzender eines klinischen Ethik Komitees
Neurochirurg