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Thema: Kinderwunsch und Astro II

Kinderwunsch und Astro II
Atlas81
02.03.2018 15:53:17
Hallo zusammen,

ich bin 36 meine Frau ebenfalls. Wir beide würden gerne eine Familie gründen. Von meinem Astro II weiß ich seit Mai/2008. Er hat sich seitdem ich ihn "kenne" nicht verändert oder vergrößert. Leider ist er inoperabel, da er im Thalamusbereich sitzt. Ich weiß natürlich, dass es viele hier gibt, denen es weitaus schlechter geht als mir (ich arbeite, fahre Auto, lebe mein Leben). Einzige Einschränkungen bisher: mittelstarke Depressionen (bin in Therapie), fokale Epilepsie (bin medikamentös gut eingestellt) und ich darf kein Alkhol mehr trinken (kein wirkliches Problem).
Das größte Problem ist jedoch die Stagnation. Ich weiß nicht, wie viel ich im Leben wagen darf. Darf ich ein Kind in die Welt setzen, dass mich evtl. nie wirklich kennen lernen wird. Wird meine Frau unter der Last der Trauer und des Status "alleinerziehend" kaputt gehen? Ich weiß es nicht.
Fakt ist: Sie wünscht sich ein Kind sehr und hält zu mir, was mir alles bedeutet! Ich würde mich auch sehr über ein Kind freuen, habe aber Zweifel.

Habt Ihr da evtl. Erfahrungen gemacht oder eine klare Lebenshaltung/Meinung dazu?

Vielen Dank schonmal für Antworten.

Gruß
Atlas81
Atlas81
Lady_Like
02.03.2018 16:53:47
Hallo Altlas81,

ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen. Bei mir wurde das Astro II im vergangenen Jahr direkt nach der Geburt unserer Tochter (erstes Kind) diagnostiziert. Und natürlich gingen und gehen meinem Mann und mir die gleichen Gedanken wie dir durch den Kopf - nur, dass bei uns die Entscheidung schon gefallen war. Wir machen uns auch sehr viele Gedanken, wie es weitergeht. Wie sehr das Kind unter der Diagnose leiden wird. Schön ist wirklich etwas anderes. Zudem mache ich mir Sorgen - genau wie du - wie mein Mann damit fertig wird, sollte mir was passieren.

Nun aber das Aber: Unsere Tochter ist für uns der allergrößte Sonnenschein. Sie ist das Leben pur und tut meinem Mann und mir so unendlich gut. Natürlich ist es auch sehr anstrengend - wie mit jedem Baby. Das darf man auch nicht unterschätzen. Aber wenn du gut davor bist - und so liest sich dein Post - dann ist das alles machbar und wirklich wunderschön. Mit so einem Kind lernt man umso mehr noch einmal, auf die Kleinigkeiten zu achten. Zu sehen, wie ein Kind die Welt das erste Mal erlebt. Da erlebt man das noch einmal irgendwie mit, finde ich. Und das tut gut. Unendlich gut. Und es ist ein Teil von uns - ein Teil von meinem Mann, ein Teil von mir. Ein Teil unserer Liebe. Und die hört nie auf -egal was passiert. Und genauso klingt es bei dir und deiner Frau auch.

Und der Vorteil bei dir ist auch, dass du als Mann die Krankheit hast. Denn für mich als Frau war die Schwangerschaft noch einmal eine ganz eigene, schwierige Geschichte. Allein das durchzustehen, was da alles mein Körper veranstaltet hat, war eine große Herausforderung. Aber das fiele bei euch ja weg. Gottseidank.

Ich kann und will dir zu nichts raten, sondern dir mit diesem Post einfach nur sagen, wie es bei uns ist. Und dir sagen, dass ich deine Gedanken sehr sehr gut nachvollziehen kann.

Liebe Grüße
Lady_Like
Lady_Like
Atlas81
02.03.2018 17:10:59
Hallo Lady_Like,

danke für Deine aufmunternden Worte! Erstmal 1000 Dank dafür. Ich bin vielleicht nicht so stabil, wie das im ersten Posting klingt. Leider hatte ich durch die Depression eine Art Burnout und bin seitdem nicht mehr so stressresistent. Außerdem schadet der Stress und evtl. mangelnder Schlaf der fokalen Epilepsie, bzw. setzt die Wirkung meiner Medikamente außer Gefecht. Das sind Bedenken, die ich meiner Neurologin noch schildern muss. Ich wollte das auch nur erwähnen.
Im Moment bin ich ein wandelndes Grübelmonster :-P.

Liebe Grüße und alles Liebe für Deine Familie!

