Ich glaube auch, es ist völlig normal, wenn man seine Angehörigen leiden sieht, dass es einen ergreift und nicht mehr loslässt, besonders dann, wenn man sie vom Tod bedroht sieht. Das kann so tiefgreifend sein, dass es zu einer exogenen Depression führen kann.
Eine Depression ist eine richtige Erkrankung. Chemische Prozesse im Gehirn werden fehlgesteuert. Man kommt mit Situationen nicht mehr klar, die zuvor ein Klacks waren oder sogar Routine. Die Wahrnehmung ist gestört, man hat immer den Eindruck, man bekommt nur die Hälfte mit, die Dinge laufen so schnell, dass man sie nicht mehr wahrnimmt. Situationen werden falsch eingeschätzt, Antrieb ist gestört, Appetit kann zuviel oder zu wenig sein. Man bekommt den Hintern vom Stuhl nicht mehr hoch und möchte sich am liebsten im Bett verkriechen bis alles vorbei ist. Probleme wachsen zu Bergen, die einem unüberwindlich erscheinen, der Mut verlässt einen schnell und Tränen fließen zuviel oder bei manchen auch gar nicht mehr. Dazu können auch noch unerklärliche Ängste kommen, zB die Angst aus dem Haus zu gehen, den Job zu verlieren, die Arbeit nicht mehr zufriedenstellend verrichten zu können, Angst vor Menschen und anderen Dingen.
Man kann dem etwas entgegenwirken, indem man sein Leben entschleunigt, dafür öfter an die frische Luft geht, sich basisch ernährt, sich Dingen widmet , die Freude machen , morgends in den Spiegel lächeln, damit das Gehirn ein bisschen austricksen. Äußere positive Einwirkungen haben nachgewiesener maßen auch Einfluss auf das innere Geschehen. Mal wieder ein Buch lesen, statt fern zu sehen, um die Informationsflut zurückzunehmen. Anders gesagt, du musst dich mal wieder um dich kümmern. Es wird auch wieder besser.
(Leider habe ich eigene Erfahrung damit.) Wenn es bei mir gar nicht mehr geht, dann nehme ich vorübergehend auch mal eine Tablette, die vom Neurologen verordnet wurde. In der ersten Zeit der Erkrankung meines Mannes ging es auch nicht ohne, diese Zeit war einfach unerträglich. Aber im Großen und Ganzen komme ich immer bald wieder selbstständig klar. Man darf meiner Meinung nach echte Depressionen nicht unbehandelt lassen, damit sie nicht chronisch werden. Ich bin kein Neurologe, aber ich leide seit meiner Kindheit darunter und sie wurde damals nicht erkannt. Heute habe ich immer wieder Schübe, kurzzeitige Tabletteneinnahmen (ca 2-4 Monate) je nach schwere des Schubes, holen mich heraus und halten mich ziemlich stabil. Dann geht es lange Zeit auch wieder ohne, wobei bestimmte Anlässe wieder Schübe auslösen, aber diese Anlässe können nicht von Tabletten verhindert werden.
Eine Psychotherapie hatte ich auch, aber ich kann die Erfolge nicht erkennen, die sie nach 2 Jahren haben sollte. Bin ich deshalb verbohrt? Ich habe meine Strategie, sie mag nicht in jedem Fall die Richtige sein, aber nur damit komme ich klar.
Finde auch deine Strategie, sie muss nur für dich richtig sein, Hauptsache du kommst klar.