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LunaFarm

Hallo zusammen,

mein Vater ist an einem Glioblastom Grad 4 erkrankt. Er befindet sich bereits im Endstadium und wird palliativmedizinisch versorgt. Bis vor einer Woche war er noch völlig selbsständig und seit dieser Woche kann er nur noch sitzen bzw. mit Mühe aufstehen. Meine Familie und ich können praktisch dabei zusehen wie er abbaut ;(
Deshalb habe ich eine Frage an Angehörige, die bereits jemanden durch ein Glioblastom oder anderen Hirntumor verloren haben: Gab es einen Indikator für den baldigen Tod eures Angehörigen?

Ich möchte außerdem noch allen Betroffenen und Angehörigen mein Mitgefühl/Beileid aussprechen!

buttkeis

Das mit nicht mehr aufstehen oder gehen, kann auf ein Ödem hindeuten oder Tumor sitzt in diesem Areal. Ödeme lösen Paresen und Epilepsie aus. Aber Schlaf. Zudem kann es sein dass der Körper irgendwann nach einer Chemo abbaut.

LunaFarm

Ja, das mit den Ödemen kann gut sein. Er bekommt zwar Kortison aber der Neurochirurg meinte schon, dass die Tabletten irgendwann aufhören zu wirken und der Tod dann vor der Tür steht. Du hast mir indirekt schon meine Frage beantwortet... Chemo hatte er aufgrund des recht betagten Alters nie gehabt, nur OP und Bestrahlung. Nicht weil es sich nicht "lohnt" sondern weil wir ihm die Qual in dem Alter ersparen wollten. Er lebt auch schon 1 Jahr mit der Diagnose.

manishaw

Zeichen für den nahenden Tod?
Zuerst Unruhe, nestelt herum, versucht aufzustehen, dann immer müder und schläfriger, isst nicht mehr, dann trinkt nicht mehr, kann schon länger nicht mehr reden, will kein Fernsehen mehr, kein Besuch mehr, kein Licht mehr.
Dann nochmal ein klarer Moment, und dann Schlafen, noch atmen, unruhig und wechselnd atmen, vielleicht ein letztes Mal die Augen öffnen......und dann kommt tatsächlich der Tod. Einfach so. Unfassbar, immer noch.
Im Hospiz war es so sanft und so würdevoll wie nur möglich.
Steht es irgendwie durch!
Ich war allein mit allem und bin es noch.
Liebe Grüsse!

Hoffnung69

Liebe LunaFarm,
Ich kann , daß was Manishaw schreibt nur bestätigen. Mein Papa konnte zuerst nichts mehr ausscheiden. Aufstehen konnte er schon zwei Monate vorher nicht mehr. Essen und Trinken ging 4 Tage vor seinem Tod nicht mehr. Zwei Tage bevor er starb war er nochmal richtig da und wollte die ganze Familie sehen. Er hat mit allen gesprochen, als wenn nichts wäre. Und er wollte dann doch unbedingt nochmal sein geliebtes Eis essen. Als alle weg waren ist er eingeschlafen und 22 Stunden später nochmal aufgewacht. Da konnte er nicht mehr sprechen und ihm liefen die Tränen. Die kommende Nacht war er sehr unruhig. Gegen morgen wurde er immer ruhiger und hatte die Augen weit auf. Meine Mama und ich haben uns neben sein Bett gestellt bis er aufgehört hat zu atmen. Er ist sehr ruhig eingeschlafen und hat uns dabei angesehen. Im März ist es drei Jahre her. 7 Monate hat er gekämpft
Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft und alles Gute
LG Angie

