
Jürgen[a]
Kombinierte Radiochemotherapie verdreifacht Zweijahresüberlebensrate / Studie mit mehr als 570 Patienten / Heilung noch nicht möglich
Erstmals belegt eine Studie, daß Patienten mit einem Glioblastoma multiforme länger gelebt haben, wenn sie zusätzlich zur Operation und Bestrahlung eine Chemotherapie erhielten.
Bislang war die Operation mit anschließender Bestrahlung Standard der Behandlung. Die fraktionierte Bestrahlung plus simultaner Chemotherapie mit Temozolomid - gefolgt von sechs Zyklen des Zytostatikums - gilt seit der diesjährigen 40. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in New Orleans als neue Behandlungsoption bei Patienten mit Glioblastoma multiforme.
Professor Roger Stupp von der Universitätsklinik in Lausanne hat die Daten der Multicenter-Phase-III-Studie vorgestellt. Sie ist von der Europäischen Organisation für die Erforschung und Therapie von Krebserkrankungen (EORTC) initiiert worden.
Die Zentren haben 573 Patienten nach der Operation oder nach einer Biopsie in zwei Studienarme randomisiert: Die Kontrollgruppe wurde bestrahlt (60 Gray (Gy) in 30 täglichen Fraktionen à 2 Gy). Die Behandlungsgruppe erhielt zusätzlich zur Bestrahlung Temozolomid (75 mg/m2 Körperoberfläche täglich für 42 Tage) gefolgt von sechs Chemotherapiezyklen mit derselben Substanz (150 bis 200 mg/m2 Körperoberfläche täglich fünf Tage lang alle 28 Tage).
Nach zwei Jahren lebten noch zehn Prozent der Patienten im Kontrollarm, aber 27 Prozent in der Behandlungsgruppe. Patienten, die zusätzlich zur Bestrahlung die Chemotherapie erhalten hatten, lebten im Durchschnitt 15 Monate, Probanden, die nur bestrahlt worden waren, 12 Monate. Das progressionsfreie Überleben betrug 7,2 Monate in der Behandlungsgruppe und fünf Monate im Kontrollarm. Die Behandlung wurde nach Angaben von Stupp gut vertragen.
"Das Ergebnis ist ein großer Fortschritt für unsere Patienten", sagte der Onkologe. "Die Studie belegt, daß wir den Patienten mit einer Chemotherapie besser helfen können als mit der bisherigen Behandlung, heilen können wir sie allerdings bisher nicht."
Quelle: Ärztezeitung, Artikel vom 9. Juni 2004