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justlooking

Hallo liebe Forianer,

ich bin w., 36 J., und hatte ein Kavernom im Kleinhirn, das zwei Mal innerhalb von 4 Wochen geblutet hat, weswegen man mir dazu riet,es operativ entfernen zu lassen.

Nach reiflcher Überlegung hab ich mich dann dazu entschieden, mich von zwei Neurochirurgen operieren zu lassen. Am 20.03. ging es in die Reha, wo ich nach 7 Wochen wieder gegangen bin (obwohl mich viele noch länger dabehalten hätten).

Da die OP im Kleinhirn war, funktioniert die Grob-, Fein- und Graphomotorik rechts nicht mehr, bis vor ein paar Wochen saß ich noch im Rollstuhl. Mittlerweile gehe ich am Gehstock, muss aber nach max. 1 km Pause machen. Das Gehen übe ich seit etwa 1 Woche, weil ich im DG wohne und eine ziemlich steile Holzwendeltreppe habe, die links fürs Runtergehen kein Geländer hat, wo ich mich festhalten könnte. Ausgerechnet..
Die Grobmotorik ist schon besser, ich kann zB auch schon wieder Schuhe binden, was ja zur Feinmotorik zählt.

Mir fällt auf, dass ich seit der OP vergesslich bin, mich nicht lang konzentrieren kann, eine links/rechts-Schwäche habe und mit Anleitungen/Rezepten usw. nicht viel anfangen kann.
Das Kavernom saß wohl recht weit hinten, nahe am Hirnstamm, und die Ärzte sind froh, dass ich "überhaupt so gut dastehe". Ich hatte anfangs Probleme mit dem Sprechen, ich war schnell erschöpft und man hat mich kaum verstanden. Die Logopädin in der Reha meinte, es wäre nur Konditionssache. Mittlerweile kann ich wieder viel mehr reden, merke aber, wenn ich müde bin. Dann leidet auch das Sprechen wieder.
Leider finde ich im Internet keine Erfahrungswerte, weil es sehr selten ist, dass Kavernome operiert werden. Ich hatte meines wohl auch von Geburt an, aber da es mehrmals geblutet hat und es mir sehr schlecht ging, ist es erst aufgefallen und alles hat seinen Gang genommen.

Mir geht es in erster Linie um Austausch mit Betroffenen, um Erfahrungswerte, jemand der auch "etwas" im Kleinhirn rechts hatte und ähnliche Ausfallerscheinungen hat/hatte.

Viele Grüße
Carola

Holly

Hallo Carola,

mir wurde ein rechts parietal postzentral gelegenes Kavernom entfernt. Deshalb hatte ich andere Ausfallerscheinungen nach der OP, die sich aber bis auf leichte Sensibilitätsstörungen auf der linken Seite, alle wieder zurückgebildet haben. Den Rollator konnte ich schon nach zwei Tagen stehen lassen und das anfängliche Schlenkern des Beines beim gehen, habe ich auch schnell in den Griff gekriegt. Die Probleme mit der Tiefensensibilität sind auch nicht mehr da.

Du scheinst schon gute Fortschritte (im wahrsten Sinne des Wortes) gemacht zu haben. Das hört sich nach einer ganz schön großen Leistung an. Deine OP ist ja noch gar nicht so lange her. Die Sache mit der Treppe ist natürlich blöd, aber die bezwingst du bestimmt auch noch.

Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Schwierigkeiten mit der geteilten Aufmerksamkeit und eine allgemein eingeschränkte Belastungsfähigkeit sind vermutlich weit verbreitete Folgen einer Gehirn-OP, aber da hat sich mit viel Ergotherapie eine deutliche Besserung eingestellt. Ich glaube, man muss üben üben üben. An den kognitiven Defiziten habe ich definitiv länger gearbeitet als an den körperlichen Folgen.

Bestimmt meldet sich noch jemand, der an ähnlicher Stelle wie du operiert wurde und dir Erfahrungen mitteilen kann. Letztlich ist ja vermutlich egal was entfernt wurde (Tumor oder Kavernom), es kommt wohl eher auf das Operationsgebiet an.

Ich wünsche dir weiterhin gute Fortschritte!

