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Thema: Keppra oder Levetiracetam ? - Nebenwirkungen

Keppra oder Levetiracetam ? - Nebenwirkungen
Asterix2
19.02.2016 09:16:42
Hallo,
ich habe vor 3,5 Monaten nach einem erstmaligen Krampfanfall die Diagnose eines Hirntumors erhalten.
Dieser konnte zum Glück wenige Tage später in Vollnarkose komplett entfernt werden. Ich habe keine neurologischen Defizite behalten und auch eine weitere Operation vor 2 Monaten am Knie gut überstanden.

Nun leide ich aber vermehrt unter den Nebenwirkungen des Medikaments Levetiracetam, von dem ich 500mg 2x am Tag einnehme.

Gestern kam es soweit, dass ich vermeintlich den Anfang eines Krampfanfalls gespürt habe und erneut ins Krankenhaus eingeliefert worden bin. Es konnte durch das erste postoperative MRT heraus gestellt werden, dass es keine Anzeichen für erneute Krampfanfälle gibt.
Es war lediglich ein "Kreislaufproblem", also ein Schwächeanfall.

Insbesondere seit ich nicht mehr auf Krücken laufe (seit ca. 3 Wochen) bin ich mit voller Lebenskraft voraus geprescht. Ich habe mir wohl viel zu viel auf einmal zugemutet und meine Genesung nach den OPs überschätzt.

Dennoch weiß ich nicht wie ich auf Dauer mit meinen Nebenwirkungen umgehen kann. Diese sind hauptsächlich die tägliche, mich übermannende Müdigkeit (selten mit "Sterne sehen" und Schwindel)/ Schläfrigkeit -> häufig auch mit Konzentrationsschwierigkeiten oder verschwommenen Augen wie nach einer langen Nacht, ein mich nicht loslassender Augentic, Stimmungsschwankungen und Motivationslosigkeit/Apathie.

Ich bin ein stark aktives Leben gewohnt und kenne mich so "schwach" kaum. Seit ich die zeitaufwendige ambulante Physio für mein Knie mache, bin ich nur noch kaputt. Und dabei stecke ich am Anfang der Prüfungsphase und sollte viel für mein Duales Studium lernen.

Ich bin dankbar für alle Tipps und Erfahrungen in Bezug auf das Levetiracetam. Dieses Medikament wird mich wohl noch eine Weile begleiten und ich möchte mein Leben trotzdem so schön wie möglich gestalten und nicht allzu sehr darunter leiden.

Liebe Grüße und eine Portion Gesundheit und Kraft für alle hier
Asterix2
bischmi73
19.02.2016 09:26:45
Mein Mann nimmt auch seit ca. 6 Monaten denselben Wirkstoff. Er hat ziemlich starke Stimmungsschwankungen und oft grundloses Weinen oder depressive Verstimmungen. Die Ärzte sagen uns es läge an der Grunderkrankung, aber mein Mann sagt diese komischen Stimmungen kämen aus heiterem Himmel.

Wir überlegen jetzt auf Valproinsäure umzustellen und wenn es sein muss, fordern wir das auch bei unseren Ärzten ein.

Vielleicht kannst du auch um eine Umstellung bitten. Ein Versuch ist es wert und dann weißt du auch ob die Dinhe die du aufgezählt hast, wirklich am Levi lagen.

