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Annett[a]

Hallo Ihr Lieben,
bis jetzt bin ich fast immer stille Leserin des Forums gewesen und habe so Eure Geschichten mitverfolgt und mitgelitten.
Meinem Mann (30) wurde im Dez 01 ein anaplastisches Astrozytom III komplett entfernt.
Es erfolgte eine Kombination aus Bestrahlung und adjuvanter Chemo. Er hat keinerlei
Ausfälle, geht wieder voll arbeiten und ist fit und auch nicht mehr müde (so wie vor der Diagnose schon lange nicht mehr).
Nun mein Problem. Seitdem ich hier bei Hirntumornet mal gelesen habe, ein ASTRO III
hätte eine Überlebenszeit von 2 Jahren, stehe ich vor jedem MRT Todesängste aus.
Für alle anderen bin ich nach außen hin, völlig "normal" innerlich aber fertig. Ich hab so den Eindruck eigentlich will doch keiner wissen (außer mein Mann natürlich) wie es mir oder uns geht. Der Punkt, daß er an der Krankheit sterben könnte, wird vom Rest der familie fast völlig verdrängt.
Wie aber bekommt man diese Ängste in den Griff???????
Die Ärzte geben ihm eine Chance von immerhin 70%, daß die Krankheit nicht wieder kommt.
Bei einem Telefonat mit dem Krankenhaus (welche immer sehr ehrlich zu uns waren) sagte die Ärztin, wenn er sich super fühlt, nicht abgeschlagen oder erschöpft ist, keine Anfälle oder Ausfallerscheinungen hätte, sollte es sie wundern, wenn ein neuer Tumor da wäre. Ja, aber macht sich kleines Rezidiv denn schon so bemerkbar.
Und nun der Hammer, daß nächste MRT wird am 20.12.02 gemacht, Super was!!!
Alle planen (ich natürlich auch) für Weihnachten, im Hinterkopf aber immer die Frage:
Was ist wenn ......???
Ich gehe seelisch bald am Stock!
Meinen Mann möchte ich nicht immer damit belasten (ein sehr optimistisch denkender Mensch), da ich sonst auch mit runter ziehe.
Die einzige mit der ich darüber reden kann ist seine Tante, da diese vor 10 Jahre eine
Brustkrebserkrankung hinter sich gebracht habe.
Habt Ihr vielleicht Ideen wie ich mit meiner Seele wieder ins reine komme.
War vielleicht etwas chaotisch mein Schreiben, aber es tat gut es sich mal von der Seele zu schreiben.
Euch allen alles liebe und Gute aus dem sonnigen Berlin Annett

Doris[a]

Liebe Annett,
ich kann dir zwar keine Tipps geben, aber ich kann dir sagen, dass es mir zurzeit genauso ergeht. Mein Bruder war letzten Freitag zum MRT - da die Vergleichsbilder
erst angefordert werden mussten, haben wir immer noch keine endgültige Aussage.
Äußerlich wirke ich auch völlig normal, aber innerlich bin ich richtig kaputt. Und dann
steht Weihnachten vor der Tür.........Eine gute Bekannte, die seit 20 Jahren ihre Krebskrankheit überwunden hat, sagte mir, dass sie vor jeder Kontrolle todsterbenskrank war, das hätte sich erst im Laufe der Jahre gebessert. Es ist klar,
dass eine solche Erkrankung, von der keiner weiß, wie sie ausgehen wird, sich auf die
ganze Familie überträgt. Meine Schwägerin hat auch ganz massive Probleme, deren
Ursache eindeutig psychisch, eben in der Erkrankung meines Bruders zu finden sind.
Ich denke, wenn man es nicht alleine schafft mit diesem Problem fertig zu werden, dann
kann man immer noch Hilfe anderer suchen, sei es professionell oder auch in Selbsthilfegruppen. Manchmal tut es einfach gut, sich seinen Kummer von der Seele
zu schreiben und zu sehen, dass es anderen genauso ergeht. Ich bin zwar kein besonders gläubiger Mensch, aber wenn es mir so schlecht geht, gehe ich manchmal
in unserer Kapelle und zünde eine Kerze an. Wenn die Medizin ihre Arbeit getan hat
und nur die Hoffnung bleibt, dass kein Rezidiv mehr kommt, dann hilft vielleicht ein
bisschen beten.

Ich wünsche dir und deinem Mann alles, alles Gute.
Herzlichst
Doris

Oliver L.