VG Natascha

Jockel

Hallo,

in den ganzen Erläuterung und Erfahrungen in der Geschichte erkenne ich mich wieder. Bei mir war die erfolgreiche Kavernom OP im Dezember 2013. Nun nach gut 1,5 Jahren sind immer noch Forttschritte da. Nach der Reha habe ich hier meine Genesung aufgenommen. Am Anfang habe ich für 2km Weg zur KG 3h pro Richtung gebraucht. Wer mich beobachtet hat, hat sicher gedacht, dass ich am Morgen schon ganz schön besoffen war.Kinder haben mich angesprochen, ob Sie mir helfen können. Aber es wurde immer besser.Im Juni 2014 habe ich dannwieder angefangen zu arbeiten. Kollegen haben mich mitgenommen (30km), und nach gut einem Jahr habe ich dann wieder angefangen ein Auto zufahren. Ich habe dieses begleitet mit einem Fahrlehrer gemacht. Arbeitsbedingt muss ich manchmal mit dem Schiff übersetzen. Aic das habe ich wieder gepackt.
Aber Fahrradfahren geht noch nicht wieder, und es wird wahrscheinlich auch nicht wieder gehen. Hier versagt das Gleichgewicht. Hier habe ich mich nun entschlossen mir ein Trike zuzulegen. Als Ziel habe ich mir gesetzt, zumindestens einmal die 30km zu meinem Arbeitsplatz hin und zurückzufahren. Mal schauen. Dies ist alle körperlich, allerdings die Psyche ist ganz schön gefordert. Ich bin nicht mehr so Leistungsfähig wie vorher, aber auch hier kann und will ich daran arbeiten. Wichtig ist nur, dass man sich nicht überfordert! Gib allen Zeit, aber überfordere Dich nicht. Dir weiterhin gute Fortschritte auf Deinem Weg vorran.
Gruß
Jockel

PS: Bei mir saß das Kavernom mitten im Stammhirn (Bilder gibts im Internet)

fraktus

hi.
das blöde an der erkrankung ist, dass kein fall wie der andere ist und man erfahrungen anderer nur bedingt auf sich beziehen kann.
bei mir steht warscheinlich im frühjahr 2016 eine op an. aber so richtig was einen danach erwartet ist schwer zu sagen.

das kavernom liegt im stammganglienbereich links und nach zwei einblutungen (2007 und 2011) hat man mir jetzt im ini hannover (prof. nabavi) zu einer op geraten. prof. nabavi sagte lieber ein kalkuliertes risiko einer op als das unkalkulierbare risiko bei weiteren blutungen ... die irgendwann kommen würden.
aber da keine krankenkasse die kosten übernehmen wollte, bzw. nur einen teil, ist leider eine op im ini nicht möglich. werde nun im januar nocheinmal im uk essen aufschlagen und dann wohl im frühjahr dort die op durchführen lassen.

aber was ich eigentlich sagen wollte. die planungssicherheit ist so ... ich sag mal überschaubar.
was passiert nach der op. wie lange dauert es bis ich wieder gehen und treppen steigen kann, wann kann ich wieder arbeiten etc.
das macht die sache so mistig.
ich kann mir hier zig erfahrungsberichte nach op's durchlesen, aber im endeffekt ist jeder fall einzigartig.
das ist in meinem fall besonders ärgerlich, da ich momentan nur einjahresarbeitsverträge bekomme (alles rechtens, soll hier auch nicht das thema sein). bedeutet das ich eigentlich nur kurz nach der vertragsverlängerung die op durchführen lassen kann, und hoffen muss das ich spätestens nach nem dreivierteljahr wieder auf dem damm bin damit ich zumindest ein, zwei monate vor der nächsten vertragsverlängerung wieder in amt und würden bin, um überhaupt eine chance auf eine weitere verlängerung zu haben.

naja, schaun mer mal wie es wird. ändern kann ich ja eh nix und nehme es wie es kommt ;)

justlooking

Hallo und danke für Eure Beiträge :-)

Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen und ich bin deutlich lockerer geworden (zwangsläufig). Mir geht es soweit gut, habe 3x die Woche Ergo und 2x Physio. Bekomme "Hausaufgaben". Es ist noch ein weiter Weg, bis alles wieder funktioniert wie vorher.

Arbeiten kann ich nach wie vor nicht, mein Hund ist immer noch in der Pension. Eine zweite Reha ist beantragt.
Mit dem Gleichgewicht habe ich auch noch Probleme und eben mit der rechten Hand. Es dauert, bis man alles wieder erlernt hat..

