Hallo zusammen,
ich bin verzweifelt: Mein geliebter Mann, 32 Jahre, GBM seit 04/2012, gilt seit wenigen Tagen als austherapiert. Auch wenn das Wort so nicht gefallen ist. Sein Ursprungstumor wurde noch weitgehend operiert, bestrahlt und dann mit 26 Zyklen (!) Temodal behandelt. Dann gab es 10/2014 das Rezidiv an neuer Stelle, hinter dem Auge, inoperabel, das wurde ebenfalls bestrahlt und die Chemo umgestellt (CCNU). Von Abtropfmetastasen im Rückenmark wussten wir schon seit anderthalb Jahren, doch bisher verhielten sich diese Pünktchen ganz still und unauffällig.
In diesem Jahr nun haben sich aber die Beschwerden gehäuft, es gab plötzlich Amesien, die sich nach ein paar Tagen wieder aufgelöst haben, Unterleibsbeschwerden und manches mehr. Er kam gar nicht mehr zur Ruhe. Im April dann der Schock: Neue, größere Metastasen im Rückenmarkskanal, zwei davon in Höhe der Brustwirbel haben die Nervenstränge fast abgequetscht - es drohte jederzeit die Querschnittslähmung. Also wieder Bestrahlung, dazu hochdosiertes Cortison (24mg täglich). Von dem Cortison ist er seitdem nicht mehr runtergekommen, die Dosis wurde nach drei Wochen zwar schrittweise gesenkt (bis auf 6mg, inzwischen wieder 12), aber er wurde praktisch täglich schwächer. Außerdem hatte sich am Steiß ein gewaltiger Dekubitus gebildet, der lange (in seinem Umfang) unentdeckt geblieben war. Jetzt also auch noch eine schwere, offene Wunde. Dazu kann er kaum noch alleine stehen, geschweige denn gehen. Er ist also bettlägerig, nur Rollstuhl geht noch halbwegs. Hinzu kommen Empfindungsstörungen im Unterleib, Stuhlinkontinenz, neuerdings immer öfter auch Schmerzen. Manche davon, z.B. in den Knien, könnten natürlich auch vom Cortison herrühren, der Muskelschwund auch - aber die übergroße Schwäche? Dass er kaum Energie hat, aufrecht zu sitzen? Neueste Bilder zeigen Progress am Stammhirn (nahe dem Ursprungstumor) und auch am Rezidiv-Standort. Nach Metastasen haben wir gar nicht mehr erst geschaut.
Er ist ein Bild des Jammers und die Lebensqualität ist seit ein paar Wochen dahin. Vor drei Wochen hatten wir noch mal versucht, im nahen Holland eine Woche Urlaub zu machen. Es war für alle Beteiligten nur Quälerei.
Dennoch will er unbedingt leben, will nicht aufgeben. Es bricht mir das Herz! Was also tun? Wir sind seit einiger Zeit am Thema Cusp 9 dran (gibts im hier im Forum ja auch etwas dazu), das würde er gerne noch versuchen. Die Neurochirurgen an der Uniklinik Düsseldorf sind sehr skeptisch, insbesondere wegen seines schlechten Allgemeinzustandes. Sie würden es dennoch versuchen, vorausgesetzt, sie erhalten etwas Hilfestellung aus Ulm (wo das Protokoll entwickelt wird).
Doch ich habe das Gefühl, dass uns die Zeit davonläuft. Erst heute hatte er wieder plötzliche, starke Kopfschmerzen, Hitzewallungen und Übelkeit. Es wirkte so, als würde im Nacken irgendein Nerv eingeklemmt. Nach einer Stunde und ein paar Medis was der Spuk vorbei. Unendlich schlapp bleibt er dennoch.
Wie viel der Probleme haben also mit dem ewigen, hochdosierten Cortison zu tun, wie viel mit der Tumoraktivität? Sollten wir nicht lieber schnell einen Hospizplatz suchen, anstatt länger auf Cusp 9 hinzuwirken? Lässt sich vielleicht beides miteinander verbinden, auch wenn ein Therapieversuch ja eigentlich dem Palliativansatz widerspricht?
Natürlich könnt ihr diese Fragen nicht mal eben beantworten. Niemand kann das wahrscheinlich. Aber allein sie gestellt zu haben, hilft dagegen, vor Kummer wahnsinnig zu werden.
In diesem Sinne vielen Dank.
Grüße
Erik