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Thema: Keine Compliance mehr...

Keine Compliance mehr...
estrella44
10.02.2016 16:48:16
Liebe Forum-User,

mein Mann war jetzt für 4 Tage im Krankenhaus zur Umstellung von Keppra auf Valproinsäure. Eigentlich sollten auch noch weitere Untersuchungen stattfinden, u.a. eine neuropsychologische Untersuchung und ein MRT. Mein Mann hat alle Untersuchungen abgelehnt und hat sich vor der voraussichtlichen Aufenthaltsdauer von mindestens einer Woche selbst entlassen. Er weigert sich immer mal wieder, seine Medikamente zu nehmen. Eine Reha lehnt er ebenfalls ab. Der Oberarzt im KH sagte zu mir, dass bei meinem Mann keinerlei Compliance mehr vorhanden wäre. Mein Mann möchte auch keine Hilfe durch einen Pflegedienst ( wäre z.Zt. nur zum Medikamente stellen), durch einen Hospizdienst oder von Verwandten/Freunden. Er lehnt alles ab, die Schlußfolgerung daraus ist aber, dass ich mich um alles kümmern muss. Ich habe selber eine lebensbedrohliche Erkrankung, und ich kann alleine nicht leisten, was das Schicksal von mir abverlangt. Ich zerbreche an dieser ausweglosen Situation. Meine eigene Gesundheit leidet sehr darunter. Wie gehe ich mit einem Non-Compliance-Patienten um? Liebe Grüße estrella44
estrella44
kaho
10.02.2016 17:30:18
Sorry, ich habe leider keinen Ratschlag. Ich wollte Dir nur sagen, dass mich Deine Situation wirklich berührt. Ist dieses Verhalten denn tumorbedingt im Sinne von Wesensveränderung? Oder ist es grundsätzlich eine Einstellung von ihm, Hilfe abzulehen? Lehnt er Deine Hilfe auch ab?
kaho
alma
10.02.2016 18:05:50
Und wenn du dich mal mit dem ZIP = Zentrum für Integrative Psychiatrie, Campus Kiel in Verbindung setzt? Vielleicht haben die eine Idee, wie man euch helfen kann. Sind ja auch Psychoonkologen, die solche Verweigerungen sicher kennen.

www.uksh.de/zip/

LG, Alma.
alma
schorsch
11.02.2016 12:17:25
Hallo Estrella, ich würde mit Rückzug (auch zum eigenenen Schutz) reagieren. Du bist in einen totalen Aktionismus geraten. Laß ihn doch einfach mal in Ruhe. Er kann Hilfe/Maßnahmen ablehnen, also kann er auch Hilfe einfordern, wenn er sie haben will und sie als notwendig erachtet. Er muss es nur selbst formulieren; Wesensveränderung hin oder her. Vielleicht braucht er einfach Zeit?! Auch wenn Du oder Andere meinen, dass es keine Zeit hat. Schließlich: Als Betroffener hat man auch das Recht zu sagen: es ist genug; ich will nicht mehr! Wie das Aussen darauf reagiert ist dann eine ganz andere Frage. LG
schorsch
styrianpanther
11.02.2016 14:32:59
Hallo!

Besprich es mit deinem Mann und frage ihn mal, welche Konsequenzen dass für ihn und auch für euch haben wird falls es keine Lösung gibt. Reagiere vielleicht mal paradox.
Wenn dein Mann non compliant sein möchte, darf er das, du aber auch. Sei auch mal "non compliant".

Lass dich auf alle Fälle beraten und unterstützen.
Alles Gute!
styrianpanther
Mamamaus
12.02.2016 23:58:34
Mein Mann wurde auch umgestellt von Keppra auf Valproinsäure. Seither ist es viel besser bei ihm. Nicht mehr so gereizt und aggressiv. Das Keppra hat wohl eine hirnorganishe Psychose ausgelöst. Ich musste auch mit den Ärzten verhandeln dass sie ihn ein paar Wochen stationär aufnehmen. Er hatte ein mega Wut und wollte nicht. Aber die Ärzte sagten entweder er bleibt auf der Strahlenabteilung und fügt sich oder sie tun ihn in die geschlossen Psychiatrie. Und siehe da, da wollte er nicht hin und hat sich einstellen lassen stationär. Zusätzlich noch mit Haldol behandelt. Danach gleich einige Wochen Reha. Als er heimkam war er wieder ganz gut zu handhaben.

LG Mamamaus
Mamamaus
Prof. H. Strik
17.02.2016 15:38:43
Wir erleben tatsächlich oft, dass Keppra für die Psyche problematisch sein kann und Valproat günstiger. Hier scheint aber die Umstellung andersherum gelaufen zu sein? Solche Situationen sind sehr schwierig und nur mit Geduld und ggf. auch mit Hilfe eines Neurologen oder Psychiaters und entsprechender Medikation (Neuroleptika) zu verbessern. Da können geringe Dosen manchmal die Situation erstaunlich entspannen. Patentlösungen gibt es aber nicht.

Prof. Dr. med. Herwig Strik
Neurologie Uni Marburg
Prof. H. Strik
estrella44
12.03.2016 17:52:42
Hallo, vielen Dank für die Antworten. Nachdem mein Mann nun seit 5 Wochen Valproat anstatt Keppra einnimmt, hat sich unsere ( scheinbar) ausweglose Situation verbessert. Mein Mann ist nicht mehr aggressiv und feindselig. Er hilft mir im Haushalt wo er kann und zeigt wieder Empathie. Die Arzttermine nimmt er wahr. Es scheint so, als wäre durch die Medikamentenumstellung all das, was seit der Glioblastom-Diagnose verschwunden schien, wieder aufgetaucht . Kaum vorstellbar, dass der Austausch von nur 2 Tabletten am Tag soviel ausmachen kann...Ich bin froh, dass ich bei den Ärzten nicht locker gelassen habe. Schade allerdings, dass erst so viel ( Handgreiflichkeiten etc.) passieren musste, bevor mich die Ärzte ernst genommen haben. Letztendlich zählt aber nur der Erfolg. Meinem Mann geht es auch viel besser ohne die ständigen Wutanfälle, so dass wir jetzt beide etwas von der Medikamentenumstellung haben. Viele Grüße estrella44
estrella44
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