Liebe Forumsmitglieder,
seit drei Wochen hat sich der Zustand meines Mannes weder gebessert, noch deutlich verschlechtert. Außer alleine auf die Toilette zu gehen und ab und zu mit mir am Tisch zu essen, hat er die komplette Zeit im Bett oder auf dem Sofa - meist schlafend verbracht. Sein Tumor oder Gehinrn hat ihm immer wieder Streiche gespielt. Z.B. war er überzeugt, Nasenbluten gehabt zu haben und andere Dinge, die ich hier nicht ausführen möchte. Alles hat nur in seinem Kopf statt gefunden. Manchmal hat er den Weg zur Toilette nicht mehr gefunden. Und dann wiederum war er oft so klar im Kopf und wir haben uns z.B. über die Weltpolitik unterhalten.
Von Sonntag auf Montag Nacht habe ich den Rettungsdienst gerufen weil mein Mann über Nierencholiken klagte. Es handelte sich um die vierte Nacht in Folge, in der ich kaum geschlafen habe, weil er oft zur Toilette musste und immer über diverse Schmerzen klagte. Natürlich war er wieder "kerngesund " als die Sanitäter eintrafen und so konnten Sie ihn nicht zwingen, mit ins Krankenhaus zu kommen. Da wir alle samt nicht wussten, ob die Schmerzen zuvor real waren, oder auch nur in seinem Kopf (er ist seit Jahren von Nierensteinen geplagt) stattfanden, hätte ich ihn gerne in ein Krankenhaus mit Neurologie bringen lassen. Aber mein Mann wollte nicht, und da keine akute Notsituation vorlag, habe ich ihn zu Hause behalten.
Einige Stunden später, am Montag um 11:30 Uhr ist er im Wohnzimmer gestürzt, weil er alleine aufgestanden ist. Ich habe sofort wieder die Rettung gerufen, aber als diese 15 Min. später kamen, war schon wieder "alles ok." Und er hatte sich offensichtlich nicht verletzt. Da ich aber sowieso mit den Nerven am Ende war, habe ich gehofft, dass Sie in ins Kreiskrankenhaus mit Neurologie bringen könnten. Ich brauchte jetzt dringend einen Arzt, der uns an die Hand nimmt und sagt:" Ich kümmere mich, ich werde versuchen Ihnen zu helfen, damit sie noch ein bisschen Lebensqualität haben". Jemand der sich zuständig fühlt. Da es zu diesem Zeitpunkt wohl nur einen Rettungswagen gab, und wieder keine Notsituation vorlag, hätten Sie ihn nur ins nächste Krankenhaus ohne Neurologie und Onkologie gebracht. Also haben wir entschieden, ihn am nächste Morgen mit Transportschein ins Kreiskrankenhaus bringen zu lassen.
Soweit kam es nicht mehr, weil ich 3h später zum 3.Mal an diesem Tag die Rettung alarmierte. Mein Mann hatte lauter rote Punkte auf dem Bauch.
Die Sanitäter waren ein bisschen angefressen, weil ich sie wegen eines "Ausschlages" aufgefordert habe, ihn ins Kreiskrankenhaus zu bringen. Haben sie auch nicht getan, sondern nur ins näher gelegene kleine Krankenhaus. Wie sich herausstellte, wäre mein Mann fast verblutet, er hätte quasi so gut wie keine Trombozyten im Blut. Er kam auf Station und bekam ein Trombozytenkonzentrat. Inzwischen war es später Montag Abend und ich musste ihn in diesem schrecklichen 3-Bettzimmer mit zwei pflegebedürftigen Mitpatienten zurück lassen. Dieser Zustand war für mich untragbar. Ich habe gleich am nächsten Morgen mit der leitenden Ärztin des Hospiz (zwei Stockwerke über der Station, auf der mein Mann liegt) telefoniert. Sie hat mir angeboten, dass mein Mann und ich einfach einmal hoch kommen und uns das Hospiz anschauen sollten.
Lange Rede, kurzer Sinn. Wir haben das Hospiz angeschaut. Wir sind beide "begeistert", mein Mann bekommt dort ein Zimmer, sobald eines "frei" wird. So lange hat er ein Einzelzimmer auf der Inneren-Station, und wir sollen jeden Tag nach oben ins Hospiz zu Besuch kommen.
Jetzt beginnt ein neuer, ein "guter und wertvoller", unser letzter gemeinsamer Lebensabschnitt und wir werden ihn genießen. Das verspreche ich euch allen.
Ganz liebe Grüße - Rosi