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Thema: Komplementär-Medizin bei Meningeomen

Komplementär-Medizin bei Meningeomen
Murmel_1
12.11.2017 16:46:59
Ich bin durch das Mitlesen in anderen Rubriken des Forums auf die vielfältigen komplementär-medizinischen Möglichkeiten bei bösartigen Hirntumoren aufmerksam geworden. Da ich im Bereich Meningeome so gut wie nichts dazu gefunden habe, interessieren mich Antworten auf folgende zwei Fragen:

Gibt es ganz allgemein Erfahrungswerte mit komplementär-medizinischen Maßnahmen bei Meningeomen?

Kann jemand, der „wait and see“ praktiziert/praktiziert hat, über persönliche Erfahrungswerte in der Hinsicht berichten? (Was wird/wurde in welcher Dosierung/Kombination wie lange mit welchem Ergebnis angewendet?)

Meiner Meinung nach müsste doch das ein oder andere Mittel, welches das Wachstum bösartiger Tumore hemmt, auch bei „gutartigen“ Wirkung zeigen.

Für eine Stärkung des Immunsystems sind die meisten Maßnahmen ja allemal gut…(Wenn dann doch eine OP erforderlich ist, hat man sich zumindest schon mal in der Hinsicht etwas Gutes getan.)

Außerdem bringt es mich als Betroffene aus der passiv-abwartenden (und mal mehr mal weniger ängstlichen) Haltung in eine aktiv-zuversichtliche Position.
Was für sich genommen dem Immunsystem ja zusätzlich gut tut.
Murmel_1
Zeitblume
13.11.2017 08:26:29
Hallo Murmel_1,

finde ich eine interessante Frage und stelle sie mir auch schon länger.
Ich glaube ja eher, dass wir wissen müssten aus welchem Grund es zu einem Meningeom gekommen ist? Dazu gibt es aus meiner Sicht Ansätze, aber nicht`s wirklich handfestes.
Hormone, Strahlen, ect.pp die letztendlich bei den Fachärzten niedergeschmettert werden, irritieren mich und machen die Hoffnung nieder tatsächlich "aktiv" etwas beitragen zu können, nie wieder damit konfrontiert zu werden.
Bin gespannt auf weitere Antworten.

LG Zeitblume
Zeitblume
2more
13.11.2017 12:26:39
Hallo,

man muss hier zwei Begriffe unterscheiden: 1. die Alternativmedizin ist, wie der Name bereits sagt, eine Option gegenüber der Schulmedizin.
2. die Komplementärmedizin hingegen will ergänzend zur Schulmedizin wirken.
Mir ist weder im alternativen noch im komplementären Bereich bekannt, wie das Wachstum gutartiger Meningeome gestoppt werden könnte. Eine ergänzende Therapie oder Medikation setzt ja voraus, dass bereits schulmedizinische Maßnahmen ergriffen wurden. Ich kenne aber zwei Fälle, bei denen Meningeome lange beobachtet werden. Beide Frauen sind Nichtraucher, trinken nur selten geringe Mengen Alkohol (Wein), ernähren sich vegetarisch. Bewiesen ist, dass Vegetarier ein geringeres Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Ob ein Verzicht auf tierische Produkte sich auch positiv auf gutartige Tumore auswirkt, ist wohl nicht belegt.

Gruß
2more
2more
Zeitblume
13.11.2017 17:02:03
Wann wurden die Meningeome bei den Frauen denn festgestellt? Waren sie mit der Diagnosestellung schon Vegetarier?
Ich lebe insgesamt auch eher gesund. Einzig das Fleisch wäre wohl ein Thema. Esse aber sehr, sehr wenig Schwein und nutze generell gute Öle. Und das schon sehr lange.

LG Zeitblume
Zeitblume
KaSy
13.11.2017 20:44:00
Zu den Ursachen, warum Meningeome entstehen, gab es auf dem letzten Hirntumorinformationstag drei Aussagen:

- Generell sind keine Ursachen bekannt.