Atlas81
Atlas81
Lady_Like
02.03.2018 17:18:29
Hallo Atlas81,

okay, verstehe. Ich habe auch Depression mittelschwer und Epilepsie (Grand Mal). Und als die Ärzte nach der OP zu mir sagten, das wichtigste sei, dass ich viel schlafe...ja, da hab ich erstmal herzhaft lachen müssen. Wie soll das mit einem Baby möglich sein?

Zugegeben: Die ersten Wochen nach so einer Geburt kosten - ob krank oder nicht - immer viel Energie. Aber ES IST ALLES MACHBAR! Selbst wir in unserer Situation (krasse Geburt, lebensbedrohliche Situation durch Ödem anschließend, Diagnose Hirntumor und OP und KEINE Reha) haben es überstanden. Auch mit Epilepsie. Auch mit Depression.

Für uns ist die Kleine das beste Antidepressivum ever. Kann ich nur so sagen. Denn wenn man so einen kleinen Wurm hat, kommt man gar nicht mehr zum Grübeln. Zugegeben: Unsere Kleine ist echt ein absolutes Sonnenschein-Kind. Ich weiß nicht, wie es mit einem Schreikind wäre. Aber meine Erfahrung hat mir gezeigt: Es ist alles machbar. Kinder kriegen sehr viel mit in meinen Augen. Auch schon so jung. Und sie passen sich den Umständen an. Und unsere Kleine ist ein sehr glückliches, zufriedenes Kind.

Ich hätte mir vorher nie träumen lassen, was so ein Kind positives alles mit einem macht. Und da war ich ja noch nicht einmal krank. Man liest immer so viel momentan, dass Kinder so anstrengend, teuer und weiß nicht was alles sind. Und sich das Leben komplett ändert. Ich finde so etwas furchtbar. Natürlich ändert sich die Alltagsroutine, aber die Welt geht weder unter noch wird sie zur Scheibe. Stattdessen wird das Leben einfach reicher, bunter, verrückter. Ich finde, in einer Situation wie unserer kann sowas so verkehrt nicht sein. Nur man muss halt eben dann doch auch an die Zukunft von Partner und Kind denken. Das bleibt leider nicht aus.

LG
Lady_Like
Lady_Like
KaSy
02.03.2018 21:43:28
Lieber Atlas81,
bei mir war es mit den Kindern umgekehrt.

Als unsere drei Wunschkinder 8, 10 und 12 Jahre jung waren, erfuhr ich, dass mein Mann seit 1,5 Jahren fremd gegangen war und er verließ uns.

Als allein erziehende Mutter erhielt ich zwei Jahre später die erste Hirntumordiagnose.
Die Kinder waren entscheidend dafür, dass ich nicht aufgab.

Inzwischen sind 23 Jahre und weitere vier Hirntumorbehandlungen (viele OP, drei Bestrahlungsserien) vergangen.

Aus den Kindern wurden tolle Familien mit fünf Kindern.

Ich bin stolz auf meine Kinder.
Ich bin stolz, dass ich nach der ersten Hirntumortherapie noch 15 Jahre gearbeitet habe.
Die Enkel sind ein Wunder.
Die wachsende Familie ist ein großes Glück.
Ich bekomme oft Fotos, kleine Videos von den Enkelkindern und zu Weihnachten drei Enkelfotokalender.
Die Enkel freuen sich auf mich und ihre Eltern auch.

Meine Kinder, die mit meinen immer wiederkehtenden Krankheiten aufgewachsen sind, haben es gelernt, mit Problemen klarzukommen.
Ich weiß nicht, wo ich heute ohne sie wäre.


Für Dich gibt es DAS entscheidende Argument: Deine Frau möchte ein gemeinsames Kind mit Dir.
Es ist ihr Wunsch und es ist für Dich nicht nur Wunsch, sondern auch eine enorme Motivation, mit der Krankheit umzugehen. Kinder verzaubern ihre Eltern.
Freue Dich mit Deiner Frau auf das Wunder des neuen Lebens!
KaSy
KaSy
styrianpanther
03.03.2018 00:10:40
Hi,
Ich hatte bereits eine Sohn der bei der ED 4 Jahre war.
Beide Entscheidungen, für und Wider haben Recht.
Ich habe abgewogen und + Punkte gegen - Punkte gelistet, mein Frau tat das auch, ihr Wunsch war von vornhinein offensichtlich stark.
Es war nicht leicht, Ich habe mich auch DANN auch für ein 2. Kind entschieden UND mit meiner Frau etwaige EVENTUALITÄTEN UND VERANTWORTLICHKEITEN OFFEN UND EHRLICH BESPROCHEN, GEKLÄRT UND VEREINBART
Bei all dem Risiko, zB alleine zurücklassen, überwiegt nun die Freude und unser Glück für diese gute Entscheidung.