Viel Erfolg
Bianca
bischmi73
TumorP
19.02.2016 11:01:39
Hallo,
welche Art Tumor war es? Meine Frau wurde 08/14 operiert. Sie war 54. Derzeit nimmt sie unter anderem 2 x 2000 Levetiracetam. Sie war bei jeder Steigerung sehr müde. Ist es heute auch noch. Ab 11:00 Uhr muss sie "Pause" machen. Da spielen jedoch noch andere Medikamente und eine Herzerkrankung eine Rolle.
Du bist noch jung, ABER solltest es doch evtl. langsamer angehen, bzw. die körperliche Kondition langsamer dosieren. Nach 3 Monaten war meine Frau auch noch "schlapp". Damals nahm sie nur 2 x500 Levetiracetam.
Nach 6 Monaten haben wir auf 2000 m Abfahrtski gemacht. Es ging etwas langsamer als sonst. "Aber dabei sein war alles".
Ein paar allgemeine Tipps.
Bei dem Levetiracetam IMMER das gleiche Medikament nehmen. KEINE anderen Generika!!! IMMER regelmäßig in etwa zur gleichen Zeit die Medikamente nehmen. Nachts "regelmäßig" ausreichend schlafen. Ich bin sicher mit der Zeit läßt die Müdigkeit nach. Nach dem Kopf war das Knie an der Reihe. Das muss alles verarbeitet werden. Der Körper muss sich langsam steigern. "Oberstes Ziel": ANFALLSFREI bleiben.
Wenn noch Fragen oder Tipps benötigt werden, raus damit, hier wirst Du oft durch Erfahrungen fündig.
Alles Gute
TumorP
TumorP
TumorP
19.02.2016 11:04:25
Hallo,
habe gerade im Profil gesehen, war ein Astro. Also weiter nach vorn schauen, aber nicht sofort rennen. Auch das Knie muss langsam trainert werden. Diesen Winter ist der Sport eben "vorbei". Das Frühjahr kommt.
Alles Gute
TumorP
TumorP
Gabriela
19.02.2016 16:24:19
Liebe,ich hatte die gleiche OP und das gleiche Problem mit den Medis.Ich hab dann von mir aus ausgeschlichen und abgesetzt.Bin aus dem medizinischen Bereich und weiß Bescheid wie das geht.Steht auch im Netz.Seitdem bin ich wieder ein anderer Mensch.Und ich hatte auch keinen Anfall mehr.Mußt du sehen,ob es eine Option für dich ist.EEG machen lassen und schaun.Nachdem ich keine starken Wellen mehr hatte,hab ich einfach so entschieden.Die Ärzte wollen immer auf Nummer sicher gehn.Nur Mut.Probieren geht auch.Viel Erfolg Gabi aus Wismar
Gabriela
styrianpanther
19.02.2016 20:47:27
Hallo!

Zuerst mal herzlich willkommen hier, obwohl der Anlass nicht gerad erfreulich ist. Mir wurde vor drei Jahren ein Oligoastrozytom II diagnostiziert.

Jede Operation am Kopf hat mehr oder weniger Auswirkungen, hängt auch von der Person ab. Deine Beschwerden kenne ich sehr gut , mein Tip:

Ruhe bewahren. Dem Körper und Geist zur Regeneration schonen, das kann locker auch ein Jahr oder länger dauern. Dabeib die Zeit für das Schöne nutzen:
Entspannungstechniken, Yoga , Qui Gong , autogenes Training ..
Sport und Bewegung , alles was gut tut. Vielleicht auch lernen , aber eben mit Maß und Ziel. Nach einem Jahr Pause habe ich an der Uni zum studieren angefangen und bekam vermehrt aurenähnliche Panikattacken, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen kamen auch vor. Meist in Gruppen und wenn es laut und turbulent war oder ich mich lange auf viel konzentrieren musste. Das war halt eine Überforderung.

Die Panik habe ich mir wegtrainiert ( Traumatherapie und verhaltenstraining).
Später dann : Mit dem ärztlich begleitenden Absetzen nach einem Jahr waren diese Dinge dann weniger da. Vielleicht lag es am levetiracetam oder auch an der Zeit und notwendigen Regeneration. Ein Wechsel auf ein anderes Antikonvulsivum kann auch nützen. Ich nehme nach einem neuerlichen Krampfanfall nun trileptal in geringster Dosis als Grundschutz und alle mir bekannten Nebenwirkungen( die ich mal dem levetiracetam zuschreibe ) sind nun nicht mehr vorhanden.

Alles Gute
Styrianpanher
styrianpanther
Asterix2
20.02.2016 09:36:30
Vielen herzlichen Dank für eure Tipps,
das Gefühl ist schön, nicht alleine zu sein.

Ich werde mich gleich nächste Woche um die Umstellung meines Medikaments kümmern.

Im Krankenhaus habe ich Keppra genommen, damit bin ich super zurecht gekommen und als erstes Levi, das von der Firma UCB, mit dem ich mich bisher am wohlsten gefühlt habe.
Mit der nächsten Firma "Zentiva" sind die Nebenwirkungen gekommen und verstärkt aufgetreten. Nun hat mir die Apotheke das Levi der Firma "biomo pharma" heraus gegeben. Wie es mir damit gehen wird, kann ich noch nicht beurteilen.
Sprich: ich bekomme jedes Mal das Levi einer anderen Firma und das Keppra schon seit ich Zuhause bin nicht mehr.

Kann es vielleicht auch damit zusammen hängen??
Nach vermehrter Recherche im Netz glaube ich doch gar nicht so "blöd" zu sein, sondern mein Medikament für die Schwächeattacken verantwortlich machen zu können.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Liebe Grüße,
Asterix2
sharanam..
20.02.2016 10:09:55
Hallo,

ich hatte das gleiche Problem. Keppra jahrelang genommen und wurde dann auf Levitiracetam verschiedener Firmen umgestellt, die ich ALLE nicht vertragen habe.

Bis ich herausfand, dass Levetiracetam UCB das Keppra-identische Generikum des Originalherstellers ist.