Was mir mehr zu schaffen macht, sind die kognitiven Einschränkungen. Es strengt mich unheimlich an, wenn es laut ist und/oder ich auf mehrere Leute treffe. Ich kann mich nicht abgrenzen, sämtliche Eindrücke strömen auf mich ein. Das halte ich nicht lange aus und muss danach schlafen, weil ich so erschöpft bin..

Fraktus, ich wünsche Dir alles Gute für die OP. Gib Dir Zeit und nimm alles an, auch wenn es schwerfällt. Deine Einstellung ist die richtige :-)

justlooking

Hallo zusammen,

ich will Euch mal wieder ein kleines Update geben :-)

2 Jahre, 4 Monate und 3 Wochen nach der OP habe ich gestern erfolgreich die Wiedereingliederung abgeschlossen und werde nach meinem Urlaub mit drei Tagen Arbeit und zwei Tagen Urlaub pro Woche tätig sein. Das ist noch eine Übergangslösung mit zwei Jobs, da sonst keine 100% zusammenkommen. Aber mit dieser Lösung kann ich gut leben, da ich durch die Urlaubstage genug Zeit habe, mich zwischendurch auszuruhen und Kraft zu sammeln.

Mir geht es mental sehr gut, es baut sehr auf, dass sich einiges vorwärts bewegt und ich im Laufe der Wiedereingliederung deutliche Fortschritte gemacht habe.

Das nächste große Ziel ist es, wieder Auto zu fahren und mir eines zu kaufen nächstes Jahr. Üben dürfte ich zwar jetzt schon, aber zum Einen kann ich es mir momentan finanziell nicht mehr leisten und zum Anderen ist das Arbeiten noch so anstrengend fürs Köpfchen, dass ich mich nicht zusätzlich noch beim Autofahren konzentrieren könnte. Also schiebe ich das noch, ist aber auch kein Problem für mich. Geht jetzt seit 2,5 Jahren ohne, da kommt es auf noch ein paar Monate nicht an ;-)

Soweit von mir. Die vergangene Zeit war zeitweise so schwer, dass ich oft daran gedacht habe, ob es nicht besser wäre, dem ein Ende zu setzen. Was ich gelernt habe - Geduld. Beharrlichkeit. Durchhalten. Es lohnt sich. Immer! Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

In diesem Sinne - alles Liebe für Euch!
Carola

test12

Das hört sich sehr gut an. Der Schritt in der Beruf ist eine Möglichkeit, die Erkrankung vielleicht sogar zu vergessen.
Ich selbst wurde nie operiert. Durch die Arbeit habe ich heute nach 6 Jahren ohne größere Einblutung die Sache fast vergessen. Die erste Zeit viel mir aber sehr schwer. Die Aufnahmefähigkeiten sind durchaus begrenzt.
Wenn ich mich nicht völlig überschätze, würde ich meine Konzentrationsfähigkeit heute als normal bezeichnen.

justlooking

Hallo miteinander,

leider geht es mir nicht gut. Ich habe letztes Jahr versucht, wieder Vollzeit zu arbeiten und trotz zwei Tagen Urlaub pro Woche plus zusätzlichem Urlaub habe ich immer öfter Migräneanfälle bekommen und war nach der Arbeit und oft auch noch einen Tag später zu erschöpft, um irgendwas auf die Reihe zu bekommen.

Ich habe mich dann dazu entschieden, die Arbeitszeit ab 01.01.18 auf 80% zu reduzieren und anfangs schien das ausreichend und mir ging es gut. Leider hat das nicht lang angehalten und mittlerweile habe ich 1-3 Migräneattacken pro Woche, die jeweils 1-2 Tage anhalten. Also habe ich durchschnittlich an vier Tagen pro Woche so starke Schmerzen, dass ich nicht nur arbeitsunfähig bin, sondern fast nur auf der Couch liege und hoffe, dass es bald vorbei geht. Sehr oft werden die Attacken begleitet von Übelkeit/Erbrechen. Schmerzmittel schlagen kaum, oft gar nicht an.

Wenn ich zB eine Woche Urlaub habe, bin ich danach für etwa eine Woche schmerzfrei. Letztens war ich 1,5 Wochen wegen was anderem krankgeschrieben und hatte in dieser Zeit nur einmal Migräne...
Leider kann ich die Arbeit bzw. die Reizüberflutung, Konzentration, den Stress/Druck, Schlafmangel etc. als fast einzigen Auslöser festmachen.