- Nach sehr hohen Strahlendosen (Japan, 1945, Atombombenabwürfe) wurden 10-20 Jahre später etwas vermehrt multiple Meningeome festgestellt. (Das heißt nicht, dass jeder, der geröntgt oder bestrahlt wurde, Meningeome bekommt, das sind in Zahlen sehr wenige.)

- Der höhere Anteil von Frauen ab ca. 45 Jahre deutete auf eine hormonelle Beteiligung hin, die in Studien in verschiedenen Ländern untersucht wurden. Eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit trat auf. Wenn möglich, sollten Frauen auf Hormonersatztherapien verzichten. Ist ein Meningeom operiert worden, sollte es auch auf Hormonrezeptoren untersucht werden. Eine Möglichkeit, mit "Antihormonen" Meningeome zu behandeln, war nicht erfolgreich. (Hormone führen nicht generell zu Meningeomen, sondern nur auch nur bei wenigen Frauen.)

Leider werden viele Menschen, die völlig gesund leben, nicht rauchen, keinen Alkohol trinken, sich vegetarisch ernähren, sportlich aktiv und fit sind, völlig unverhofft von Meningeomen überrascht.

Das ist eine furchtbare Diagnose und ich weiß seit mehr als 20 Jahren verdammt gut, wovon ich rede.

Aber ich habe eine Entwicklung der medizinischen Möglichkeiten miterleben dürfen.

Und leider gibt es keine Antwort auf die Fragen WARUM ? und HÄTTE ICH ES VERHINDERN KÖNNEN ?

Während der Therapien habe ich den Ärzten voll vertraut.
Ansonsten habe ich in der Familie darüber geredet, lockerer mit Psychotherapeuten, am meisten Verständnis gibt es bei anderen Betroffenen.

Ich glaube selbst nicht, dass man sich schöne Dinge versagen sollte in der Hoffnung, den Tumor zu "bekämpfen".

(Eine gesunde Ernährung ist gut, aber organisch wirkt sie nicht gegen neue oder bekannte Meningeome, vielleicht auf psychischem Wege so wie ein Placebo.)

Ergänzend bzw. umgekehrt sollte man Gutes für sich tun, das kann bei jedem etwas anderes sein. Das herauszufinden, dafür sollte man sich immer mal wieder Zeit nehmen.
KaSy
KaSy
2more
13.11.2017 21:22:39
@ Zeitblume: Von einer Frau weiß ich nicht, ob sie bereits Vegetarierin war, als ihr Meningeom entdeckt wurde. Die andere Betroffene bin ich. Ich ernährte mich auf jeden Fall zu dem Zeitpunkt schon längere Zeit vegetarisch. Menschen, die teilweise oder ganz auf tierische Lebensmittel verzichten, bleiben nicht grundsätzlich ihr Leben lang vollständig gesund. Ihr Risiko, an bösartigen Tumoren zu erkranken, ist aber niedriger.

Für mich stellt die vegetarische Lebensweise kein Verzicht dar. Sie entspricht meiner persönlichen Einstellung zu Tieren als fühlende und intelligente Individuen und meiner Überzeugung.

2more
2more
KaSy
13.11.2017 23:44:27
Sorry, ist nicht böse gemeint, aber leider hast Du erfahren müssen, dass vegetarische Ernährung die Entstehung eines Meningeom nicht verhindert.
KaSy
KaSy
Zeitblume
14.11.2017 08:20:15
Hallo,

@KaSy, die Info ist schon einmal sehr hilfreich und bestätigt aber leider auch das, was ich schon vermutet habe. Ich hoffe deswegen in Zukunft rezidivfrei zu bleiben. Mehr als jetzt kann ich definitiv nicht machen. Und wenn man sich allem entzieht was ein Freude macht, leidet die Psyche immer mehr und das ist auch nicht gut.

@2more, Deine Entscheidung kein Fleisch zu essen finde ich generell nicht schlecht. Das hat aber auch eher damit zu tun, wie wir Menschen mit Tieren umgehen. Generell mit unserem Planeten. Aber das ist ein anderes Kapitel.

