Hallo Carola,
vielleicht kannst Du Dir für den Antrag auf LTA (hab ne Weile gebraucht, bis ich wusste, was gemeint ist) auch den Integrationsfachdienst mit ins Boot holen. Die gehören zum Landesamt für Jugend, Soziales und Familie und unterstützen bei dem Wiedereintritt ins Erwerbsleben. Sie treten der Rentenversicherung auf die Füße, klopfen ihnen auf die Finger und vermitteln zwischen Arbeitgeber, Rentenversicherung und Antragsteller. Ich weiß nicht, ob das etwas für Dich ist, aber die Leute dort haben Erfahrung und wissen vielleicht eher, welche Hilfen sinnvoll sind und wo man sie her bekommt.
ES ist ja eigentlich nicht das Thema hier,aber irgendwie ist ja doch auch alles immer miteinander verwoben. Joggen lernen, Arbeiten können, sein altes Leben wieder zurück bekommen, all das hängt zusammen und das eine geht nicht ohne das andere. Nach meiner OP und sieben Wochen Reha und Berufsunfähigkeit wusste ich lange Zeit nicht weiter. Drei Kinder, allein erziehend mit einem Kredit fürs Haus und für das Auto, hatte ich oft schlaflose Nächte und jede Menge Existenzangst. Manchmal habe ich mich gefragt, warum ich nicht einfach gestorben bin. Aber irgendwie geht es doch immer weiter. Gemeinsam mit dem Integrationsfachdienst, dem Rehaberater und dem Arbeitgeber, wurde eine Lösung gefunden, ich konnte eine Wiedereingliederung machen (hab ich ganz schnell gemacht, weil mir die einarbeitenden Kollegen auf die Nerven gingen und ich möglichst bald an meinem Arbeitsplatz alleine sein wollte) und freute mich über das neu gewonnene Leben. Im Verlauf eines Jahres ging es mir zunehmend schlechter, ich entwickelte die gesamte Bandbreite der Psychosomatik, verlor meine Empathiefähigkeit und mich selbst auch. Ich hatte zu früh wieder angefangen, zuviel gemacht und zulange versucht, durchzuhalten. Ich hatte nicht gelernt, dass das was ich wollte, nach der Hirnoperation nicht mehr gleichbedeutend mit dem war, was ich konnte. Ich habe dann die volle Erwerbsminderungsrente beantragt. Heute, drei Jahre nach Rentenantragstellung und 5,5 Jahre nach OP gehe ich noch 2x pro Woche zur Ergotherapie und bin zuweilen sehr frustriert, weil ich mich nicht länger als eine halbe Stunde am Stück konzentrieren kann.
Was ich aber eigentlich damit sagen möchte, liebe Carola ist, dass ich Dich sehr gut verstehen kann. Es gibt Dinge, die Du Dir einfach nicht leisten kannst und Dinge die Du unbedingt wieder möchtest. Und es gibt viele Menschen nach Hirnoperationen (auch mehreren) die den Wiedereinstieg ins Berufsleben geschafft haben, die ihr altes Leben auch ein gutes Stück weit zurück bekommen haben. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du auch zu diesen Menschen gehörst und all die Probleme dieser Zeit irgendwann der Vergangenheit angehören. Vielleicht schaffst Du es, Dir eigene Strategien zu entwickeln, mit denen Du auch ohne Therapeuten verloren gegangene Fähigkeiten zurück erlangst und bald wieder arbeiten kannst.
Herzliche Grüße,
Iris
Ps.: liebe Susanna,
der zweijährige Kampf um die Rente soll ja nicht umsonst gewesen sein. (was habe ich viel geweint) Auf diese Art gewonnenes Wissen muss geteilt werden, damit alle davon profitieren :-)