Weniger als 80% arbeiten kann ich mir finanziell jedoch nicht leisten. Habe ich eine Alternative? Gibt es Möglichkeiten für mich?
Ich bin erst 39 J. und es wurde mir seitens der letzten Reha (01-02/2016) volle Arbeitsfähigkeit attestiert :-(

Habt ihr Ratschläge?

Jockel

Hallo,
guter Rat ist hier schwer zu geben. Bei mir sind es nun 4,5 Jahre seit der OP vergangen. Vor nun 1,5 Jahren habe ich meine Arbeitszeit auf 80% reduziert und werde vorerst dabei bleiben. Ich weis nun nicht was Du beruflich machst, ich arbeite in einem technischen Beruf. Da aufgrund meiner Gleichgewichtsstörungen und der Belastbarkeit eine Tätigkeit in den Anlagen sehr belastend ist, werde ich nun eine andere Aufgabe bekommen. Geholfen hat mir unsere Betriebsärztin. Ich habe gelernt mit meinen Kopfschmerzen (keine Migräne) umzugehen. Akzeptiere die Belastungsgrenzen und gönne mir Pausen. Wenn Ihr eine Betriebsärztliche Betreuung habt, beziehe die doch mit ein. Außerdem würde ich, Mitgliedschaft vorausgesetzt, eine Beratung beim Sozialverband suchen.

justlooking

Hallo Jockel,

danke Dir für Deine Antwort.

Ich arbeite im kaufmännischen Bereich. Meine Stelle ist "zusammengewürfelt" aus Personalentwicklung (60%, macht mir Spaß) und "allgemeinen Sekretariatsarbeiten" (20%, Depp für alles, worauf die anderen keinen Bock haben.. belastet mich und würde es liebend gerne sein lassen).

Vor meiner OP war ich tätig als Sekretärin des Vorstandsvorsitzenden. Hatte ein sehr gutes Gehalt. War angesehen bei den anderen.

Jetzt bin ich gefühlt das kleinste Licht im ganzen Unternehmen, bekomme im Vergleich einen Hungerlohn, der erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet und auch eine erzwungene Stagnation meiner Weiterentwicklung (zB kann ich mir jetzt ein Auto nicht mehr leisten), daraus resultierend fühle ich mich noch weniger wert(voll) als eh schon, weil ich nichts mehr beitragen kann, nicht mehr sonderlich leistungsfähig bin.

Die diagnostizierte Depression und soziale Phobie verlangen mir sehr viel ab, trotzdem halbwegs zu funktionieren und wenn ich nicht arbeiten muss, ziehe ich mich völlig zurück und gehe nur mit meinem Hund raus, weil ich halt muss.
Mittlerweile bin ich wieder soweit, dass ich nicht weiß, wozu ich weitermachen soll, wenn die Verantwortung für ihn mal wegfällt.

Nächste Woche hab ich einen Termin bei meiner Neurologin. Eine Betriebsärztin haben wir auch, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich sie ins Boot holen soll. Wozu? Eigentlich sollte ich froh sein, nach dem langen Ausfall überhaupt die Möglichkeit zu haben, wieder Fuß zu fassen. Bin ich aber nicht. Vielleicht kann ich immer noch nicht loslassen, sehne mich zurück, wie es vorher war, kann den jetzigen "Zustand" nicht akzeptieren, verfluche letztendlich die OP.

Sorry für's Jammern :-(

KaSy

Liebe justlooking,
wenn ich Deine früheren Berichte lese, stelle ich fest, dass es Dir sehr viel schlechter ging, objektiv.
Subjektiv nimmst Du das kaum wahr.

Warum?
Nach der OP ging es Dir schlecht, Dir wurde geholfen, Du könntest viel mit und ohne Hilfe tun und bemerktest Fortschritte. Du warst optimistisch, fingst Dein Leben wieder an, selbst das Autofahren war Dir weniger wichtig.

Jetzt hat Dich das Leben wieder, aber nicht das "alte" Leben.

Es mag jetzt hart klingen, aber dass Du Dir als "das kleinste Licht" im Unternehmen vorkommst, weil Dir die Personaltätigkeit gefällt und die anderen vielfältigen Tätigkeiten nicht, ist eigentlich normal in der Arbeitswelt. Du kannst das nicht akzeptieren. Aber wie sehen es die anderen Mitarbeiter, denen Du mit diesem vielen "Kkeinkram" immer wieder Gutes tust. Ich kenne Menschen, die derart vielfältige Tätigkeiten gern tun und viel Dank dafür erhalten.

