"Hat ein infiltrierendes Meningeom nicht mehr den WHO-Grad I ?"
Meningeome wachsen zunächst sehr langsam und verdrängen das Gehirn. Deswegen werden sie unbemerkt mitunter sehr groß.
Sie können im Verlauf ihres Wachstums Hirnhäute und Knochen infiltrieren, was oft keine Symptome erzeugt.
Falls sie wichtige ("eloquente") Hirnbereiche derart bedrängen, dass diese ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen können, kann es zu spezifischen (Sprachstörungen, motorische Probleme, ... ) oder unklaren, schwer deutbaren Symptomen (Kopfschmerzen, Aggressivität, Konzentrationsprobleme, ...) kommen.
Der weitaus größte Teil aller Meningeome hat trotz der genannten Auswirkungen den WHO-Grad I, also auch diejenigen, die infiltrierend wuchsen oder extrem starke Symptome zeigten.
Aus den MRT-Bildern ist möglicherweise erkennbar, ob es ein Meningeom ist. Es könnte vielleicht auch die Infiltration des Knochens gesehen werden.
Es ist aber nicht möglich, den WHO-Grad festzustellen und all die anderen Tumoreigeschaften auch nicht.
Dazu benötigt man Material des Tumors, um es pathologisch zu untersuchen.
Die Tumoreigeschaften bestimmen bei den hirneigenen Tumoren die weiteren Therapien, deswegen wird bei diesen mitunter erst nur ein Teil des Tumors durch eine Biopsie entnommen.
Meningeome sind keine hirneigenen Tumoren. Sie sind meist als solche im MRT gut zu definieren. Man operiert sie so vollständig wie möglich und lässt das Tumormaterial (mitunter noch während der OP als "Schnellschnitt") im Labor untersuchen.
Erst aus dem Ergebnis, das ein bis zwei/drei Wochen später vorliegt, kann definitiv gesagt werden, welchen WHO-Grad und welche weiteren Eigenschaften das Meningeom hat.
Bei fast allen genügt die Operation.
Falls der WHO-Grad II ("atypisch") oder III ("anaplastisch") festgestellt wird, beraten die Ärzte in der Tumorkonferenz, ob eine Bestrahlung folgen soll.
Meine Erfahrungen seit 1995:
Mein 1. Meningeom (1995) hatte laut mündlicher Info des NC den WHO-Grad I und wurde "vollständig" entfernt.
Mein 2. Meningeom (1999) war ein anaplastisches Rezidiv an derselben Stelle und wurde nach der OP bestrahlt.
Mein 3. Meningeom (2007) lag an einer anderen Stelle, war auch anaplastisch, wurde aber nicht bestrahlt.
Die Meningeome Nr. 4 und 5 (2011) waren anaplastisch, wurden in einer OP von zwei NC entfernt, aber nur eines war ein Rezidiv und wurde bestrahlt.
Das Meningeom Nr. 6 (2016) war an einer ganz anderen Stelle, es war atypisch, konnte nur teilentfernt werden und sollte deswegen bestrahlt werden, was erst 14 Monate später (2017) möglich war. Da war dieses Restmeningeom bereits auf seine Größe von vor der OP gewachsen.
KaSy