Bulli2014

Hallo liebe LunaFarm,
auch ich hab schon meinen lieben Papa(Schwiegerpapa) durch ein Glioblastom verloren, auch bei ihm war es ein schleichender wenn auch schneller Weg in die andere Welt... als die Chemo noch lief und er seine Bestrahlung erhielt ging es ihm gut...er hat super gegessen und war recht wach...als die Behandlung beendet war ging es mit ihm immer weiter bergab... :(
von Unruhe in der Nacht bis zum den ganzen Tag verschlafen...alles war dabei... seine letzten Stunden bei uns waren unvorhersehbar... aber ich hatte so ein komisches Gefühl...ich kann es bis heute nicht beschreiben...aber wir haben mit Mama uns Kinder und Enkel zusammen gerufen... wir waren alle da ... er hat sehr unruhig geatmet.., sehr laut... ich habe ihm seine linke Hand gehalten und immer zum Herz hin gestreichelt...das signalisiert ihm das er wenn er gehen will es auch tun kann... :( :( ... streichst du vom Herzen weg dann sagt ihm das das er nicht gehen darf oder soll... das hatte ich mal hier im Forum gelesen...und bei Papa damals gleich gemacht....
er hat dann ruhiger geatmet...wir Kinder und Mama dachten jetzt kann er ruhiger schlafen...nie gedacht das er seinen Weg schon in die andere Welt angetreten hatte... ich verabschiedete mich von ihm mit den Worten: Papa es ist alle in Ordnung...du kannst gehen...wenn du willst dann gehe... wir sind bei dir... hab ihn einen Kussi gegeben und bin mit meinem Sohn zu uns rüber gegangen... keine 5 min später rief Mama an wir sollten sofort kommen.. Papa ist eingeschlafen... :( ...
Ich bin auch heute noch davon überzeugt das er seinen letzten Atemzug auf dieser Welt hier nur mit Mama machen wollte...es war auch so...Mama hat ihm eine gute Nacht gewünscht...er hat tief Luft geholt und ist in die andere Welt gegangen...
Und das was mir am meisten die Tränen in die Augen getrieben hat war nicht das er eingeschlafen ist... das er seinen Weg jetzt allein geht...zu meinem leiblichen Papa der schon auf ihn wartet...nein...es war diese einzige Träne die ihm aus dem rechten Auge lief...und er sah wahnsinnig friedlich aus... das hat uns alle beruhigt ...
wir waren alle noch bei ihm bis unsere Ärztin kam und ihn für Tot erklärt hat.. auch bis der Bestatter kam haben wir ihn nicht allein gelassen...das Fenster geöffnet damit die Seele gehen kann...
es war eine ruhige aber besondere Stimmung...wir haben uns unterhalten und Papa lag da und es sah aus als würde er ein Nickerchen machen...

Auch wenn es dieses Jahr schon 6 Jahre her ist... es ist als ob es gestern war... ich habe alles noch genau so in meinem Kopf... und ich muss sagen das uns ...Mama und uns Kindern...diese Begleitung...auch wenn sie nur 6 Monate war...gut getan hat...auch die Begleitung auf den letzten Weg...auch wenn wir nicht wussten an diesem Abend das das sein Reiseantritt ist in die andere Welt...

Du wirst es einfach merken...ich bin davon überzeugt...dann machst du alles richtig...wir wussten auch nicht ...haben es nach unserem Ermessen gemacht und ich denke das wichtigste ist das DU wenn du kannst da bist und er nicht allein ist...

Ich sende dir und deiner Familie viel Kraft und Engel die euch begleiten und helfen diesen schweren Weg zu gehen...

Viele Grüße
Bulli 2014




Papa du wirst immer in unserem Herzen sein...

manishaw

Liebe/r Bulli,
Das hat mich sehr berührt, wie Du das beschrieben hast, und dass Ihr Euren Frieden machen konntet so schwer es auch ist.
Ich glaube es tut den Sterbenden gut wenn man ihnen signalisieren kann dass sie gehen dürfen. Dass sie unendlich fehlen werden, aber dass wir zurecht kommen werden.
Ich habe das meinem sterbenden Mann auch noch gesagt: " ich komm zurecht!" Obwohl ich es damals noch nichtmal wusste.
Viele Sterbende passen dann auch eine Lücke ab wenn kein Besuch da ist um zu sterben. Die Hospizmitarbeiter sagen das sei oft so. Mein Mann ist genau dann gestorben als sein Bruder gegangen und ich noch auf dem Weg zu ihm war. Meine Mutter damals auch. Mein Vater war 24/7 bei ihr, aber als wir 5 min raus sind ist sie gestorben.
Wie schön Du diesen Frieden beschreibst, der dann im Zimmer ist nach dem Sterben. Das Kämpfen hat dann ein Ende. Ich erinnere mich auch genau daran als wenn es gestern gewesen wäre!
Wir können es nur geschehen lassen, und an guten Tagen denk ich dass es ein Geschenk war, meinen Mann und meine Mutter auf ihrem letzten Weg begleiten zu dürfen.
An schlechten Tagen denk ich dass ich lieber gestorben wäre anstatt weiterleben zu dürfen/zu müssen, und lieber all das Leid von ihnen auf mich genommen hätte als daneben stehen zu müssen.
Liebe Grüsse an Euch!

