Liebe Aniko und alle Anderen, die eine Zeitlang "nicht trauern" können oder Wut empfinden,
auch wenn man erstarrt ist und meint nicht zu trauern, weil man nicht weint, das Alltagsleben bewältigt, ist man dennoch ein Trauernder.
Ich glaube, man ist in gewisser Weise immer in einem Trauerprozess. Es ist nur die Frage, wie man mit ihm umgeht und wie LEBENDIG man ihn gestaltet.
Das ganze menschliche Leben, die Natur, eigentlich ja die ganze Welt ist ein Aufblühen und Vergehen. Alles ist wichtig und richtig und kann auch mit dieser inneren Erkenntnis, dass alles nur eine begrenzte Zeit hat,manchmal nur eine sehr kurze, wie bei deinem Sohn, intensiv gelebt werden.
Diese Lebenserkenntniss ist aber wirklich nicht leicht in das eigene Leben zu integrieren. Du hattest das große Glück, durch eine gute Psychotherapie das Gehen deines Kindes zu akzeptieren und
an-zu-nehmen....
Jetzt hattest du in dem Hospiz wirklich die wunderbare Möglichkeit, ohne Zeitdruck.....deinen allerersten starken Schmerz hinauszuschreien, hinauszuweinen und letztendlich ....zu akzeptieren....
Jede Trauerphase ist bei jedem Menschen sehr unterschiedlich und sollte auch so akzeptiert und wirklich von einem angenommen werden.
WICHTIG ist allerdings, das jegliches Gefühl dich nicht erschreckt oder als "an normal" angesehen wird sondern voll ausgelebt wird. Es werden immer wieder Zeiten der Wut, der Trauer, des Vermissens kommen. Man nimmt sie an, geht mit der Zeit anders, damit meine ich nicht oberflächlicher, um und LEBT SEIN LEBEN.
Eine Geschichte die mich mit dem Umgang des Gehens sehr mitgeprägt hat.( Nur eine Kurzfassung)
In einer Therapiewochenendgruppe bereitete uns unsere Therapeutin darauf vor, das am nächsten Tag eine Teilnehmerin, die sich angemeldet hatte, zu uns kommen würde, weil ihre Mutter sich das Leben genommen hatte.
Diese Frau war in einer völligen Starre und "mußte" dann, in äußerst geschütztem Rahmen von der Crew und uns toben, schreien , eine immense Wut herauslassen.......Am Ende des Tages lag sie auf den Matratzen mit einem völlig entspanntem und weichen Gesicht und konnte Tränen der friedlichen Trauer vergiessen.
Diese Frau ist danach Marathon gelaufen und wie sie mir erzählte , wir wohnten beide in Köln, war das über Jahre die beste Möglichkeit für ihre Trauerbewältigung.
Ich wünsche uns allen, die wir mit dem "Leben auf Zeit" diesen Planeten bewohnen, eine Zeit, in der wir alle aufkommenden Gefühle , ausleben können... ohne andere zu verletzten.... zu leben und uns als "Großes Ganzes" in diesem Universum zu sehen.
Eure Gramyo /Claudia mit Burkard im Herzen und Leben,
die sich seit 3 Monaten mit dem tiefen Sinn der Worte
"Nicht Geburt, Nicht Tod " tief innerlich auseinandersetzt