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Thema: Konzentrationsschwierigkeiten

Konzentrationsschwierigkeiten
HTM1
05.03.2016 21:00:40
Nach einem schweren epileptischen Anfall vor Weihnachten 2015 wurde im Spital bei Untersuchungen linksseitig ein gutartiges Meningeom (Grad I) gefunden. Seitdem muss ich Keppra 2x täglich 750 mg nehmen. Am 4.2.16 folgte eine schwere OP. Eigentlich wusste ich vor der OP nicht, was es bedeutet einen Hirntumor zu haben, wie so eine OP genau verlaufen würde und was das für mich danach überhaupt bedeutet. Nach der OP hatte ich einige Tage ziehmlich Mühe mich kommunikativ auszudrücken oder fand teilweise die richtigen Worte nicht. Am schwierigsten ist es für mich immer noch die richtigen Worte zu finden damit ich jemandem die OP mündlich erklären kann. Seit der OP spüre ich die linke aufgeschnittene Kopfaussenseite nicht mehr. Es fühlt sich an als wäre eine Platte drin. Zur Befestigung des herausgesägten Schädelknochens setzte man ca. drei Titanplatten ein. Seit 2 Wochen gehe ich 3x in der Woche in die Ergotherapie und einmal in die Logopädie. Meine Fragen:
- Wird die linke Kopfaussenseite wieder Gefühl entwickeln?
- Weshalb ist meine Konzentration nach ca. 4 Std. (Lesen, Konzentrationsübungen, Sprechen...) am Boden? Oftmals muss ich mich danach hinlegen oder mich sogar schlafen legen. Am Hirn selber wurde nichts gemacht, da der Tumor an einer Hirnhaut war.
- Bis Ende März bin ich 100% krank geschrieben. Das Keppra muss ich noch bis ca. Ende April nehmen.
- Werde ich in Zukunft wieder "normal" belastbar sein und arbeiten können?
Danke für die Antworten.
HTM1
dine93
05.03.2016 21:19:05
Hallo HTM1,
Also ich kann dir sagen das ich wieder Gefühl habe an der Kopfhaut. Es fühlt sich zwar alles ein wenig komisch an aber es wird.
Du musst auch erst mal selbst wieder fit werden. Ich hatte meine op im November 15, und kann nach Logopädie, ergotherapie oder physio nur schlafen. Gib deinem Körper Zeit die er braucht. Und falls du da schon wieder anfangen möchtest zu arbeiten mach aufjedenfall eine Eingliederung, obwohl ich das sehr kurzfristig finde wenn du noch solche Probleme hast.
Ich kann dir nur von mir erzählen das ich schon wieder belastbar war war aber halt nicht mehr so wie früher und jetzt sowieso mit meinen ganzen Ausfällen macht es mir dann nicht leichter wenn ich dann mal wieder arbeiten gehen darf/kann.
Liebe grüße nadine
dine93
TumorP
05.03.2016 21:41:06
Erkrankungen. Im Feb 15 waren wir Abfahrt Ski fahren in Serfaus / Österreich. Heute wieder aus Serfaus zurück, jedoch KEIN Ski gefahren, wegen der Gefahr von Anfällen. DAS ist das Problem bei UNS. Der Rest wird besser, benötigt jedoch Zeit. Im April arbeiten? Lass Dir Zeit damit!!! Vorsicht beim absetzen von Keppra. NUR unter Aufsicht (wenn überhaupt) und gaaanz langsam. Sonst ist es nichts mit Auto oder Fahrrad fahren!!!
Alles Gute
TumorP
TumorP
TumorP
05.03.2016 21:42:34
Teil 1 war richtigerweise als PIN. Teils 2 aus versehen hier gelandet.
TumorP
HTM1
06.03.2016 06:41:06
Liebe Nadine,
was für Ausfälle hast du? Haben dir die Ärzte gesagt, weshalb die OP und die anschliessenden Logo-/Ergoterapien so ermüdend für den Kopf und die Konzentrattion sind? Ich hatte keinen Hirnschaden, (eigentlich nur) einen Tumor an der Hirnhaut.
HTM1
dine93
06.03.2016 08:00:25
Liebe HTM1,
Ich habe wie bei einem Schlaganfallpatient Ausfälle das heißt meine ganze rechte Seite ist noch gelähmt was aber deutlich besser geworden ist. Ich spüre sie nur noch nicht richtig und beim laufen sieht man es mir auch an das da irgendwas nicht stimmt. Weil das alles noch sehr anstrengend ist für deinen Kopf auf wenn sie nicht direkt am Gehirn waren wie bei mir obwohl meiner auch nicht direkt am Gehirn saß sondern in den Hirnwasser Kammern außer ein kleines Stück war am Gehirn festgewachsen.
Liebe grüße
dine93
Xelya
06.03.2016 14:05:10
Liebe HTM1,

vor Jahren hatte ich einen Unfall mit schwerer Knieverletzung. Die Reha hat Monate gedauert und ich hab mich immer gefragt, warum ich so müde bin, wenn ich nur 20 Minuten zur Physiotherapie war... aber letztlich ist es ganz logisch.