Hallo
Die Angst vor den Kontrollen sind drastisch und je nach der Situation leichter oder schwerer zu ertragen.
Als betroffener, auch wenns nur Astro II ist, habe ich immer Angst vor den Kontrollen und bin froh wenn ich schnell ein gutes Ergebnis bekomme.
Ich selber habe professionelle Hilfe und viele Freunde mit denen ich über meine Sorgen reden kann. Klar die Freunde sind mit der Zeit auch nicht immer bereit über das Thema zu reden, da für sie alles klar ist. Doch waren dies, wie ich dann feststellte, nur Bekannte und keine Freunde.
Was mir selber gut geholfen hat war in mir selber die Ruhe zu finden und mit der Erwartung um zugehen. Es ist mir nicht mehr wichtig, wie lange ich lebe sondern das ich gut lebe. Ich geniesse jeden Tag und erlebe so auch viel mehr und das tut mir gut.
Das gibt mir auch die Kraft mit der Erkrankung um zu gehen.
Ich habe "das Glück" eine Epilepsie behalten zu haben und dies zwingt mich quasi dazu mehr mit Ruhe und Gelassenheit aber auch bewußter mit mir um zugehen. Das war für mich eine große Hilfe mein Leben neu und anders zu gestalten.
Das ich mich mit der Situation abgefunden habe heißt nicht, das ich mich aufgegeben habe sondern nur die Schwerpunkte anders gelegt habe. Seitdem geht es gut und sogar besser als vorher.
Viel Glück
Oliver

Sabine[a]

Liebe Annett,

ich kann dich nur allzugut verstehen. Es ergeht mir genauso in diesen Tagen. Der Termin meines Bruders zur MRT ( Astro II ) ist am 17.12.02. Mir ist seit Tagen schlecht und ich heule beim geringsten Anlass. Ich verstehe dass du hin und her gerissen bist und deinen Mann nicht verunsichern willst. Aber auch du musst irgendwo auftanken können. Kannst Du Dich nicht einer Selbsthilfe Gruppe anschliessen ( generell für die Zukunft ) um dort "Gleichgesinnte" zu finden. Auch du musst ein Ventil finden um mit deinen Gefühlen und Ängsten fertig zu werden. Ich ziehe mich in diesen Tagen von allem zurück höre beruhigende Musik und zwinge mich nicht negativ zu denken bis ich weiss wie das Ergebnis lautet. Ich wünsche Euch alles alles Gute und die richtige Geisteshaltung diese Zeit zu überstehen.

Gruss Sabine

Renie

DANKE,
das Du geschrieben hast, das wohl jeder, egal ob
Angehöriger.....oder "BETROFFENER"......Angst, Panik hat wenn der
MRT-Termin immer näher rückt, wie schrieb ein junger Mann mal, ..."LEBENSVERLÄNGERUNGSSCHEIN" ... erhalten!
Man traut sich selber nicht, zu seinen Ängsten zu stehen!
Ist es nicht meist so..."was machst du dir denn für Gedanken",
es ist sicher alles in Ordnung! Wenn man seine Ängste zu gibt!
Nicht die Familie, nein, die Mitmenschen die fragen...Wie gehts Dir"?...Wollen
sie denn überhaupt damit konfrontiert werden?...Oder...Ich hab mal gefragt,... mehr nicht! Evtl treffe ich ja immer die Falschen und bin froh,
....wirkliche Freunde zu haben...
die sich dem stellen...was man erlebt hat...die doch auch mal zu hören...versuchen zu helfen.... !
Mein Mann verliert nie ein Wort darüber, wie es ihm kurz vor dem Termin geht,
sicher aus dem gleichen Grund, wie Du ! Frag ihn...und seine Reaktion....
wird zeigen wie er sich fühlt....und ob Du ihn beim nächsten
Termin nocheinmal fragen wirst!
Zu Deiner Frage...Wie kann ich diese Angst überwinden...
ich kann es Dir nicht sagen...wir wissen selber nicht,
wie wir mit dieser Angst umgehen sollen!
Wie ich ja schon schrieb...ich bin dankbar, das sich einer mal getraut hat...
zu schreiben...Ich könnte..." DURCHDREHEN"...Danke!

Ich hoffe, Annette, das es nicht Unsinn war, was ich Dir schrieb?
Liebe Grüsse Renie

Ich wünsch Dir alles Liebe und eine Möglickeit, einen Weg zu finden,
der Dir Deine Angst, ein wenig nimmt!

Annett[a]

Hallo Renie,
was heißt hier Unsinn geschrieben. Ich bin doch irgendwie "erleichtert" daß es den
anderen nicht anders geht. Man fängt doch irgendwann an, an seinem Verstand zu zweifeln. Übrigens mein Mann ist so überzeugt, daß alles i.O ist, daß er sich vorher
wirklich nicht ganz so viele Gedanken macht. Gut er ist natürlich auch aufgeregt, wie Du
treffend gesagt hast, den Lebensverlängerungsschein abholen, aber er hat die Einstellung sich erst Gedanken zu machen, wenn ein Grund dazu besteht.
Dafür bewundere und liebe ich ihn.
Ich wünsche uns allen ob Betroffener oder Angehöriger daß wir im Laufe der Jahre
lernen, mit der Erkrankung zu leben, denn eigentlich ist das Leben viel zu kurz um
die Hälfte davon mit grübeln zu verbringen.
Vielleicht könnt Ihr ja am 20.12.02 mal kurz die Daumen drücken.
Ich wünsche Euch alles Liebe Annett

Nordlicht111[a]