Mfg Styrianpanther
styrianpanther
Atlas81
03.03.2018 12:18:55
Hallo KaSy und Styrianpanther,

ich danke Euch für Euer Feedback. Es gibt mir sehr viel Kraft von Menschen zu hören, die ebenfalls mit der Diagnose leben und eine ähnliche Lebensgeschichte haben.

Ich habe bisher nur Hilfe von Therapeuten angenommen. Das hat auch schon viel zu lange gedauert, bis ich mich dazu aufgerafft habe. Nun bin ich umso glücklicher mich auch endlich im Forum angemeldet zu haben.

Danke für Eure Offenheit und die ehrlichen, emotionalen Worte. Ich wünsch Euch und Euren Lieben alles nur erdenklich Gute!

LG
Atlas
Atlas81
Diff
04.03.2018 17:52:57
Hallo Atlas 81
freut mich zu lesen, dass Dein Astro ll schon 10 Jahre ruhig ist. Da kommen noch viele Jahre, vertraue darauf.
Unsere Schwiegertochter hat auch ein Astro ll (Diff.). Am Tag der Geburt ihres Sohnes bekam sie aus heiterem Himmel die Diagnose. Für Sie wie für unseren Sohn ist das Kind das grösste Geschenk. Es gibt so viel Kraft und Freude und auch Zuversicht.

Vielleicht habt ihr auch ein intaktes Umfeld, dass Euch gerne unterstützen würde.

Im übrigen ist es heute leider fast schon normal, dass viele Eltern sich nach wenigen Jahren trennen. Niemand weiss wirklich wie es kommt.

Es würde mich freuen, wenn Ihr Euch gemeinsam für ein Baby entscheiden könnt und auch ein kleiner Erdenbürger zu Euch will ;-)
Diff
Keule
12.03.2018 22:08:10
Hallo Atlas81,

als ich meine DG Hirntumor bekam (Okt.13) war meine Frau mit unserem 2. Sohn im 9.Monat und erstmal ist für uns eine Welt zusammen gebrochen,
der errechnete Entbindungstermin fiel auf den Tag des MRT`s, glücklicher Weise hat sich unser neuer Erdenbürger dann noch 7 Tage zeit gelassen,
ich hatte keine Ahnung wie das jetzt alles werden sollte.Ich wurde von meinem Krankenhaus abgeholt und ins zu meiner Frau gefahren und als ich meinen Sohn das erstmal in meinen Armen hielt wusste
ich: ICH SCHAFFE DAS! Der kleine ,obwohl er so klein war, hat mir so viel Kraft und Ruhe gegeben das war unglaublich.
Das ist jetzt nicht ganz 5 Jahre her ,mittlerweile haben wir einen 3. Sohn
und mir geht es super damit.
Natürlich gibt es auch immer wieder diese dunklen/zweifelnden miesen Tage das möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.

Aber auf Schatten folgt ja bekanntlich auch wieder Licht!

Gruß Keule

Wer spricht von Siegen? Überstehen ist alles!
(Rainer Maria Rilke)

Status
Oligoastrozytom WHO III°,Bestrahlt
nä.MRT April 18
Keule
Feenmarie
13.03.2018 23:07:20
Hallo Atlas ...
Ich würde dir gerne etwas aus der Sicht der Frau schreiben. Mein Mann hat vor 4 Jahren die ED bekommen. Wir kannten uns vorher. Waren aber kein Paar. Erst nach der Diagnose wurden wir eins und haben die Chemo zusammen gemeistert. Das Thema Kinder war bei uns ganz schnell besprochen. Beide wollen. Aber das es klappt , haben wir beide eigentlich nie für mögliche gehalten. 10 Monate Themodal und ich wurde knappe 3 Monate Nacht dem letzten Zyklus schwanger. Nun ist unsere wunderbare kleine Tochter 1,5 Jahre und DAS allerbeste was uns passieren konnte. Wir sind beide so unfassbar glücklich und dankbar diesen kleinen Menschen zu haben. Ich kenne aber auch die Sorgen die man sich macht ... aber immer wenn ich darüber nachdenke, komme ich am Ende zu dem Entschluss, dass es die beste Entscheidung unseres Lebens war. Viele Grüße
Feenmarie
Mimi-
13.04.2018 11:31:15
Guten morgen,
Ich erzähle erstmal etwas zu mir. Ich habe 11/2017 erfahren das ich ein Astrozytom (ponsgliom) ohne Kontrastmittelaufnahme und bisher unverändert habe.
Leider ist der Tumor inoperabel und zurzeit wird mir die „wait and see“ Methode geraten.
Allerdings bin ich erst 25 und der Kinderwunsch ist da.
Es gehen mir ganz viele Fragen durch den Kopf.
Gibt es jemanden der trotz eines gliom schwanger geworden ist?
Ist es in der Schwangerschaft gewachsen ?
Wielange lebt ihr schon mit der Diagnose?
Vielen Dank im Voraus
Lg
Mimi-
Atlas81
14.04.2018 11:35:58
Hallo Mimi-,

