Liebe Forum-Teilnehmer,
ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll. Vielleicht fange ich mal so an, dass ich mich und meine Lebenspartnerin erst einmal kurz vorstelle: ich bin Markus, 41 Jahre alt und lebe mit meiner Freundin, die 38 Jahre alt ist, seit 12 Jahren zusammen. Meine Freundin kommt aus dem Baltikum, ich komme aus Süddeutschland. Wir sind beide berufstätig und haben keine Kinder. Im Sommer wollen wir heiraten.
Seit September letzten Jahres wissen wir, dass meine Freundin an einem Glioblastom Multiforme Grad IV erkrankt ist. Der Tumor wurde, nachdem ein Anfangsverdacht auf einen harmlosen Hirnhauttumor bestand, sofort operativ entfernt. Nach der Operation wurde der Tumor genauer untersucht und als ein Glioblastom identifiziert, welches die Eigenschaft hat, an den Rändern des operativen Eingriffs wieder nachzuwachsen. Dennoch waren die Neurochirurgen der Meinung, dass meine Freundin das "Glück" hat, mit diesem Tumor noch "einige Jahre" überleben zu können, weil er vorne rechts oberhalb der Stirn rausoperiert worden ist und keine überlebenswichtigen Nervenstrukturen in der Nähe sind.
Nach der Operation, die meine Freundin körperlich recht schnell verkraftet hatte, wurde sie nach einer 4 wöchigen Pause 2 Monate fast täglich bestrahlt und bekam dazu eine geringe Dosis Temodal. Nach der Bestrahlung wurde die Temodaldosis erhöht und bis heute nimmt sie alle vier Wochen eine 5 Tage lang das Medikament. Die Chemothrapie verträgt sie körperlich ebenfalls recht gut. Wenn man von ihren Magenschmerzen mal absieht, geht sie täglich spazieren, fährt Fahrrad, geht einkaufen, kümmert sich um ihr Essen, macht zwei mal am Tag Gymnastik und geht in einen Yoga-Kurs. Ich gehe den ganzen Tag arbeiten, sie ist krankgeschrieben und so verbringen wir jetzt mehr Zeit miteinander als früher, gehen zusammen jeden Sonntag zum Gottesdienst, machen einmal die Woche zusammen Qi-Gong an der VHS und manchmal meditieren wir in aller Stille ein paar Minuten zusammen.
Wir haben uns vorgenommen, das beste aus unserer Situation zu machen und das hört sich alles doch recht nett an, nicht wahr? Aber wie ihr es alle bestimmt schon vermutet habt: seit September letzten Jahres ist unser Leben nicht mehr dasselbe und mir fehlen die Worte, das alles zu beschreiben, das alles zu verarbeiten, was in den letzten sieben Monaten mit uns passiert ist. Es ist ein Alptraum, wir leben zwischen Verzweiflung und Hoffnung.
Daher habe ich mich entschieden, hier in diesem Forum zu schreiben. Ich möchte diesem neuen Leben nicht wortlos gegenüberstehen und hoffe bei euch mit meinen Sorgen und Nöten nicht allein zu sein.
So viel erstmal für heute,
Markus