Liebe Sabine,
mein Mann und ich hatten uns bei Kenntnis seines Astro III (Verdacht auf GBM)) bewusst für ein Kind entschieden. Zu diesem Zeitpunkt war uns beiden bewusst, wie die Krankheit in der Regel verläuft. Ich habe meinen Mann verloren als der Kleine etwas mehr als 2 Jahre alt war. Wir haben die Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut. Ich war mir immer sicher, dieser Situation gewachsen zu sein. Ich denke das sollte für euch ( deinen Mann) ein Entscheidungskriterium sein.
Mein Sohn wächst mit einem Vater auf, der für ihn trotzdem allgegenwärtig ist. Ob dies ein Weihnachtsgeschenk hinter dem Grabstein vom Papa ist, oder unser abendliches Gespräch, indem wir dem Papa erzählen was heute los war. Ich merke jetzt nach 1,5 Jahren, dass sich die Erinnerung des Kleinen an ihn aus echten Begebenheiten, aber auch aus kindlichen Phantasien, was der Papa alles mit ihm gemacht hat, zusammensetzt. Durch viele Bilder und Filme hoffe ich, dass mein Sohn sich diese Erinnerung auf irgend eine Art und Weise bewahren kann.
Für meinen Mann und mich war und ist es, als ob er in diesem Kind weiterlebt. Die andere Frage ist, ob man einem Kind ein solches Schicksal (wenn es denn so kommt) zumuten kann. Wenn ich sehe unter welchen sozialen und familiären Bedingungen manche Kinder aufwachsen, so wünschte ich, dass sich diese Frage auch "gesunde" Eltern einmal öfter stellen würden. Ich glaube, dass man auch als Alleinerziehende (r) einem Kind eine glückliche unbeschwerte und gesicherte Zukunft ermöglichen kann. Vielleicht kostet es mehr Kraft. Ob man diese aufbringen kann, sollte man sich im Voraus fragen.
Als Mutter möchte ich dir sagen, dass ein Kind zu bekommen mit nichts auf der Welt vergleichbar ist. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Unsere Devise war immer fest daran zu glauben, dass wir, mein Mann es schaffen wird. Das hat uns viele gemeinsame schöne Jahre gebracht.
Alles Gute
Gabriele