LunaFarm

Hallo zusammen,

entschuldigt, dass ich nicht auf jeden Beitrag einzeln eingehen kann. Ich möchte allen mein Beileid aussprechen und viel Kraft wünschen! Ich habe jetzt noch Tränen in den Augen aber ihr seit nicht allein damit, denn mein Vater ist 2 Tage nachdem ich diesen Thread gestartet habe an einem anderen Ort gereist.

Er bekam einen schweren Krampfanfall und war deshalb sehr angeschlagen. Ich und meine Tochter haben ihn an seinem Todestag besucht. Die Pfleger haben ihn auf seinen Sessel gesetzt und er wirkte etwas angespannt (verziehen der Mimik). Auf Fragen antwortete er meist mit Ja und Nein. Komplizierte Sätze gingen gar nicht mehr. Und dabei hat er einen Tag vorher noch gesprochen...
Er machte sich die Mühe meine Tochter ganz lange anzusehen, denn Sie durfte zwei Wochen lang nicht ins Pflegeheim da sie sich eine Erkältung zugezogen hatte. Ich schätze er wollte seine Freude über ihren Besuch ausdrücken.
Mit der Zeit entspannte sich mein Vater und er faltete seine Hände (Gebet?). Ich habe ihm gesagt, dass er bald bei Mama sein durfte. Er nickte und sagte ja.

Ich muss euch gestehen, dass ich sehr angespannt war auch wenn der Moment durchaus nicht unangenehm war. Ich habe gewusst, dass er stirbt aber ich wollte in disen Moment nicht bei ihm sein. Das was ich für meine Mutter getan hatte konnte ich für ihn nicht tun. Ich weiß nicht wieso. Es fiel mir so schwer. Wir haben uns mit einer Umarmung von meinen Vater verabschiedet, die er nicht mehr erwidern konnte.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich bevor er starb nach Hause ging. Jedoch tröstet es mich, dass er diese Welt auch gut allein verlassen konnte. Es gab keine Anzeichen von Unruhe oder Angst oder nach Luft schnappen. Die Atmung war regelmäßig und er sah konzentriert aus. Und trotzdem wusste ich es. Morgens kam dann der Anruf. Die Schwester teilte mir mit, dass er ohne Qual friedlich eingeschlafen ist.

Er kann auf 80 lange Jahre und eine erfüllte Ehe mit Kindern, Enkeln und Urenkeln blicken.
Sicher werde ich ihm vermissen aber mir tun dennoch die jungen Leute, die daran leiden müssen viel mehr leid ;(

Mummel

Hallo LunaFarm
Es tut mir sehr leid für euch das die Zeit so kurz war welche ihr noch miteinander verbringen durftet allerdings entnehme ich deinen Zeilen das diese sehr intensiv war....
Ein schlechtes Gewissen brauchst du nicht haben.Viele Sterbende machen sich auf ihre letzte Reise wenn sie allein sind.
Viel Kraft.....liebe Grüße

LunaFarm

Hallo Mumel,

danke dir, das höre ich oft, dass sich Sterbende ohne "direkte Begleitung" allein auf den Weg machen möchten. Vielleicht ist dieser Vorgang einfach zu intim.

Pichulina

Hallo LunaFarm
Mein herzliches Beileid :(

Lamperth

Ich habe mir gerade eure Posts durchgelesen und wollte einfach sagen, wow, wie stark ihr seid. Das ist so erwachsen, vernünftig und irgendwie wirkt es alles sehr ruhig auf mich.

Ich hoffe, dass ich genauso stark sein kann, wenn es bei uns soweit ist. Ich habe Angst, diese Anzeichen bei meinem Papa zu erkennen. Aber wie schon geschrieben wurde, wird ein Hospiz das richtige Sein.

elmoro

Hallo LunaFarm

Unser Mitgefühl mit dem Wunsch das Eure Wunden bald heilen können.
Mein Trost ist das der Tod nicht das Ende ist.

:-)

LunaFarm

Hallo zusammen,

danke für eure Wünsche :)

@Lamperth

Das wirst du schaffen, da bin ich mir sicher. Du machst dir Gedanken über seinen Tod und verdrängst es nicht. Das ist ein gutes Zeichen. Wie weit du ihn begleiten kannst bleibt dann dir überlassen.

Ein Hospiz hat v.a. den Vorteil, dass du deinen Vater besuchen könntest wann du möchtest.

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