Hallo liebe Forianer.
bei meinem Freund (56) wurde Anfang September ein Hirntumor diagnostiziert. OP war Mitte September. Schon vorher war er sehr sparsam mit Informationen, sowohl seine erwachsenen Kids als auch ich haben das eigentlich eher beiläufig und kurz vor Einrücken ins KH erfahren. Schon vorher sind uns drastische Wesensveränderungen aufgefallen, auch klagte er bereits seit ca. Weihnachten zunehmend über Kopfschmerzen.
Die OP fand eine Woche nach Beginn seines stationären Aufenthaltes statt, in der Zeit wollte er uns eigentlich nicht sehen … wir sind trotzdem einige Male zu Besuch aufgetaucht. Er hat sich dann zwar offensichtlich gefreut, war aber jedesmal sehr darauf bedacht, dass wir zum Personal oder gar den Ärzten keinen Kontakt hatten.
Nach der OP war die Ansage der Ärzte sehr knapp … “es sei alles gelaufen wie geplant”. Weitere Auskünfte gab es nicht, eine Schwester hat mir dann freundlicherweise mitgeteilt, dass er das Team ausdrücklich auf Schweigepflicht hingewiesen hätte. Ihm ging es nach der OP eigentlich soweit ganz gut, wobei er auf Fragen immer ausweichend reagiert hat. Wir wissen, nicht mal wo der Tumor genau sass, die Narbe zieht sich quer über die Stirn.
Auffällig ist nach der OP, dass ihm oft während eines Gespräches Wörter nicht einfallen und er dann häufig aggressiv wird. Rechtschreibung, etwas worauf er immer großen Wert gelegt hat, ist eine kleine Katastrophe. Er verschliesst sich seither … versucht nach aussen hin übertrieben fröhlich zu sein, aber natürlich merken wir alle, dass da was an ihm nagt. Wenn man nachhakt, macht er komplett dicht.
Entlassen wurde er vor 10 Tagen, die Ergebnisse der Biopsie lagen zu dem Zeitpunkt noch nicht vor.
Nun gab es gestern das Diagnosegespräch. Ich hatte diese Woche ein Seminar und er hat mich förmlich dazu gedrängt, daran teilzunehmen. Mitgenommen hat er einen engen Freund, der aber nicht beim Gespräch dabei war, sondern draussen gewartet hat.
Nun denn. Sein Bericht hinterlässt bei mir eigentlich nur Fragezeichen. 1. Sein Kopf wäre jetzt Tumorfrei. 2. Es gäbe keine Diagnose zum Tumor selbst? 3. Er müsse nun nochmals (ab morgen, einem Samstag …) für 4 Tage ins KH, weil man vermutet dass der Tumorherd wo anders liegt, und nun die Lunge und die Nieren gecheckt werden sollen.
Kann das sein? Wird sowas nicht schon zeitnah vor bzw. unmittelbar nach der OP geklärt? Fakt ist, er hatte Anfang des Jahres ein MRT wegen Verdacht auf Lungenkrebs, damals wurde aber nichts festgestellt, ausser einer chronischen Bronchitis. Werden solche Tests tatsächlich an einem Wochenende gemacht? Natürlich möchte er uns erneut nicht sehen, seine Kids sind beide ohnehin übers WE nicht da und ich bin unsicher, ob ich schon wieder gegen seinen Willen dort aufschlagen soll.
Wir sind logischerweise alle komplett verunsichert, die Kinder (wohnen alle beide noch bei uns) überlegen ihre Pläne abzublasen und die Grosse sagt selbst permanent “Da stimmt was nicht”. Ich respektiere vollkommen, dass er Zeit für sich braucht, auch wenn ich der Meinung bin, dass er besser damit (mit was genau?) klar kommen würde, wenn er mal darüber spricht.
Mal abgesehen von den Schwierigkeiten die wir als Angehörige damit haben … kann das tatsächlich sein, dass erst Wochen nach der OP gesagt wird das der Tumorherd woanders herstammt und man sich dann erst auf die Suche nach anderen Ursachen begibt?
Und wie geht man als Angehöriger mit diesem Schweigen und der zunehmenden Verschlossenheit um?
Irgendwie müssen wir ja auch damit umgehen, das fällt allerdings sehr schwer, wenn man so gar nicht weiß WOMIT man denn da umgehen soll …
Schon jetzt lieben Dank für eure Meinungen.