Damit Du genau DAS bekommst, muß auf Deinem Rezept Levi UCB vermerkt werden und "aut idem" angekreuzt werden.

Hier gut erläutert: www.deutschesapothekenportal.de/fileadmin/bestellungen/keppra_leitfaden.pdf

LG
sharanam..
sharanam..
Asterix2
20.02.2016 10:21:32
Vielen Dank für den Tipp!!!

Jetzt weiß ich Bescheid und kann mich gleich kommende Woche darum kümmern, dass ich wieder das UCB oder Original-Keppra bekomme.

Schön, dass einem hier von selbst Betroffenen und Angehörigen geholfen werden kann!
Asterix2
riddick
04.05.2016 02:21:43
Hi, ich hab mich hier mal neuangemeldet und werde auch noch zu mehreren Themen einige Erfahrungen erzählen und selbst fragen stellen. Ich war ein sehr schwerer Fall ( dazu gehe ich jetzt nicht näher ein das würde den Rahmen sprengen XD ). Ich habe sehr viele Medikamente durch gehabt ( vor der Op ). Keppra hat die wenigsten aber denoch starke Nebenwirkungen bei mir gehabt. Ich habe 3000 Mg am Tag genommen und konnte meine Anfälle dadurch von ca 20 am Tag auf 6-12 reduzieren. Ich war aber ständig sehr müde ( bin sehr oft auch im sitzen kurz eingepennt ). Ich hatte sehr starke Stimmungsschwankungen und war sehr vergeslich. Nach der OP hat sich der Zustand verbessert (Astrozystom Grad 1 Temp. rechts. ). Der größte Teil des Tumors konnte enfernt werden aber ein Teil musste leider bleiben. Ich habe nach 2 Jahren Keppra selbständig abgesetzt und nehme keine anderen Medikamente ( aktuell werden einige Sachen untersucht vllt. muss ich bald wieder welche nehmen.) Ich würde dir Keppra insgesamt empfehlen wenn du einige sachen berücksichtigst ! Nie auf nüchternen Magen nehmen und wenn du mal total KO oder müde bist lass es besser sein ( kann sein das du neben dir stehst ).

Wenn du anfalsfrei bist dann setze die Medis langsam ab und gucke wie es dir geht und ob du wieder anfälle hast ! Das Risiko ist es Wert ! Ich habe wie gesagt Keppra selbst abgesetzt und war/bin 12 Jahre anfallsfrei. Momentan hab ich zwar ein paar kleinere Probleme, das iegt aber nicht am Absetzen des Medikamentes sonder am Resttumor.
riddick
Asterix2
04.05.2016 11:32:45
Hallo riddick,

vielen Dank für deine Antwort!
Das mit der Müdigkeit ist bei mir immer noch sehr stark, es wird eher schlimmer als besser. Habe gerade meinen jahrelangen Schlafrhytmus komplett umgestellt und Schwupps 1/2 Tage nicht aufgepasst und die nächsten Tage waren wieder "im Eimer". Ich nehme aber nur 1000mg, da möchte ich nicht wissen wie es dir ging/geht.
Das mit den Stimmungsschwankungen kann ich auch nur unterstreichen und bei mir kommt auch immer noch eine gewisse Art von Schwindel/Schwäche dazu.

Ich möchte so gerne ohne Medikamente sein, zumal mein Tumor (4cm temp. links) vollständig entfernt werden konnte. Mein Arzt gestattet das aber nicht, so mache ich zumindest gerade eine Umstellung auf Lamotrigin. Die Kombitherapie setzt mir aber noch mehr zu und ich will einfach endlich zumindest morgens kein Levi mehr nehmen müssen. Lamo müsste ich auch später nur abends nehmen und ich hoffe, dass es mir dadurch tagsüber besser geht. Ich fühle mich manchmal wie auf Drogen oder als hätte ich Schlaf-/Beruhigungstabletten intus.

Wieso nicht auf nüchternem Magen? Ich nehme sie immer vor dem Frühstück.

Ich darf jetzt auch wieder Auto fahren, bin aber manchmal wirklich vieeeel zu müde dafür und auch wenn ich mal unterwegs bin, überkommt sie mich ganz plötzlich und ich könnte mich sofort hinlegen...


Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, Durchhaltevermögen und Lebensfreude. :-)
Asterix2
riddick
04.05.2016 19:22:15
Hi, ich habe nur gemerkt das Keppra nach einiger Zeit auf den Bauch geht wenn man diese nüchtern einnimmt ( kann aber je nach Mensch unterschiedlich sein ).

Danke wünsche dir auch viel Kraft und alles gute ;-)
riddick
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