Hallo,
dieses Angstgefühl ganz zu besiegen, ist mir auch noch nicht gelungen.
Ich muss jährlich im März zum MRT, ab Januar/ Feb. stell ich immer vermehrt (bislang eingebildete) Veränderungen fest.... danach dauert es auch immer ein paar Tage, bis wieder alles ok ist. Es ist schwer, aber zum Glück bekomm ich das Vergleichsergebnis immer am gleichen Tag. Und unmittelbar nach dem Kernspin schon eine erste Aussage, die bislang immer "gleichgeblieben" lautete und ich hoffe, es bleibt so.
Versucht miteinander zu sprechen und auf jeden Fall als Unterstützung mit zur Untersuchung gehen.... ist ganz wichtig.
Alles Liebe und eine ruhige Weihnacht wünscht das Nordlicht

Caro[a]

Liebe Annett,
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele! Ich weiß nicht, ob die Angst einer Ehefrau die gleiche ist wie die desjenigen, der dieses Ding im Kopf hat, aber sie ist gleichermaßen entsetzlich. Wie eine kalte harte Faust mitten im Magen... ich hätte nie gedacht, daß man Angst körperlich spüren kann. Leider kann ich Dir auch nicht sagen, wie man sie in den Griff bekommen kann. Ich habe seit 9 Jahren - mein Mann wurde an einem Astro II operiert - das Prinzip der Verdrängung ganz gut beherrscht, und ich glaube auch, es ist wirklich am besten, sich nicht allzu viele Gedanken über das "was wäre wenn" zu machen, denn so kann man auf Dauer nicht leben. Allerdings bekomme ich seit einiger Zeit die Angst auch nicht mehr richtig in den Griff. Man kann wohl nur versuchen, es auszuhalten. Mir hat es sehr geholfen, eine Freundin kennenzulernen, deren Freund Krebs hatte; die Angst, den Partner durch eine so miese Krankheit zu verlieren, kann nur jemand verstehen, der sie selbst erlebt hat und dann hilft es schon, dieses Gefühl mal in Worte fassen zu können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, daß man mit seinen Sorgen den Partner noch zusätzlich belastet.
Gib nicht allzuviel auf Statistiken und mache Dir sooft es geht klar, daß Dein Mann lebt und bei Dir ist. Niemand, der völlig gesund ist, hat die Möglichkeit, die gemeinsame Zeit so bewußt zu genießen.
Dir und Deinem Mann alles Liebe & Gute - ich drücke Euch am 20. die Daumen - es wird auch diesmal wieder gutgehen! Euch allen im übrigen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches - gesundes! - 2003!
Caro

Annette[a]

Hallo Annett,
Ich freue mich richtig, dass ich einen so ehrlichen Brief lesen kann. Bei mir ist es genau so wie bei dir, nur dass ich selbst betroffen bin. Ich hatte vor fast vier Jahren ein Astrozytom III und bin operiert worden. Bis jetzt ist alles gut gegangen,aber ich habe auch eine riesen ANGST vor jedem MRT. Ohne meinen Mann könnte ich da gar nicht hingehen. Wir sind ,glaube ich, so wie du, wir verdrängen beide unsere Ängste. Ich tue auch immer so, als ob es mir gut geht. Das klappt natürlich nicht immer. Mir hilft dann ein offenes Gespräch mit meinem Mann, mit meiner guten Freundin oder mit meinem Neurologen, der ausgesprochen gut ist. Er nimmt sich viel Zeit für ein Gespräch. Aber die Ängste sind unterschwellig immer da. Wir müssen mit ihnen leben, leider. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mal besser geht und dann verfolgen sie mich wieder sehr. Meine Arbeit, die ich glücklicher Weise noch halbtags ausführen kann, hilft mir auch sehr.

Alles Gute für euch beide für Weihnachten und das gesamte neue Jahr
Annette

Angel[a]

Hallo Anett,
auch ich bringe meine nächsten Untersuchungen am 19 und 20 des Monats hinter mich. Wie es in Dir aussieht, kann ich mir deshalb nur allzugut vorstellen. Momentan bin ich eigentlich nur dabei mich in irgendeiner Weise abzulenken und nicht daran zu denken. Eigentlich weiß nur ich selbst, was an dieser immer wiederkehrenden Untersuchung liegt. Das Leben.
Mir persönlich hilft eine Gesprächstherapie sehr mit dem ganzen fertig zu werden. Manchmal schreibe ich mir auch nur meine Gedanken von der Seele, wenn allerdings ein Wald in der Nähe wäre, würde ich sicherlich des öfteren meine Gefühle nur so aus mir raus schreien.
Auch meine Diagnose lautet anapl. Astro III.
Obwohl ich doch viele Freunde hat, ist man auf diesem Gebiet alleine. Aber ich verüble es keinem, die Gedanken kann auch niemand verstehen, da sie die eigenen Ängste wecken.
Die Angst wird wohl nie weggehen. Man kann nur lernen damit umzugehen.

Vielleicht hören wir ja nach dem 20 hier was voneinander. Wünsche Deinem Mann alles erdenklich gute bei der Untersuchung.

Und auch Dir viel Kraft!

Angel

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