Dein Gehirn steuert sämtliche Reparaturprozesse Deines Körpers. Alle Kräfte, die Du nicht dringend zum Überleben benötigst, stellt Dein Gehirn quasi zur Verfügung, damit Dein Körper die Heilung vorantreiben kann.

Bei einer Kopf-OP wird der Körper stark belastet, auch wenn nicht am Gehirn direkt geschnitten wird. Immerhin dauert die OP einige Stunden und das ist wahrlich kein Spaziergang für Deinen Körper. 4 Wochen sind da nichts.

Gib Deinem Körper die Ruhe, die er braucht, um wieder fit zu werden und gleichzeitig Deinem Kopf die nötigen Anreize, damit er wieder voll einsatzfähig ist. Du wirst recht schnell eine Verbesserung merken.

Liebe Grüße
Xelya
Xelya
Duden888
06.03.2016 20:19:03
Hallo HTM1,
ich denke, ich hatte eine ähnliche OP wie Du. Lange OP, Titanschrauben und bin sogar rekonstruiert an der linken Seite (Keilbeinmeningeom). Ich habe ganz erschrocken gelesen, dass Du "nur" bis März krank geschrieben bist. Ehrlich? Ich wurde am 25.3.2015 operiert - meine Wiedereingliederung habe ich aber erst fast ein Jahr danach wieder gestartet, nämlich im Januar. Und ich habe jeden einzelnen Tag gebraucht von dieser Zeit. Unter anderem wegen schneller Ermüdung. Mach Dir einfach mal klar, was Du und Dein Körper da hinter Dir haben. Gib Dir Zeit - das war keine Knie OP. Ich weiss, ich habe das Wort "Geduld" am Ende nicht mehr hören können, aber genau die braucht es nach so einem Eingriff. Ich kann mich Xelya da nur anschließen. Mir hat mein NC beim letzten MRT im Januar sogar nochmal gesagt, dass man bis zu 3 Jahre rechnen kann, bis alles wieder "soweit" OK ist.... Also JA, dass Du jetzt noch ermüdest ist völlig klar und dann nimmst Du auch noch Keppra! Ich musste keine Tabletten nehmen und hab fast ein Jahr benötigt....Nach der OP war ich übrigens auch sehr schnell mobil, bin 2 Wochen danach schon mit dem Hund spazieren gegangen - kurz aber immerhin. Und dennoch dauerte es eeeeeeeeewig bis ich wieder "einigermaßen" sicher bei allem war.... Und ich bin wahrlich ein Stehaufmädchen, mich haut eigentlich so schnell nix um -dieser Eingriff dann aber schon :-)
Setz Dich nicht so unter Druck.
Ganz liebe Grüße
Duden888
Duden888
mangold
06.03.2016 21:37:30
Hallo HTM1,
nach meiner 1. MeningeomOp 2010 habe ich nach einem halben Jahr wieder gearbeitet, war aber erst nach etwa 3 Jahren wieder "soweit ok".
Da stimme ich dem NC von Duden 888 völlig zu. Im Februar 2015 hatte ich die 2. OP (Rezidiv), Bestrahlung im Mai 2015 und ich bin jetzt noch in Wiedereingliederung. Also hab wirklich Geduld !!! Genauso mit der Taubheit am Kopf. Bei mir ist in der rechten Gesichtshälfte auch noch ne grosse Fläche taub, das geht so was von langsam. Keiner kann mir sagen, ob ich da jemals wieder normales Gefühl haben werde.
Alles Gute für Dich!
Mangold
mangold
HTM1
06.03.2016 22:04:41
Hallo,
die Oberärztin hat mir zur OP informativ mitgeteilt, dass ich ca. 4 Wochen nach der OP krankgeschrieben sei. Aus Sicherheitsgründen sagte ich damals meinem Chef 5 bis 6 Wochen. Habt ihr das vor eurer OP gewusst, dass ihr soo lange krank geschrieben seit??
HTM1
TumorP
07.03.2016 05:23:16
Hallo HTM1,
meine Frau ist nicht berufstätig. Gewünscht - gehofft haben wir das die Genesung zügig vonstatten geht. OP war 08 / 14. Dann gab es Nachblutungen - Sprache lädiert - also "Verzögerungen" - nach ca. 7 Monaten der 1. Anfall - gleich ein Status (Serie) über 80 Minuten. Das hat dann unser Leben viel, viel mehr verändert als "nur" die OP. Jetzt kämpfen wir "mit" den Anfällen. Ich kann nur sagen, das Leben ist anders geworden. Lass Dir Zeit.
