Liebe Cathi86,
Operationen in oder nahe nahe der Orbita (Augenhöhle), des Auges, des Sehnerven sind generell eine besondere Herausforderung für die Neurochirurgen.
Das generelle Problem ist, dass es keine Möglichkeit gibt, die Sehfähigkeit während der OP zu kontrollieren.
Die NC müssen zunächst sehr gut überlegen, welchen Zugang zum Tumor sie wählen, denn durch irgendetwas müssen sie hindurch, was wichtig ist und was lange benötigen wird, um sich überhaupt zu regenerieren.
Bei mir gab es zwei derartiger OPs mit zwei unterschiedlichen Zugängen.
Bei Dir und bei denen, die Dir in Deinem anderen Thema geantwortet haben, war es noch ein anderer Zugang.
Jeder ist sinnvoll, aber jeder ist auch ein Problem.
Bei mir ist die Seite zwischen Augenbraue und dem Ohr taub, aber es stört mich nicht. Der Muskel, der das Auge nach oben bewegt, funktioniert nicht mehr gut, aber so oft gucke ich ja nicht zu den Sternen, also ist das auch akzeptabel.
Tumoren in diesem Hirnbereich kommen nicht häufig vor, aber sie haben häufiger langfristige Folgen. Deswegen liest man hier öfter von diesbezüglich Betroffenen.
Nach meiner OP hatte ich geglaubt, es wäre keine weitere OP möglich, als der nachbestrahlte Resttumor gewachsen war. Ich hatte das Glück, dass zwar mein NC nicht mehr tätig war, aber seit kurzer Zeit 2 neue NC in der Klinik waren, die mir die Schwierigkeit erklärten, sich zu dritt an die OP wagten und viel von dem Tumor entfernen konnten. Sie waren genauso glücklich wie ich.
Warum bei Dir die Zellen des Augenhintergrunds zu einem großen Teil geschädigt wurden, kann ich nicht wissen. Auch bei mir drückte der Tumor von hinten auf das Auge, aber es wurde ein kleiner Rest belassen, um meine Sehfähigkrit auf diesem.Auge zu erhalten.
Bei mir bestand das erschwerende Problem, dass bei meinem anderen Auge das Gesichtsfeld und dadurch auch die Sehfähigkeit unfallbedingt seit 40 Jahren sehr eingeschränkt ist. Es sind noch bis zu 20% vorhanden.
Das ist es aber auch, weswegen ich Dir schreibe.
Dass es lange dauern kann, weißt Du und Dein Augenarzt wird Dich begleiten.
Ich habe aber die sehr langjährige Erfahrung, dass es sehr gut möglich ist, auch mit einem Auge zu leben und nichts einbüßen zu müssen, was das Leben betrifft. Auch bei mir ist das plötzlich geschehen, aber ich habe sehr gut damit gelebt, bis dieser Tumor sich gemeinerweise mein sehendes Auge aussuchte.
Du wirst in der folgenden Zeit natürlich hoffen, dass sich das Gesichtsfeld verbessert, denn hoffentlich sind die Sehzellen nur geärgert und nicht völlig geschädigt worden. Im letzteren Fall wäre es unumkehrbar.
Aber Du wirst lernen, damit umzugehen, weil Du weißt, dass Du auf diese Seite besonders achten musst. Dann wird alles wieder möglich sein.
Für Deinen NC bestand das Problem, den Tumor vollständig zu entfernen, damit sich dort keinesfalls ein Retidiv entwickelt, das womöglich nicht mehr entfernt werden kann.
Ich hoffe allerdings sehr, dass Dich der NC sehr gut darüber aufgeklärt hat, dass der Tumor das größere Problem ist, denn wenn er wieder oder weiter wächst, wird Dein Auge sowieso geschädigt. Ich nehme an, er und Du haben es akzeptiert, weil Du ein gesundes Auge hast. Das ist jetzt für Dich kein Trost, aber die Alternative wäre viel dramatischer gewesen.
Du schriebst, dass Du "tierische Angst vor einer 2. OP hast".
Es wird kein Neurochirurg dort noch einmal rangehen! Er würde nur noch mehr kaputtmachen.
Auch kein Augenarzt ist in der Lage, die Sehzellen ("Stäbchen und Zapfen") zu reparieren, das geht nicht. (Vielleicht in fernster Zukunft...)
Du musst damit leben, Du kannst Dich dran gewöhnen und wenn es besser wird, dann hüpfe vor Freude und lebe weiter.
KaSy