Liebe Shelly75,
Meine ersten beiden Meningeome befanden sich im Frontalbereich. Sie waren deutlich größer als Deins.
Ich hatte weder vor noch nach diesen OPs epileptische Anfälle, die ich als solche bemerkt habe. Es gab nach der 2. OP selten und in völlig unterschiedlichen Abständen von Wochen bis Monaten wenige Sekunden dauernde eigenartige "Blitze" im Kopf, die mich nicht beeinträchtigten. Mir war überhaupt nicht bewusst, was das war.
Die Neurologin, der ich das Jahre später erzählte, hielt sie für nicht behandlungsbedürftig.
Wenn Deine Neurochirurgin davon ausgeht, dass Dein Tumor nicht erst durch einen epileptischen Anfall erkannt wurde, sondern durch andere Symptome, dann kann sie das einigermaßen gut beurteilen.
Es gibt Hirnregionen, die für das Auftreten epileptischer Anfälle prädestinierter sind als andere.
Vernarbungen können zu epileptischen Anfällen führen, aber Dein Tumor ist recht klein, also wird es nur recht kleine Vernarbungen geben.
Ganz sicher kann sich aber auch Deine Neurochirurgin nicht sein, das ist nicht so sicher vorhersehbar, aber die Wahrscheinlichkeit ist wohl sehr gering.
Deswegen habe ich Dir auch geschrieben, dass es ganz leichte epileptische Anfälle gibt. Davon gibt es enorm viele Arten. Es muss nicht gleich ein Grand Mal sein.
Ich selbst hatte erst nach der Entfernung des 6. WHO-III-Meningeoms (im Verlauf von über 20 Jahren) 2 Arten epileptischer Anfälle, die durch die vielen Vernarbungen aufgetreten waren. Irgendwie ist das ja nicht unlogisch.
Einer war ein Sprach- und Schreib-Arrest, den ich durchaus wahrnahm, aber nicht als Anfall eingeordnet hätte. Ich war gerade in der Klinik und der Neurochirurg gab mir sofort ein Antikonvulsivum. (Das ist ein Medikament, dass die Anfallsschwelle erhöht, damit die Anfälle eine geringere Wirkung haben.)
Etwas später hatte ich zu Hause nachts einen Anfall mit Bewusstlosigkeit, der sich durch Übelkeit angekündigt hatte. Ich stand auf und stürzte offensichtlich und kam erst nach einigen Minuten zu mir und wusste nicht, was geschehen war und auch nicht gleich, wo genau im Schlafzimmer ich war.
Beides waren auch keine Grand Mals.
Bei mir wurden natürlich immer mal wieder EEGs durchgeführt, wo zwar gesehen wurde, wo die OPs etwas "zerstört" hatten, aber Anzeichen auf Anfälle gab es nie. Das geht vielen so, denn ein EEG zeichnet einen Anfall auf, wenn er gerade geschieht.
Es ist auch nutzlos, womöglich vorbeugend Antikonvulsiva zu nehmen, sie wirken nicht prophylaktisch.
Früher wurde das mitunter getan, um einen Anfall während der OP zu vermeiden. Das kann aber kaum geschehen, da man in der Narkose eigentlich keinen Anfall bekommen kann.
Wenn mit einer antikonvulsiven Therapie begonnen wurde, darf man bis zu einem Jahr nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen und bei Dir wäre zu klären, inwiefern Dich ein möglicher Anfall bei Deiner Arbeit beeinträchtigen könnte.
Man sollte es sich also lieber nur dann verschreiben lassen, wenn es unumgänglich ist.
Ich glaube, Du kannst Deiner Neurochirurgin vertrauen.
Auch für die OP, für die ich ihr und Dir ein bestmögliches Gelingen wünsche.
Alles Gute!
KaSy