LG Zeitblume
Zeitblume
2more
14.11.2017 12:16:12
@KaSy: als ich 1994 begann, mich vegetarisch zu ernähren, wusste ich nicht mal, was ein Meningeom ist. Ich lebte und lebe vegetarisch, weil ich es richtig finde. Sollte es -was nicht erwiesen ist -dazu beitragen, dass gutartige Tumore noch langsamer wachsen als sie es eh schon tun, dann wäre das ein positiver Nebeneffekt.
Die vegetarische oder vegane Ernährung zu verfluchen, weil sie keine Garantie auf ein langes, nur gesundes Leben geben, wäre ein falsches Signal. Wer auf tierische Produkte größtenteils oder ganz verzichtet, tut es aus Überzeugung und weniger aus egoistischen Gründen.
Meiner Meinung nach bin ich an einem Meningeom erkrankt durch physischen und psychischen Stress über einen längeren Zeitraum, der mein Immunsystem angegriffen hat. Auch dafür gibt es keine Beweise.

2more
2more
KaSy
14.11.2017 12:29:50
An 2more:
Dieses Statement hat nichts mit der Frage zu tun und könnte Meningeombetroffene zu falschen Entscheidungen bringen.

An alle:
Was auch immer ich dem Hirntumor an Nährstoffen entziehe, das stellt er sich selber her, weil es in seiner Umgebung genug chemische Elemente gibt, aus denen er sich das zusammenbauen wird, was er braucht, um durch die Teilung seiner Zellen zu wachsen. Das ist sein Ziel.

KaSy
KaSy
2more
14.11.2017 12:46:19
@KaSy: es war eine Antwort auf Deine Frage.
Zudem glaube ich, dass der Verzicht auf zusätzliche Hormone, die im Fleisch, in der Milch oder in Eiern natürlich oder aufgrund von Hormongaben an die Tiere enthalten sind, nicht falsch sein kann, wenn Meningeome Hormonrezeptoren aufweisen.

Einigen wir uns darauf, dass kein schulmedizinischer, alternativer oder komplementärer Wirkstoff auf dem Markt ist, der Meningeome stoppen bzw. heilen kann.

2more
2more
Murmel_1
16.11.2017 13:25:15
Hallo zusammen,

ein wesentlicher Unterschied zwischen Alternativmedizin und Komplementärmedizin ist auch, dass Letztere Mittel und Maßnahmen beinhaltet, für deren Wirksamkeit es Nachweise gibt, (auf Zellebene und/oder im Tierversuch, oft auch - zumindest ansatzweise - beim Menschen).

Meine Überlegung ist, dass diese Mittel und Maßnahmen, die das Immunsystem stärken und eine Proliferation des Tumors hemmen und/oder die Apoptose induzieren können, bei allen Tumoren wirken müssten, unabhängig davon, ob sie gut- oder bösartig sind.
Genau genommen bei gutartigen noch eher, weil diese weniger Taktiken entwickelt haben, das Immunsystem zu täuschen und nicht so aggressiv wachsen, so dass das Immunsystem überhaupt nachkommen kann. (Zu diesen Überlegungen würde mich eine wissenschaftliche Meinung sehr interessierten.)

Eine statistisch belegte Wirksamkeit ist leider nie eine Garantie für das Einzelschicksal, egal wie hoch die theoretische Wahrscheinlichkeit ist. (Weder für eine OP, eine Chemo, noch für eine vegetarische Ernährung oder sonst eine Maßnahme.)
Aber wenn mir positive Einflussmöglichkeiten geboten werden, habe ich die Chance, das ein oder andere davon zu nutzen. (Und wie immer, liegt die Entscheidung beim Einzelnen…)

Ich glaube auch nicht, dass allein eine vegetarische Ernährung das Wachstum eines Meningeoms stoppt. Aber ich bin überzeugt, dass sie einen wesentlichen Beitrag leistet (sofern sie sich nicht auf den Verzicht von Fleisch beschränkt, sondern auch eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit hohem Obst- und Gemüseanteil meint).
Genauso wie Stressreduktion und Entspannung beitragen, indem sie das Immunsystem zu stärken.
Mir geht es um positive Einflussnahme (langsames Wachstum/kein weiteres Wachstum) - nicht um Wunderheilung (womit ich sonst auch eher im Bereich der Alternativmedizin wäre).

