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Hannah1706

Ich bin gerade aus dem Hospiz nach Hause gekommen. Ich war heute Nachmittag 3 Stunden bei meiner Mama. Sie hat nicht geschlafen, die Augen nur selten und ganz kurz geöffnet - und irgendwie durch mich hindurch gesehen. Ich habe ihr erzählt und vorgelesen. Sie hat heute wohl nicht gegessen und wollte, anders als in der Vergangenheit, auch nicht trinken.
Das Atmen war auch anders als sonst, 3-4 Atemzüge (anfangs stark, dann schwächer) und dann Atempausen von gefühlt fast einer halben Minute.
Als ich mich verabschieden wollte und ihr sagte, dass ich morgen Vormittag wieder kommen würde, flüsterte sie (ohne die Augen zu öffnen) "falls ich dann noch da bin......." Ich war so geschockt, mir geht es gerade sehr schlecht und ich habe ein schlechtes Gewissen, jetzt nicht bei ihr zu sein (ich habe einen Mann und eine kleine Tochter) und ich konnte nicht bleiben (unser Familienleben exisiert derzeit nicht, weil ich eigentlich immer im Hospiz bin - nur gut, dass mein Mann und meine Tochter Verständnis haben !!)
Ich habe so Angst vor morgen.........
Seid alle lieb gegrüsst
Hannah 1706

wando

Liebe Hannah,

so, wie Du das beschreibst, könnte es sehr wahrscheinlich sein, daß Deine Mama bald ihre letzte Reise antreten wird. Ich habe schon einige Familienangehörige auf diesem Weg begleitet. Meine Mutti ist vor knapp zwei Jahren im KH verstorben, ich war auch mit unserem Sohn immer bei ihr - fast eine Woche lang, nur zum Schlafen nach Hause. Ich habe dann immer noch um Mitternacht und um 5.00 Uhr morgens auf Station angerufen. Alle waren sehr nett und verständnisvoll. Auch an dem Tag, als sie verstorben ist, war das so. Ich hatte angerufen, alles war unverändert, ich habe das Frühstück gemacht und gegen 9.00 Uhr rief die Ärztin an, daß meine Mutti verstorben ist. Wir haben aber am vorherigen Nachmittag gemeinsam mit unserem Sohn und der Kantorin unserer Kirchgemeinde einen Gottesdienst an ihrem Bett gehalten und ich glaube, das hat sie im Unterbewußtsein sehr beruhigt und sie konnte gehen, wenn sie auch einen schweren Kampf kämpfen mußte auf diesem Weg.

Ich bin im Nachhinein sehr dankbar, daß wir das damals so gemacht haben. Vielleicht solltest Du noch einmal im Hospiz anrufen und nachfragen. Ich weiß ja nicht, wie weit entfernt das von Dir ist. Vielleicht solltest Du hinfahren und bei Deiner Mama sein, oft macht man sich dann Vorwürfe, warum man nicht da war. Aber das mußt Du für Dich ganz allein entscheiden, alles ist aus Deiner Sicht richtig. Du mußt wissen, was Deine innere Stimme Dir sagt und nur das allein zählt und ist wichtig und Du brauchst Dir von niemandem ein schlechtes Gewissen machen lassen. Auch Dein Mann wird Verständnis haben, das denke ich schon.

Liebe Hannah, ich wünsche Dir ganz viel Kraft für den weiteren Weg. Deine Mama wird bald in einer anderen Welt ohne Leid und Schmerzen sein und auf ihre Lieben aufpassen und Dir ab und zu einen Gruß schicken, vielleicht einen kleinen Marienkäfer, der plötzlich auf Deiner Schulter sitzt!

Herzliche Grüße.

Andrea

Welle2013

Liebe Hannah,

ich denke auch so: Mach, was Dein Herz Dir sagt und nimm Deine Tochter "gedanklich" mit auf den Weg.

Es ist nur wichtig, daß Du Deiner inneren Stimme folgst, weil Du diese kommenden, letzten Tage bald gedanklich immer und immer wieder durchspielen wirst. Und dann ist es wichtig, daß Du für Deine Mama und für Dich Abschied genommen hast und sie gehen konnte. Sie geht erst, wenn sie kann, weil sie loslassen darf, weil sie Dich stark weiss.



LG, die Welle

"Was ist wichtiger: Lieben oder geliebt zu werden?" oder anders "Welcher Flügel ist für einen Vogel wichtiger, der rechte oder der linke"

gramyo

Liebe Hannah,

Gehe nach deinem Herzen und deinem Gefühl....dann wirst du die richtige Entscheidung treffen.

Deine Mutter ist auf dem Weg, diese Welt zu verlassen. Es ist für dich eine sehr traurige , aber wie ich immer meine, auch eine sehr kostbare Zeit, indem man in Ruhe und mit Liebe zueinander Abschied nehmen kann...

