Liebe Rinli
Da kann ich "Hier" rufen.
Ich habe nach meiner 1. WHO-I/II-Meningeom-OP (1995, etwa 4-5 cm groß) auf vorherige und im Nachhinein sehr sinnvolle Empfehlung meines Neurochirurgen 6 Monate (inklusive AHB) ausgesetzt und bin dann nach 6 Monaten Wiedereinarbeitung wieder voll arbeiten gegangen. Ich hatte zu dieser Zeit drei Kinder (10, 12, 14), die ich allein erzog. Irgendwelche Ausfälle hatte ich nicht.
1999 erfolgte eine Rezidiv-OP eines netzartig ausgebreiteten WHO-III-Meningeoms mit anschließender Bestrahlung. Es war wie 1995, keine Ausfälle, AHB, 8 Monate zu Hause, 6 Monate Wiedereinarbeitung, dann volle Arbeitszeit. Psychisch machte mir das zu schaffen, mir half eine Psychotherapie besser als Antidepressiva.
2007 wurde ein kleines (1,5 cm) Meningeom entfernt, das sich auch als WHO-III herausstellte. Auch hier hatte ich keine Ausfälle, bin aber leider ohne AHB bereits nach drei Monaten in die nur 4-monatige Wiedereinarbeitung gegangen, was mir heftige psychische Probleme einbrachte. Sonstige Ausfälle hatte ich nicht. Ich arbeitete voll, bemühte mich aber um eine psychosomatische Reha, die ich 2 Jahre später antreten durfte.
2011 wurden 2 kleine (1,5 cm) Meningeome entfernt, beide wieder WHO-III, eins wurde bestrahlt.
Ich hatte zwar auch keine konkreten Ausfälle, aber die Gesamtbelastung war mittlerweile so groß geworden, dass ich schweren Herzens einsehen musste, dass ich nicht weiter arbeiten kann, auch nach einer längeren Pause von 2-3 Jahren nicht.
Immerhin habe ich nach der Erstdiagnose noch 16 Jahre gern und durch die Hirntumorerfahrung besser mit Kindern gearbeitet.
Du wirst hier wenige finden, die von sich aus schreiben, dass sie nach einer OP keine Probleme hatten. Damit wendet man sich kaum oder nur kurz an dieses Forum. Du kannst aber davon ausgehen, dass es sehr viele Meningeom-Betroffene gibt, die die OP sehr gut überstanden haben und nach einer mehrere Wochen bis Monate langen Krankheitsphase wieder völlig fit waren und sind. Sie haben es hinter sich und leben ihr Leben.
Natürlich hängen die kurz-, längerfristigen oder dauerhaften Folgen vor allem von der Lage des Tumors ab, also ob durch eine OP wichtige Hirnbereiche in Gefahr geraten können.
Darüber solltest Du mit Deinem Neurochirurgen sprechen!
Ich vermute, dass bei Dir bei der jetzt erreichten Tumorgröße eine Radiochirurgie nicht mehr in Frage kommt. Das wäre eine Einmalbestrahlung an nur einem Tag.
Dein Neurochirurg wird Dir recht genau sagen können, ob überhaupt wichtige Hirnbereiche in Tumornähe sind. Es kann nicht gleichzeitig zu Sprach-, Seh-, Mobilitäts-, Hör-, Riech-, Psychischen Störungen kommen. Nahezu alle Folgen, wenn sie überhaupt entstehen, lassen sich behandeln.
Es bleiben die allgemeinen OP-Risiken, die mit zunehmendem Alter ein wenig größer werden können, aber nicht müssen.
Für Dich ist es wie für uns alle hier eine OP, die im Vorfeld mit unheimlich großer Angst verbunden ist.
Diese Angst kannst Du durch viele Informationen aus dem Forum und vor allem von Deinen Ärzten etwas verringern.
Aber es bleibt eine OP am Gehirn und das ist tatsächlich etwas anderes als OPs an anderen Körperteilen.
Das braucht auch nach der OP viel Zeit, um diese Tatsache zu verarbeiten, selbst wenn man keine konkreten Ausfälle hat.
Eine etwas längere Krankheitsphase ist da sehr sinnvoll, selbst wenn die vielen Vor-OP-Ängste zu ganz wenigen geworden sind.
Es tauchen nach und nach andere Fragen auf, für die man sich Zeit nehmen sollte, damit sie einen im privaten und beruflichen Alltag nicht plötzlich psychisch kaputt machen. (Siehe meine blöde Erfahrung von 2007.)
Ja, Du fragst, ob es nicht schön wäre, wenn Du nie von dem Meningeom erfahren hättest. Ja, schön wäre es.
Aber es würde unbemerkt wachsen, epileptische Anfälle auslösen, spezielle Ausfälle erzeugen, dann würde man nach den vielen möglichen Ursachen suchen und zunächst keinen Hirntumor vermuten ... und dann wären die Chancen einer komplikationsarmen und folgenfreien OP nicht mehr gegeben.
Die Möglichkeit, mit einem unerkannten Meningeom zu sterben, besteht zwar, aber ich glaube, Du möchtest lieber gesünder alt werden, als mit vermeidbaren Hirnschäden.
Das klingt jetzt hart, ich weiß, aber es haben schon so viele Menschen Meningeom-Operationen gut überstanden, ich auch und Du wirst es auch schaffen!
Da bin ich mir ganz sicher!
KaSy