Da es kein Allheilmittel (und schon gar kein einzelnes) gegen Tumorerkrankungen gibt und man bei den meisten von einem multifaktoriellen Geschehen ausgeht, glaube ich, das das Kunststück darin besteht, die für einen selbst beste Kombination an Mitteln und Maßnahmen zu finden.

“Sich selbst Gutes tun” und “Das Leben genießen” stehen ganz oben auf meiner Liste.
Ich werde auf jeden Fall zusätzlich versuchen, mit ein paar Mitteln aus dem Bereich der Komplementärmedizin meiner Murmel gut zuzureden, damit sie weiter schön still hält.
(Von “bekämpfen” halte ich auch nichts. Von Diäten jeglicher Art genauso wenig.)

Es hat sich bis hierhin eine interessante Diskussion entwickelt, meine Eingangsfragen wurden aber nur ansatzweise beantwortet. Vielleicht waren meine Fragestellungen aber auch nicht präzise genug.

Möglicherweise fehlen auch weitere Erfahrungen, weil eher operiert wird (oder werden muss) und nur wenige überhaupt abwarten und beobachten (können).

LG
Murmel
Murmel_1
Murmel_1
16.11.2017 13:30:11
@Zeitblume
Ich gehe nicht davon aus, dass hilfreiche Mittel gegen das (weitere) Wachstum von Meningeomen auch eine befriedigende Antwort auf die Frage liefern, warum sie entstanden sind.
Da die Tumorentstehung ein sehr komplexes Geschehen ist, man wird es nicht auf einzelne und dann noch allgemein gültige Komponenten reduzieren können.

@KaSy
“Eine gesunde Ernährung ist gut, aber organisch wirkt sie nicht gegen neue oder bekannte Meningeome…”

Es gibt viele Untersuchungen zur Wirkung von diversen Nahrungsmitteln (Obst/Gemüse/Kräuter/Gewürze/Tees) auf Krebszellen.
Gibt es derartige Untersuchungen auch für Meningeome?
Ich habe bisher nur eine einzige bezogen auf Curcumin entdeckt, die eine Proliferation hemmende und Apoptose fördernde Wirkung - auf Zellebene - belegt (von 2013).

@2more
“Einigen wir uns darauf, dass kein schulmedizinischer, alternativer oder komplementärer Wirkstoff auf dem Markt ist, der Meningeome stoppen bzw. heilen kann.”

Welche komplementären Wirkstoffe, deren (wachstumshemmende/apoptosefördernde) Wirkung auf Krebszellen bekannt ist, wurden bisher in Bezug auf Ihre Wirkung bei Meningeomen untersucht?
Dazu finde ich nichts. Genau deshalb würden mich Erfahrungswerte von Betroffenen interessieren.

Vielleicht mache ich aber auch einen Denkfehler, wenn ich an dieser Stelle zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren unterscheide???


LG
Murmel
Murmel_1
Zeitblume
17.11.2017 10:36:09
Hallo Murmel,

da bin ich ehrlich gesagt auch gar nicht von ausgegangen, dass es das Allheilmittel gibt. Ich habe seit langer Zeit eine zusätzliche systemische Erkrankung die mit chronisch erhöhten Entzündungswerten einhergehen. Auch hier wäre eine Möglichkeit neue Überlegungen anzustrengen. Allerdings habe ich die bisherigen Beobachtungszeiten von Meningeompatienten die in verschiedenen Kliniken gemacht wurden, keine wirklichen Zusammenhängen gesehen. Dann kommt natürlich dazu, wie Du schon richtig schreibst, das es keine wirklich langen Beobachtungszeiten eines vorhandenen Meningeoms gibt. Dann kommt erschwerend die Anzahl der Erkrankungen hinzu, die dann zu minimal wären, um eine Aussagekräftige Beurteilung machen zu können.

Insgesamt werde ich hier für mich so insgesamt weiter machen, wie ich es schon lange mache. Das entspricht schon Deinen Vorhaben.
Ich hatte ein wenig die Hoffnung hier weiß jemand mehr.

LG Zeitblume
Zeitblume
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