Hallo ihr Lieben,
Danke für Eure Antworten, mit denen ich viel anfangen kann. ich stelle fest, dass ich kämpfe und zusammen mit meiner Frau alles richtig gemacht habe. Vielleicht bin ich Preuße und Krieger, kämpfe gegen den Tumor und nicht mit ihm. Meine neuesten Verbündeten heißen seit vorgestern Temodal und Bestrahlung. Obwohl sie beide ihre Kehrseiten haben, sind sie doch diejenigen, die mit mir kämpfen und den Feind besiegen wollen. Keine Schlacht ohne Kollateralschäden. Ich habe in den letzten Tagen viel über das Kämpfen nachgedacht und war ertaunt, dass meine liebe Mama mir fast alles aus diesem Thema gesagt und geraten hat. Das kam unerwartet klug und erfahren, aber schließlich haben wir vor drei Jahren unseren lieben Papa an Krebs verloren und die beiden wussten, was es heißt zu kämpfen.
Zusammenfassend kann ich sagen, was kämpfen für mich in den letzten Wochen bedeutet hat:
1. Vertraue den Ärzten, aber nicht bloß nicht blind.
2. Trage so viele Imformationen zusammen, wie möglich, aber lese nicht zu viel über und glaube nicht an die Prognosen. Du bist kein Statist, sondern derjenige, der die Statistik über den Haufen werfen wird.
3. Viele Informationsquellen sind veraltet, gerade was die Überlebensraten betrifft.
4. Schreib Dir jede Frage auf, die Dir bei der Recherche einfällt und stelle sie nur den besten Ärzten, die es in Deutschland gibt. Suche diese gezielt auf und frage sie, welche Therapie sie machen würden, wenn sie in Deiner Situation wären. Nimm zu allen Gesprächen jemanden mit, der den Überblick behält. Du kannst Dir nicht alles merken. Macht Notizen und führt Protokoll, ein paar Tage später ist vieles vergessen. Lass Dir damit ruhig etwas Zeit, Therapiebeginn vier Wochen nach der OP ist völlig okay. In dieser Zeit kann man viele Termine machen.
5. Sei nicht enttäuscht, wenn fast alle die Standardtherapie mit Temodal und Bestrahlung nach Stupp-Schema vorschlagen, anscheinend gibt es derzeit keine Alternative, zu der man ruhigen Gewissens raten könnte.
6. Gestalte Deine Zeit so, wie DU es für richtig hältst. Genieße die gewonnene Freizeit so gut es geht. Geh nicht zu früh wieder arbeiten. Für die „positive“ Arbeitsmoral bekommst Du keinen Cent mehr und streicheln tut Dich deswegen auch keiner.
7. Mach einen schönen Urlaub, wenn Du es Dir leisten kannst, das ist die beste Reha, ansonsten erkunde deine Gegend und genieße neue Eindrücke.
8. Lass Dich so schnell wie möglich operieren. Wenn man Dir zu einer Wach-OP rät und Du den Gedanken daran nicht erträgst, dann lass Dich in Vollnarkose operieren. Du entscheidest das. Ich sollte im Wachzustand operiert werden, habe aber beim Aufwecken gehustet, wie irre, sodass ich gleich wieder abgeschossen wurde. Auch wenn man deswegen vielleicht etwas weniger Tumorgewebe entfernen konnte (immerhin sind 85-90 % weg), war ich anschließend froh, dass ich nichts mitbekommen habe. Für mich war das so oder so eine Horrorvorstellung, zu der man sich nicht tapfer verpflichtet fühlen muss.
9. Vielleicht hast Du ja auch das Glück, eine/n Hausarzt/ärztin zu finden, der/die in Onkologie promoviert hat. Das hilft ihm beim Verstehen der anderen Arztberichte ungemein und macht eine Begleitung Deines Weges einfacher.
10. Wenn Du bis hierhin gelesen hast und kein Betroffener bist, der die Krankenkasse nicht mehr wechseln kann, dann werde möglichst Privatpatient. So ungerecht es auch ist: Es bleibt weiterhin der schnelle Türöffner zu allen Chefarztzimmern. Dieser Punkt ist aber wirklich nicht der Wichtigste, er macht es einem aber leider um einiges einfacher.