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Thema: Impfung

manu 61
09.07.2016 18:14:04
Hallo zusammen,
hier wird immer wieder von einer Impfung berichtet. Für wen ist die geeignet und wie und wo wird dies angewandt? Unser Sohn hat ein Astrozytom II ED 3/14.Seit letzten Herbst Bestrahlung und jetzt Chemo (7.Zyklus). Bei der Biopsie 3/15 wurde er angeblich in eine Vergleichsgruppe aufgenommen. Doch davon haben wir nie wieder was gehört.
Wer kennt sich damit aus und hat bereits Erfahrungen damit gemacht?
LG
Manu
manu 61
Liz
12.07.2016 22:47:42
Hallo,
ich bin nicht ganz sicher, aber ich hab mal eine Reportage darüber gesehen. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll diese Impfung verhindern das Krebszellen sich in bösartige Krebszellen verwandeln. Diese Impfung ist momentan noch nicht auf dem Markt. Es werden noch studien durchgeführt. Ich glaube, dass es erst 2020 langsam auf den Markt kommt.
Aber alles unter vorbehalt, weil ich nicht wirklich aufmerksam zuhören konnte.
Gruss
Liz
KaSy
12.07.2016 23:15:23
Auf dem 37. Hirntumorinformationstag der Deutschen Hirntumorhilfe e.V. wurden die folgenden Informationen dazu in den Tagungsunterlagen veröffentlicht:

"Immuntherapie bei Gliomen
(Quelle: Herold-Mende C., Dictus C: Immuntherapeutische Konzepte zur Behandlung von Hirntumoren: ein Revival? Psych & Neurol 1/2012

Prinzipiell unterscheidet man zwischen der sogenannten passiven und der aktiven Immuntherapie. Unter der passiven Immuntherapie versteht man vor allem die Gabe von Antikörpern und Zytokinen (1). Dagegen ist es das Ziel der aktiven Immuntherapie, durch eine Impfung eine Abwehrreaktion des Immunsystems gegen den Tumor bzw. die Tumorzellen auszulösen. Bei Gliompatienten werden derzeit vor allem zwei Arten von Vakzinierungstherapien erprobt:
- die Verwendung von patienteneigenen dendritischen Zellen (Dcs) (2), die entweder mit einem Lysat (3) des Patiententumors oder tumorspezifischen Peptiden (4) beladen werden und
- die direkte Verwendung von Peptiden
Worterklärungen:
(1) Zytokine: Proteine, die Wachstum und Differenzierung von Zellen regulieren
(2) dendritische Zellen (DCs): spezialisierte Form weißer Blutkörperchen, die eine Schlüsselfunktion bei der Aktivierung der Immunantwort einnehmen
(3) Lysat: Produkt der Auflösung von Zellen
(4) Peptid: kurzes Proteinbruchstück aus Aminosäuren

Erste Daten zu Vakzinierungstherapien in Gliomen stehen uns ausschließlich aus Phase-I- und -II-Studien zur Verfügung, sodass die nachstehend dargestellten Ergebnisse noch keine endgültigen Rückschlüsse auf eine Wirksamkeit zulassen. Ebenso müssen sie vor dem Hintergrund eines möglicherweise hoch selektierten Patientenkollektivs (junges Patientenalter, guter Karnofsky-Performance-Index u.a.) und überwiegend kleiner Fallzahlen in den jeweiligen Studien betrachtet werden.

a) DC-Vakzine beladen mit autologem Tumorlysat
In der Mehrzahl der publizierten Studien wurden autologe Dcs mit dem Tumorlysat der jeweiligen Patienten beladen. Sie wurden überwiegend in die Haut, gelegentlich auch unter die Haut verabreicht. Die Anzahl der Impfungen variierte zwischen 1 und 10 Anwendungen – unabhängig von der Verfügbarkeit von eingefrorenem Tumormaterial. Behandelt wurden primäre und rezidivierte anaplastische Gliome und Glioblastome. Mehrere Studien berichten über Patienten mit einer vorübergehenden Stabilisierung der Erkrankung und/oder einer verlängerten Überlebenszeit.