Blöd ist natürlich, dass es mit dem Geld nicht (mehr) stimmt.

Wobei ich das nicht ganz verstehe. Du bist aus sehr nachvollziehbaren gesundheitlichen Gründen weniger belastbar. Du bist aber in Deiner bisherigen Firma. Wäre es möglich, direkt mit dem "Chef" darüber zu reden? Kannst Du Deine Einschränkungen einigermaßen konkret notieren, von Ärzten bestätigen lassen und den Betriebsarzt mit hinzunehmen?

Gäbe es die Mögluchkeit, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen?

Bist Du in psychologischer Betreuung? Das würde ich als äußerst wichtig ansehen. Du kannst arbeiten, aber Du musst auch wieder stolz auf Deine Leistung sein. Du leistet mehr als andere und fühlst Dich trotzdem minderwertig. Das bist Du nicht! Du musst Dein Selbstbewusstsein wieder aufbauen und das geht, glaube ich, nur mit Hilfe von einem Psychotherapeuten.

Du darfst die "Schuld" an Deiner Lage nicht auf die OP schieben. Es war das mehrfach blutende Kavernom und das wurde operiert. Kein Arzt wollte Dir schaden!
Es ist an Dir, die Krankheit als Ursache zu akzeptieren und jetzt aus diesem Tief zu kommen, indem Du aktiv wirst.
Aktiv für Dich!
Du bist wer!
Du leistest etwas!

Mit diesen Problemen bist Du gar nicht allein, die haben viele Betroffene, die am Kopf operiert wurden und lange danach scheinbar gesund leben.

Vielleicht hilft auch Sport, Laufen mit Deinem Hund. Geh auf andere Hundebesitzer zu, sprich sie an. Such Dir eine lustige Karte mit einem Schreibtischspruch aus, der die Mitarbeiter dazu animiert, Dante zu sagen. Stell Blumen auf den Tisch und zu Hause ins Fenster ....
Tu Gutes für Dich!
Du bist es Wert!
KaSy

justlooking

Liebe KaSy,

vielen Dank für Deine ehrlichen, aufmunternden Worte!

Ich versuche, der Reihe nach auf Deine Fragen einzugehen.

Du hast Recht, nach der OP ging es mir schlecht und auch noch Wochen oder eher Monate danach musste ich viel dafür tun, um zB wieder ohne (Geh)hilfe gehen zu können, Treppen zu überwinden usw. Es hat tatsächlich fast ein Jahr gedauert, bis ich den Gehstock endlich weglassen konnte, unabhängig vom Untergrund, ob es steil bergab oder so ging. Das war damals ein Meilenstein.

Dass ich jetzt anders eingruppiert bin, liegt daran, dass ich meinen alten Job nicht mehr machen kann. Da bringt es leider nichts, mit dem Chef zu reden, denn die jetzige Stelle ist gemäß Tarif so eingruppiert, da lässt sich leider nichts ändern.

Meine Einschränkungen kann ich alle benennen. Ist nur die Frage, ob mir das ein Arzt bestätigt? Eine erheblich geringere Belastbarkeit oder kürzere Zeitspanne für Konzentration, geteilte Aufmerksamkeit, Aushalten von Reizen (vor allem Lautstärke und viele Menschen bzw. schnell wechselnde Gespräche) usw. lässt sich schlecht greifen oder "messen".

Einen Schwerbehindertenausweis habe ich schon, nach Verlängerung jetzt gültig bis 02/2019.

Nein, in psychologischer Betreuung bin ich nicht. Bei einem Neuropsychologen wäre ich richtig, leider gibt es hier im näheren Umkreis keinen und die wenigen im Raum Stuttgart sind auf Selbstzahlerbasis, was ich mir nicht leisten kann. Zudem würde ich einen Fahrtweg von ca. 1 Std einfach nach der Arbeit nicht schaffen, dafür bin ich zu erschöpft.

Die "normalen" Psychotherapeuten haben eine Wartezeit von etlichen Monaten und da ich sehr eingeschränkt bin, was die Ortswahl angeht, weil er ja erreichbar sein muss für mich, habe ich den Gedanken schnell wieder verworfen.

Es war schon vorher schwer für mich mit mir.. das liegt nicht an der OP. Durch die OP ist nur das Wenige, woraus ich Kraft ziehen konnte oder durch das ich mich ablenken konnte oder das mir kurz eine Freude gemacht hat, auch noch weg. Das macht es so aussichtslos für mich. Ich finde keinen "Ersatz", keine Alternative.