Alles Gute
TumorP
TumorP
Duden888
07.03.2016 07:14:03
Guten Morgen HTM1,
mein NC meinte damals auch "nach einem Monat sind sie wieder fit".
Nach der OP hat er das auf 3 Monate erweitert. Ich habe mich selbst immer gefragt, warum er da so positiv war. Ich kann nur vermuten, dass sie uns Patienten nicht beunruhigen wollen oder tatsächlich verdrängen, dass auch die Seele nach so einer OP heilen muss.
Als ich damals von dem einen Monat hörte, war ich ziemlich beruhigt. Mir hat das eher die Angst vor dem Eingriff genommen. Jetzt bei den Nachkontrollen sprach sein Kollege eben von "bis zu 3 Jahren". Eigentlich haben mir alle Ärzte nach der OP erst die Augen geöffnet und von einem "schweren Eingriff" gesprochen.... vorher waren die alle ganz entspannt...
Ich denke am Wichtigsten ist, dass Du auf Dich selbst hörst und erst wieder arbeiten gehst, wenn Du wirklich wieder fit bist. Eigentlich ist es doch egal, was andere sagen, Du musst Dich gesund fühlen. Und by the way: die Taubheit am Kopf ging bei mir fast komplett weg, heute, also ein Jahr danach, habe ich noch eine klitzekleine Stelle, die noch etwas bitzelt.
Viele Grüße und toi,toi,toi.
Duden888
mangold
07.03.2016 09:27:25
Hallo,
vor der Op hat mir eigentlich keiner was Genaues gesagt hinsichtlich der Dauer der Genesung, aber von einigen Monaten bin ich schon ausgegangen. 4 Wochen sind jedenfalls utopisch. Selbst wenn alles bestens verläuft und man auch keine Ausfallerscheinungen oder Anfälle hat, dauert es, bis die körperlichen Kräfte allmählich wiederkommen, die vollen werden die wenigsten wieder erlangen. Was andere denken, muss einem wirklich egal sein. Ich habe Glück mir meinem verständnisvollen Hausarzt, er hat mich in jeder Hinsicht unterstützt und alle Nachfragen der Krankenkasse abgeblockt und immer gesagt, ich soll mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Mittlerweile komme ich ganz gut mit allem zurecht.
Das wünsche ich allen Leidensgefährten.
Liebe Grüsse
Mangold
mangold
dine93
07.03.2016 10:40:15
Hallo ,
Also mir sagte man dazu gar nichts wie lange ich krankgeschrieben sein werde auch bei meinen ersten zwei nicht weil es immer sehr individuell werden kann. Und ich hätte auch bei meinen ersten zwei überhaupt nicht nach 4 Wochen wieder arbeiten können weil ich mich nicht fit genug gefühlt habe.
Liebe grüße
Nadine
dine93
KaSy
07.03.2016 14:34:19
Hallo, HTM1,
als ich meine Erstdiagnose (Meningeom) erhielt, hatte ich einen sehr ehrlichen Neurochirurgen, der mir von vornherein sagte, dass ich frühestens nach einem halben Jahr mit einer langen Wiedereingliederung wieder zu arbeiten beginnen kann. Und er hat so Recht gehabt. Etwa zwei Jahre habe ich gebraucht, ehe mir bewusst wurde, was alles weg war, weil es erst dann wieder richtig funktionierte.
Die Sache mit der gefühllosen Kopfhaut hat mich damals auch gestört, aber das ist von geringer Bedeutung. (Wenn Hände oder Füße taub werden, ist das ganz anders, bei der Kopfhaut kann man sich eigentlich dran gewöhnen.)
Ich hatte sehr lange Konzentrations-, Gedächtnis- und vor allem Belastungseinschränkungen. Vier Stunden (so wie Du) hatte ich damals nicht durchgehalten. Auch meine Psyche war ziemlich mitgenommen und das kann dauern ...

