Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

EstelleMadlene

neu

Hey,

ich bin 24 Jahre alt und hatte 2006 ein Astrozytom Grad 2 auf der linken Seite. Der Tumor wurde entdeckt, weil ich humpelte, gegen Dinge lief und starke Kopfschmerzen hatte. Nach der Diagnose wurde ich direkt in der Charité operiert. Fast alles konnte entfernt werden, nur ein kleiner Rest blieb, der über die Jahre kleiner wurde.

Nach der OP habe ich eine leichte rechtsseitige Halbseitenlähmung, eine Fußheberschwäche, eine leichte Spastik in der Wade und eine homonyme Hemianopsie auf der rechten Seite zurückbehalten. Ich war ursprünglich Rechtshänderin, musste aber auf links umlernen. Die Halbseitenlähmung begleitet mich bis heute im Alltag und macht vieles herausfordernder.

Ich habe tolle Freunde und sehr unterstützende Eltern, aber es war und ist ein langer Prozess. Erst letztes Jahr konnte ich mir und meinen Eltern eingestehen, wie groß mein Gesichtsfeldausfall tatsächlich ist. Ich habe Schwierigkeiten beim Lesen, sehe zum Beispiel Kommas nicht richtig.

Mein Abitur war von vielen Selbstzweifeln geprägt – trotzdem habe ich es geschafft. Im Studium bekomme ich zwar mehr Zeit für Prüfungen, aber es bleibt trotzdem oft schwer, mich nicht von meinen Selbstzweifeln einholen zu lassen. Ich war auch schon in Verhaltenstherapie und gehe jetzt wieder, um besser damit umzugehen.

Deshalb meine Frage: Wer von euch hat ähnliche Beeinträchtigungen wie eine Halbseitenlähmung oder Gesichtsfeldausfall? Wie geht ihr mit Alltag, Uni und Sport um?

Ich freue mich auf den Austausch!

Herzliche Grüße
Estelle

Toffifee

neu

Hallo Estelle,

Selbstzweifel und dann Abi schaffen und studieren. Das passt gar nicht. Also erstmal Glückwünsche und ein ganz dickes Lob.
Öfter oder seltener hat jeder Selbstzweifel. Da muss man durch.
Bei Bedenken erinnere ich mich an frühere (teils herausfordernde) Gelegenheiten, die auch gut endeten. Das hilft enorm. Wenn es denn nicht klappen sollte, weiß man: Ich habe es versucht, mich richtig darauf vorbereitet.

Bei Sehproblemen gibt es wohl Sehschulen, Sehschulungen. Würde sowas helfen?
Was machst Du für Sport?

Wenn ich an mir zweifelte suchte / dachte ich an Vorbilder ("Leuchttürme"). Also Personen die ich bewunderte, denen ich es mehr oder minder gleich tun wollte. Falls die Möglichkeit bestand sich mit denen zu unterhalten sie ausfragen zu können.

(Ich war am schlechtesten Gymnasium der Stadt und wollte dennoch studieren. Irgendwas um die Militärzeit zu verkürzen. Erst dachte ich: absolut egal, was auch immer: Hauptsache kurzes Militär. Wehrdienst verweigern gab es nicht, wäre nicht gegangen.
Drei Söhne einer Fachlehrerin (inklusive Malzirkel und Skiausfahrten) waren in einer tollen Stadt (alle konnten super Skifahren und klettern). Sie meinte der Jüngste geht auch dahin.
"Schafft er denn die Aufnahmeprüfung da?" fragte ich recht ungläubig. "Aber sicher doch!" ihre Antwort.
Danach lernte ich zwei Jahre fast nur Mathe und Physik und versuchte auch mein Glück. Es klappte recht gut. (Ansonsten hätte ich im Herbst eine weniger interessante Uni, Stadt gefunden). Im Studium hatte ich dann einige Probleme mit dem Vorwissen und Fleiß, aber man weiß wofür man sich anstrengt.)

Alles Gute Dir
Willi

Mirlie

neu

Hallo EstelleMadlene,
anscheinend gibt es hier nur wenige Fälle wie deinen. Deswegen möchte ich ein paar Worte schreiben, da ich auch unter körperlichen Einschränkungen nach Tumor-OP zu leiden habe. Altersmäßig könnte ich allerdings deine Mutter sein. Mir fiel aufgrund meines Alters beim Namen 'Estelle'... gleich 'Estelle Getty' alias Sophia Petrillo ein. Mit diesem Namen wirst du nichts anfangen können, dafür bist zu zu jung ᵔᴥᵔ (das aber nur am Rande).

Schon in jungen Jahren, mit einer so blöden Erkrankung und deren lebensverändernden Folgen zu tun zu haben, ist sehr belastend. Umso großartiger ist deine Leistung, mit solchem Handicap sogar das Abitur geschafft zu haben - ich gratuliere und ziehe meinen Hut äh Sun Cap - Chapeau!

Was du zukünftig erreichen kannst, wird dir die Zeit, deine Kraft und dein Lebensmut zeigen. Dass der Tumor operiert werden konnte und der Rest sich verkleinerte, ist die beste Voraussetzung. Bloß nicht aufgeben. Vielleicht wäre es gut, dich in Behinderten-Gruppen Gleich(gesinnter)betroffener einzubringen. Dort verlierst du Selbstzweifel und findest Verständnis und Beachtung, mitunter eine spannende Aufgabe, sogar Dankbarkeit. Schön, dass du auf Freunde und deine Eltern zählen kannst. Nimm alle Therapien die du ergreifen und bewältigen kannst wahr, mit der Zeit bessert sich so manches, auch nach Jahren noch, wie bei mir. Allerdings glaube ich nicht, dass das Gesichtsfeld in einer Sehschule positiv beeinflusst werden kann.

Ich selbst (Rechtshänderin) leide unter linksseitigen Behinderungen, wie Fazialisparese mit starken Augen-Folgebeschwerden, Tremor, Gang-Ataxie uvm. Fußheberparese habe ich zum Glück nicht, es reicht auch so. Autonomes Fortbewegen ist allerdings unmöglich.

Alles Gute!

Gruß Mirlie

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.