Im Hinblick auf die Integration der Immuntherapie in die derzeitige Standardtherapie des Glioblastoms bestehend aus einer möglichst vollständigen Operation gefolgt von einer Strahlen- und Chemotherapie sind insbesondere die Ergebnisse einer Studie von Interesse, in der eine Verlängerung des Gesamtüberlebens in jenem Therapiearm beobachtet wurde, in dem die DC-Vakzine in Kombination mit einer Chemotherapie verabreicht wurden. Das Zwei-Jahres-Überleben lag bei 42 %, während die alleinige Impfung und die alleinige Chemotherapie mit jeweils 8 % deutlich schlechter abschnitten.

b) DC-Vakzine beladen mit Peptiden
Alternativ zur Beladung mit Tumorlysat wurden DCs in einigen Phase-I-Studien mit kurzen Proteinbruchstücken, sogenannten Peptiden, gepulst. Einer der hier verfolgten Ansätze bestand darin, dass Tumorzellen eines Patienten kurzzeitig in Kultur genommen wurden, um die auf ihrer Oberfläche befindlichen Peptide abzulösen und in ihrer Gesamtheit zur Beladung von Dcs zu verwenden. Im zweiten Ansatz wurden autologe Dcs mit einem ausgewählten Peptid gepulst, das auf einer Glioblastom-spezifischen Variante des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFRvIII) zu finden ist. Diese Form der Impfung wurde ebenfalls in die Haut und insgesamt dreimal verabreicht. Auch in diesen Studien konnte die Sicherheit in Form geringer Nebenwirkungen bestätigt und eine bezogen auf das Glioblastom verbesserte Überlebenszeit beobachtet werden.

c) Peptidvakzine
Neben der Verwendung von Dcs als professionelle Antigen-präsentierende Zellen wurde in einigen Studien ausgewählte Peptide direkt zur Impfung in Kombination mit verschiedenen Immunstimulanzien verwendet. Während in einer Studie wiederum das Glioblastom-spezifische Peptid EGFRvIII verwendet wurde, wurden in zwei weiteren Studien mehrere Peptide im Rahmen eines personalisierten Ansatzes verwendet. Hierzu wurde zunächst ein Set aus 25 bzw. 14 Peptiden definiert, für die zuvor eine Überexpression* und Tumorspezifität im Glioblastom nachgewiesen worden war. Die endgültige Auswahl von insgesamt vier Impfpeptiden erfolgte basierend auf vorbestehenden Immunantworten gegen die Zielstrukturen in den jeweiligen Patienten. Auch hier konnten in allen drei Studien die Sicherheit der Therapie bestätigt und verlängerte Überlebenszeiten beobachtet werden, was eine weiterführende Testung dieser Ansätze nahelegt. Darüber hinaus wurde in der Studie, in der alleinig das EGFRvIII-spezifische Peptid verwendet wurde, eine ganz wesentliche Beobachtung gemacht: In den Rezidivtumoren fast aller so behandelter Patienten war EGFRvIII nicht mehr nachweisbar, obwohl diese spezifische Variante zuvor quasi homogen im Primärtumor zu finden war.
* Überexpression: stark erhöhte Ausprägung eines Genes in einer Zelle

Fazit und Ausblick in die Praxis
nach den oben geschilderten vielversprechenden Studienergebnissen der letzten Jahre und dem wachsenden grundlagenwissenschaftlichen Verständnis rücken immuntherapeutische Ansätze zur Behandlung der bis heute als therapiefraktär geltenden malignen Gliome wieder in den wissenschaftlichen Fokus. Bevor sie allerdings den Weg in den klinischen Alltag finden, ist zunächst eine Wirksamkeitstestung im Rahmen multizentrischer Phase-III-Studien erforderlich.“
KaSy
Etnhh
02.02.2017 00:53:13
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Etnhh
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