Hallo, Buttkeis,
ich habe über Deine Frage nachgedacht:
Wenn ein WHO-III-Tumor eine Zellteilungsrate von 25% hatte und er wurde operiert, ist aber an derselben Stelle als Rezidiv wieder gewachsen, dann spricht nichts dafür, dass jetzt die Zellteilungsrate anders ist.
Ich würde sogar so weit gehen, dass die Zellteilungsrate größer sein könnte, weil der Tumor relativ schnell aus den während der OP nicht mehr sichtbaren Tumorzellen herangewachsen ist.
Das sind Vermutungen, denn die Zellteilungsrate des Rezidivs kann natürlich nur nach einer Zellentnahme durch eine Biopsie oder Operation ermittelt werden.
Dabei wird stets nur ein geringer Teil der Zellen des gesamten Tumors untersucht. Diese Zellen teilen sich nicht alle mit genau 25%. Bei einigen Zellen ist der Wert größer, bei anderen kleiner. Der KI-Wert (=Proliferationsrate) ergibt sich aus dem Durchschnitt der einzelnen Werte und gehört als EIN Wert zu mehreren Merkmalen eines Tumors, die eine Einstufung ermöglichen, um die geeignete Therapie anzuwenden.
Heutzutage sind die genetischen Marker für die Wahl der Chemotherapie bedeutsamer geworden.
Ich habe diese Erfahrung:
Mir wurde Anfang August 2016 ein (etwa Pfirsichkerngroßes) Meningeom operativ teilweise entfernt. Da ich zuvor an anderen Stellen mehrere WHO-III-Meningeome hatte, die vollständig entfernt werden konnten, waren die Neurochirurgen und ich einigermaßen erfreut, dass die Zelluntersuchung "nur" ein atypisches (WHO II) Meningeom ergab, denn es bestand die Hoffnung eines langsameren Wachstums.
Dennoch sollte eine Bestrahlung erfolgen, die wegen einer sehr langwierigen Wundheilungsstörung mehr als ein Jahr lang nicht möglich war.
Das MRT im September 2017 zeigte jedoch, das der Resttumor wieder die Größe des ursprünglichen Tumors erreicht hatte - nach nur 13 Monaten.
Dann wurde bestrahlt.
Die Neurochirurgen sprechen nach wie vor von einem WHO-II-Meningeom, obwohl das (meines Erachtens) schnelle Wachstum eher dafür spricht, dass die Zellteilungsrate einem WHO-III-Grad entspricht.
Aber da es keine neue Zelluntersuchung gibt, ist es eben so.
Und es spielt auch keine Rolle!
(Momentan ist es wieder am Wachsen. Es könnte vielleicht noch einmal operiert werden. Andere Therapien sind nicht bzw. nicht mehr möglich. An Meningeomen stirbt man meist nicht, sondern lebt mit mehr oder weniger starken Langzeitschäden.)
Das Tempo der Zellteilung spielt deshalb keine Rolle, weil, wenn es an derselben Stelle ein Rezidiv gibt, dann anders gehandelt werden muss, als bei einem neu entdeckten Hirntumor.
In der Regel wird schneller reagiert, weil die Ärzte davon ausgehen, dass ein Rezidiv an derselben Stelle einen höheren WHO-Grad hat als der Ursprungstumor.
Das stimmt leider fast immer.
Dass ein Rezidiv entstanden ist, weist darauf hin, dass die erfolgten Therapien nicht ausgereicht haben.
Demzufolge wird, wenn möglich, erneut operiert, um den Tumor so weit wie möglich zu verkleinern.
Es folgen unbedingt, wenn es der Zustand des Patienten zulässt, weitere Therapien, die andere, wirksamere sein sollten, als beim ersten Mal.
Eine Bestrahlung an derselben Stelle darf nicht intensiver sein, wird aber mit einer geringeren Strahlendosis erwogen.
Die Chemotherapie kann mit einem anderen oder mehreren Medikament/en erneut durchgeführt werden.
Die Tumorkonferenz wird diese und weitere Therapievarianten diskutieren und geeignete empfehlen.
Ich wünsche Dir/Euch sehr gute Ärzte und sehr gute, umsetzbare und möglich lange wirksame Therapieempfehlungen.
KaSy