Früher bestand mein Leben aus Arbeit und Weiterbildung und meinen Hunden. Ersteres funktioniert jetzt nicht mehr bzw. nicht mehr so, wie ich es will und zweiteres gibt mir nichts mehr. Mein Bube ist jetzt 12,5 Jahre, hat beginnende Demenz, schläft fast nur noch.Danach möchte ich keinen Hund mehr, weil ich die Verantwortung, die Kompromisse etc. nicht mehr will. Zu wissen, dass etwas von mir abhängt, damit kann ich seit der OP nur noch schlecht umgehen, weil ich am eigenen Leib erfahren musste, dass man sich nicht darauf verlassen kann, "zu funktionieren". Deshalb ist es mir lieber, wenn ich komplett alleine bin.

Carola

KaSy

Liebe justlooking,
ich verstehe das alles, auch aus mehrfacher persönlicher Erfahrung.

Sprich doch mit Deinem Hausarzt über Deine psychischen Probleme, darüber, dass Du nah am Aufgeben bist, aber wegen der Überlastung und des Mangels an Psychotherapeuten keinen aufsuchen kannst.

Zu mir kommt auf Verordnung meiner Hausärztin seit mehr als einem Jahr eine Ergotherapeutin nach Hause, die sich auch mit "psychisch-vegetativen" Einschränkungen befasst. Auch weitere Deiner Probleme können zu ihren Aufgaben gehören. Weil es um depressive Verstimmungen geht, ist die Betreuung im Hausbesuch wichtig und muss durch den Hausarzt so begründet werden.
Die Zuzahlungen dafür bleiben bei 1 % vom Jahresbrutto.
Sie würde Dir helfen, vor allem kommst Du in Kontakt zu erst mal einem Menschen, der unvoreingenommen auf Dich eingehen wird.
(Mir tut das sehr gut. Ich bin in ähnlicher Lage wie Du.)

Vielleicht empfiehlt Dir Dein Hausarzt auch eine Reha, die psychosomatisch sein sollte, denn das ist Dein größtes Problem zur Zeit. Das wäre wirklich gut, geht aber nicht so schnell.

Es kann auch sein, dass er übergangsweise Antidepressiva verschreibt, das kannst Du probieren. Aber in den ersten ca. zwei Wochen werden sie Dein Tief erstmal verstärken, da musst Du sehr aufpassen. Danach könnten sie helfen. Ich selbst habe damit weniger gute Erfahrung gemacht, da sie bei organischen Ursachen vielleicht nicht so gut wirken.

Gib Dich bitte nicht auf!
Du hast schon so viel geschafft.
KaSy

Jockel

Hallo justlooking,
den Vorschlägen von KaSy kann ich nichts mehr hinzufügen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass das "alte" leben weg ist. Es ist vieles anders aber geholfen haben mir viele liebe Menschen. Es gibt die Momente wo man sich fragt wofür...??? Aber nachdem ich selber auf andere zugegangen bin, haben sich viele Möglichkeiten gezeigt. Viele hatten Angst davor mit mir in Berührung zukommen. Vor allem die Angst das auch bei Ihnen so etwas das geordnete Leben durcheinander wirft wog schwer. Beide Seiten gewinnen wenn man miteinander lebt. Mich haben die Kollegen 2 Jahre lang zuhause abgeholt und dann wieder "abgegeben".
Mach aus Deiner Erfahrung eine Stärke und teile diese. Meiner Abteilung (ich bin Chef von 15 Elektrikern) und den Kollegen hat es sogar geholfen zueinander zu finden. Wie es bei mir zu den Ausfallerscheinungen kam war ich gerade ein Jahr in der Firma und hatte eine zerrüttete Arbeitssituation. Ich könnte da noch so einiges zuschreiben, aber das ist hier nicht das Thema.

Es gibt immer Wege, man muss nur gewillt sein diese zugehen. Wenn Du keinen Hund mehr haben möchtest ist das eine Entscheidung die akzeptiert werde muss, vielleicht bist Du aber in einem Tierheim gut aufgehoben. Da hast Du Tiere und Menschen um Dich. Die kennen Dich auch nicht unbedingt vor Deiner Erkrankung und es fällt auch Dir leichter mit diesen umzugehen.

Auch von meiner Seite : Gib Dich nicht auf!
LG Jockel

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