Andrea´s Vorschlag, im Hospiz anzurufen, wenn du dir unsicher bist, ist sehr gut.Jeder, der in einem Hospiz arbeitet, hat ein sehr gutes Gespür, ob ein Mensch diese Erde verlassen wird.

Wichtiger aber finde ich, dass du dich jetzt einfach mal in einen Raum zurückziehst, versuchst , dich ein bisschen zu entspannen und an deine Mutter zu denken. Dann kommst du ganz bestimmt zu einer für dich " richtigen Entscheidung".

Gerade Mütter gehen sehr gerne , wenn ihre Kinder nicht bei ihr sind. Wir Kinder, egal wie alt wir sind, binden sie gerne an uns und möchten sie ja nicht loslassen.

Du und alle die sie lieben, stehen jetzt vor der großen Aufgabe, sie ihren Weg gehen zu lassen....

Den letzten Schritt...gehen sie alleine....
aber....
sie gehen in eine unbegrenzte Dimension....
sind frei von jeglichen Schmerzen und Einschränkungen...
das wird dir hinter aller Trauer und Verzweiflung....
irgendwann zum Trost werden

wünscht dir von ganzem Herzen
deine Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben...Hier und Jetzt...

Logossos

Liebe Hannah,
man sieht das nachher ganz anders und realisiert erst dann, was geschehen ist. Ich bin unserem Arzt sehr dankbar, dass er gesagt hat, bleiben Sie mit Ihren Kindern hier, Ihre Frau spürt das. Und das war gut für uns alle. logossos.

Cosi-power

Hallo
Es tut mir sehr leid!ich wünsche dir alle kraft der Welt,evt.findest du in dem ein oder anderen längeren Gebet an Gott,Ruhe und kraft!
Ganz liebe Grüße und viiiieeell kraft für dich von oben!

dirlis

Liebe Hannah1706,

ich möchte Dir heute Vormittag nur einen lieben Gruß senden.
Und Dir etwas Mut für den heutigen Tag machen,
Hab keine Angst, egal was oder wann es passiert,
Angst lähmt Dich nur... und passieren tut es doch.
Sei ganz bei Dir, dann Du wirst spüren, was du leisten kannst.

Du bist eine tolle Frau und stehst Deiner Mama
schon die ganze Zeit so gut zur Seite,

Herzliche Mutmach-Grüsse von Dirlis

bolli

Liebe Hannah,
Ich kann deine Angst gut verstehen. Meine Mama ist vor 6 Monaten gestorben und war die letzten Wochen auch in einem Hospiz. Da ich 400 km entfernt von meinen Eltern wohne, waren die Abschiede für mich immer sehr schwer. Ich hatte jedesmal große Angst, dass ich nicht rechtzeitig da sein kann, wenn sie mich braucht oder sie nicht mehr da ist, wenn ich wieder komme.
Bitte hör auf dein Herz! Ich empfinde es auch so wie Welle 2013 es schreibt: Man durchlebt die letzten Wochen/Tage/Stunden später immer wieder gedanklich!
Wir (mein Papa, ich und mein Mann) waren zusammen, als meine Mama in eine andere Welt gehen durfte. Es war für mich - gerade auch im Nachhinein - das größte Geschenk, bis zum Ende mit ihr zusammen sein zu dürfen. Sie hat mich auf diese Welt gebracht und ich habe sie soweit begleitet, wie es mir auf dieser Welt möglich war.
Hab keine Angst - du bist eine tolle Tochter und sie ist sicher sehr stolz auf dich und deine Stärke!
Fühl dich umarmt, Bolli

Nicky

Liebe Hannah,

so wie Welle und gramyo schon schrieben..geh nach deinem Herzen und deinem Gefühl,du wirst das Richtige tun.

Mein Mann war auch die letzten zwei Wochen seines Lebens auch im Hospiz und es ist wirklich so,sie merken dort,wann es soweit ist.Sie haben mich damals auch angerufen und mir es mitgeteilt,daraufhin sind wir ins Hospiz gefahren und waren den ganzen Tag bei ihm,um uns zu verabschieden.Leider war ich nicht bei ihm als er ging,mich rief die Nachtschwester vom Hospiz nachts und sagte mir,das mein Mann es geschafft hat und ganz friedlich eingeschlafen ist.
Ich habe mir damals Vorwürfe gemacht,weil ich nicht da war,aber unsere Psychoonkologin und auch die Leute vom hospiz sagten mir,das mein Mann wusste,das ich mit dem Herzen und den Gedanken bei ihm war.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft und deiner Mama einen friedlichen Gang in die andere Welt.

LG Nicole,die ganz tief in ihrem Herzen weiß,daß ihr Heinz-Willi nur vorausgegangen ist.

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