also ich kann Dir nur sagen, dass ich seitdem ich meinen Tumor (ebenfalls ein Astrozytom) kenne, mit der "wait and see"-Methode gut gefahren bin. "Gut" ist etwas übertrieben. Es ist psychisch schon eine Belastung zu wissen, dass da etwas schlummert, aber immerhin schlummert es - und das seit 10 Jahren. Keine KM-Aufnahme.
Sei froh, dass der Status so ist, wie er ist und sei froh über Deinen Kinderwunsch! Ich habe lange mit mir gerungen (als Mann), ob ein Kind für mich in dieser Situation überhaupt in Frage kommt.

Aber ich muss auch allen hier im Forum sagen, die bisher geantwortet haben, dass Ihr mir ganz viel Kraft gebt und mich ermutigt den Kinderwunsch zu verfolgen.

Nun Mimi, ich denke, Du solltest Dir von allen Ärzten die Du brauchst Meinungen und Zweitmeinungen einholen, was das Thema Schwangerschaft und Gehirntumor betrifft. Ich würde mit Neurochirurgen, Endokrinologen und Frauenärzten sprechen.

Außerdem rate ich Dir sehr zu psychologischer Hilfe, da die Diagnose einen erstmal umhaut. Auch da habe ich lange gebraucht, bis ich in Reha und bei meinem Psychologen gelandet bin. Es hilft wirklich mit unabhängigen Menschen über Deine Gefühle zu sprechen. Das Forum hier reicht da alleine nicht aus.

Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute!

Gruß
Atlas
Atlas81
Mimi-
14.04.2018 13:08:24
Danke Atlas für deine schnelle Antwort.
Hast du denn Kinder ?
Also ich muss sagen ich komme damit eigentlich sehr gut klar.
Natürlich ist es keine leichte Situation und man macht sich viele Gedanken aber ich werde von meiner Familie dabei super unterstützt.
Wo liegt dein Tumor?
Weiß man ca. Welches grad er hat?
Vielen Dank liebe Grüße
Mimi-
Atlas81
16.04.2018 14:09:27
Der Tumor ist ein Astrozytom Grad II und liegt im Thalamusbereich links. Er stört bisher nicht den Liquorfluss und seitdem ich ihn kenne (10 Jahre) hat er sich nicht vergrößert.

Ich habe keine Kinder, aber meine Frau und ich haben den Wunsch. Bei mir wird der Wunsch oft von Angst erstickt. Daher habe ich mich an Euch gewandt.

VG
Atlas
Atlas81
Georg87
18.04.2018 15:37:49
Hallo Atlas81 Kinderwünsch und Kunder sind immer sehr gut und Positiv und man hat dann auch kein "Zeit" mehr auf Depressionen :).

Ich selber hab einen Zufallsfund durch MRT am 8.2016 eine Läsion in Inselregion linke Seite es wird vermutet eine DNET oder Gangliogliom grad 1 wegen Zystische Charakter des Tumors und keine KM Aufnahme. Operabel wäre es (Teilenfernung) aber mein NC und auch 2 Meinung NC alle sagen Wait and See.

Hatte und habe bezüglich Tumor keine Symptome und bis jetzt ist er auch unverändert. Lt. mein NC ist Biopsie nicht dringend notwendig, da vermutet das er schon länger da ist oder angeboren ist...
Hab manchmal nur Angst/ Depri trotz guter Prognose um die Zukunft, kann aber gut damit leben und den Angst auch gut selber bekämpfen. Nur vor MRTs wird schwirig :).
Als es von dem Viech erfuhr war meine Frau hochschwanger und gerade Baufinanzierung abgeschlossen, aber seit dem der Baby ( der jetzt 15 Monate alt ist) da ist geht es mir viel viel besser und es gibt Tage/Wochen wo ich überhaupt über den Tumor nicht denke.

Würde bei dir Biopsie gemacht? Oder wie kommen Ätzte aus Atro 2?
Weil mir hat mal ein NC erzählt das Astro 2 ohne vorherige Behandlung wächst immer innerhalb ein Jahr mehr oder weniger.

Ich dir aber sagen das 10 Jahre ohne veränderung ist schon sehr sehr Positive und Stabile Ausgangspunkt für Kinderwünsch !
Georg87
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