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Thema: Kombinierte Radiochemotherapie bei GBM-Patienten

Kombinierte Radiochemotherapie bei GBM-Patienten
Jürgen[a]
16.06.2004 18:53:57
Kombinierte Radiochemotherapie verdreifacht Zweijahresüberlebensrate / Studie mit mehr als 570 Patienten / Heilung noch nicht möglich

Erstmals belegt eine Studie, daß Patienten mit einem Glioblastoma multiforme länger gelebt haben, wenn sie zusätzlich zur Operation und Bestrahlung eine Chemotherapie erhielten.

Bislang war die Operation mit anschließender Bestrahlung Standard der Behandlung. Die fraktionierte Bestrahlung plus simultaner Chemotherapie mit Temozolomid - gefolgt von sechs Zyklen des Zytostatikums - gilt seit der diesjährigen 40. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in New Orleans als neue Behandlungsoption bei Patienten mit Glioblastoma multiforme.
Professor Roger Stupp von der Universitätsklinik in Lausanne hat die Daten der Multicenter-Phase-III-Studie vorgestellt. Sie ist von der Europäischen Organisation für die Erforschung und Therapie von Krebserkrankungen (EORTC) initiiert worden.
Die Zentren haben 573 Patienten nach der Operation oder nach einer Biopsie in zwei Studienarme randomisiert: Die Kontrollgruppe wurde bestrahlt (60 Gray (Gy) in 30 täglichen Fraktionen à 2 Gy). Die Behandlungsgruppe erhielt zusätzlich zur Bestrahlung Temozolomid (75 mg/m2 Körperoberfläche täglich für 42 Tage) gefolgt von sechs Chemotherapiezyklen mit derselben Substanz (150 bis 200 mg/m2 Körperoberfläche täglich fünf Tage lang alle 28 Tage).
Nach zwei Jahren lebten noch zehn Prozent der Patienten im Kontrollarm, aber 27 Prozent in der Behandlungsgruppe. Patienten, die zusätzlich zur Bestrahlung die Chemotherapie erhalten hatten, lebten im Durchschnitt 15 Monate, Probanden, die nur bestrahlt worden waren, 12 Monate. Das progressionsfreie Überleben betrug 7,2 Monate in der Behandlungsgruppe und fünf Monate im Kontrollarm. Die Behandlung wurde nach Angaben von Stupp gut vertragen.
"Das Ergebnis ist ein großer Fortschritt für unsere Patienten", sagte der Onkologe. "Die Studie belegt, daß wir den Patienten mit einer Chemotherapie besser helfen können als mit der bisherigen Behandlung, heilen können wir sie allerdings bisher nicht."

Quelle: Ärztezeitung, Artikel vom 9. Juni 2004
Jürgen[a]
Hans[a]
16.06.2004 21:13:13
Vorsicht, der Artikel suggeriert eine neue Standardtherapie, die keine ist. Übrigens ein gutes Negativbeispiel und ein Paradebeispiel für die Irreführung der Verbraucher mittels Presse. Die Redaktion sollte prüfen, ob es im Sinn der Patienten ist, wenn sie Beiträge dieser Art erlaubt.

1. ".... erstmals belegt..."
>>>> richtig, nicht mehr und nicht weniger.
2. ".... bislang war Operation und Strahlentherapie Standard...."
>>>> falsch, richtig für die Patienten im Kontrollarm? Arme Patienten ...
3. ".... gilt als neuer Standard ..."
>>> falsch, war hier der Wunsch Vater des Gedanken?
4. ".... von der EORTC initiiert..."
>>> richtig, aber nur im weiteren Sinn
5. ".... Behandlung ... gut vertragen "
>>> Welch Zauber, keine Nebenwirkungen durch die Chemotherapie? Toll!
6. ".... Das Ergebnis ist ein großer Fortschritt für unsere Patienten ..."
>>> ??? *freu, freu* Liegt die Betonung auf "das", "großer" oder "unsere"?

>>> Wo bleibt der Vergleich mit einer anderen kombinierten Radiochemotherapien? Ich vergaß, na klaro, irgendwo muss man ja beginnen.
Hans[a]
Wolfgang[a]
17.06.2004 12:30:09
Hallo Hans,

ich kann die Kritik nicht nachvollziehen.

zu 2. OP, Strahlentherapie gehören zu den Standards. Richtig ist auch, dass es mehr gibt, siehe auch diverse Leitfäden zur Behandlung von Hirntumoren.
Arme Patienten im Kontrollarm? Wieso? Die Patienten werden in einem Aufnahmegespräch darüber informiert, dass sie nach dem Zufallsprinzip im Kontrollarm landen. Wer dies nicht möchte, muss sich nicht um die Aufnahme in die Studie bewerben.
zu 5. Es gibt Patienten, die kaum oder keine Nebenwirkungen durch Chemotherapie haben. In einem ausführlichen Gespräch über die Behandlung von Gehirntumoren sollte auch die Frage Vorteil/Nachteil von Chemo diskutiert werden. Die Entschiedung für eine Chemo, unter Inkaufnahme der Nebenwirkungen, trifft letztendlich der Patient.
zu 6. Patienten können von einer kombinierten Therapie profitieren. Ist das nicht gut?

Gruß

Wolfgang
Wolfgang[a]
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