Ich kann die Aussagen der Neurochirurgen zu den viel zu kurzen Genesungsdauern nur damit versuchen zu erklären, dass sie von einer erfolgreichen Operation ausgehen und ihre Patienten im Anschluss danach nur noch selten zu Gesicht bekommen. Und doch sollten sie durchaus wissen, dass es mit vier Wochen nicht getan ist. Selbst nach einer Blinddarm-OP bleibt man länger zu Hause. Was am Kopf geschieht, ist eine völlig andere Sache!

Und da spielt es keine Rolle, dass "nur" die Hirnhaut betroffen ist.
Vielleicht hast Du schon davon gehört, wie verheerend die Auswirkungen von Hirnhautentzündungen (Meningitis) sein können, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Kinder können dauerhafte geistige und neurologische Störungen zurückbehalten. Mein Sohn hatte eine Meningitis und an seinen Zensuren konnten wir erkennen, dass es zwei bis drei Jahre gedauert hat, bis alles wieder normal war. Offensichtlich hat die Hirnhaut mehr Anteil an der Gehirntätigkeit als das Gehirn nur zu schützen ...

Was Du brauchst, ist viel viel Geduld und ein verständnisvoller Hausarzt, der gemeinsam mit Dir den richtigen Weg durch die Krankheitszeit und den langsamen Wiedereinstieg in die Arbeit zum geeigneten Zeitpunkt geht. Erst wenn Du zu Hause alles wieder so bewältigst wie früher, dann kannst Du beginnen, über einen Arbeitsbeginn nachzudenken, nicht früher.

Es nützt niemandem, wenn Du zu früh beginnnst, es nicht schaffst und dann an Dir selbst zweifelst, ob Du es jemals wieder schaffen kannst.

(Ich hätte Dir und allen anderen hier einen so ehrlichen Neurochirurgen gewünscht, wie ich ihn damals hatte.)
KaSy
KaSy
rittersporni
13.03.2016 12:32:07
Hallo HTM1,
den letzten Satz KaySys möchte ich aus eigener Erfahrung gerne bestätigen... habe 4 Monate nach der Op wieder angefangen zu arbeiten in der irrigen Meinung, wieder belastbar zu sein was leider viel zu schnell war. Einige Wochen später hats mich ziemlich verspult, (Kopfschmerz, Schwindel, alles alles zu viel...), so dass ich dann erneut krank geschrieben war und nun in kleinen Schritten in Wiedereingliederung mich wieder in die Arbeit hineinzufinden versuche, wobei ich doch merke, wie schnell ich doch noch an meine Grenzen komme. Die Beiträge im Forum zeigen mir, dass das so sein darf, dass die Heilung, auch wenn äußerlich alles wieder gut zu sein scheint, doch sehr viel länger braucht.
So möchte auch ich dich sehr ermuntern, gut acht zu geben, dir Zeit zu geben. Arbeit ist nur ein Aspekt des Lebens, der nicht alle Lebensenergien beanspruchen sollte, oder?
Alles Gute, rittersporni
rittersporni
HTM1
13.03.2016 21:12:59
Hallo,
danke für eure hilfsreichen Mitteilungen.
Ich habe gerade eine ganz schlechte Woche hinter mir. Ich fühle mich von meiner OP-Oberärztin und dem Spital weder verstanden noch unterstützt, sonder einfach allein gelassen. Ich hätte mir einen Neurochirurgen gewünscht, der mir meine Diagnose und die OP ausführlich erklärt hätte und nicht einfach emotionslos mit den Patienten umgeht.
Ich bin nur bis Ende März krank geschrieben, was ja viel zu kurz ist und merke, dass ich im April gar noch nicht fähig bin arbeiten zu gehen. Ich habe Zukunftsängste; vor allem den Job zu verlieren. Zum Glück konnte ich mich mit dem Logopäden bereits zweimal intensiv über diese Situation aussprechen.
Die Ärzte im Spital teilten mir mit, dass ich ca. 3 Wochen nach der OP weniger Keppra (gegen Epileptische Anfälle) einnehmen müsse und nach ca. 3 Monaten könne ich es absetzen. Das Medikament vertrage ich nicht: Es ist mir oft einfach den ganzen Tag übel. Zudem macht es mich müde. Nun heisst es plötzlich, dass ich es noch 6 Monate in der jetzigen Dosis einnehmen müsse.
Am Freitag konnte ich zum Glück zu meinem Hausarzt. Er hat mich bis anfangs Mai krank geschrieben. Darüber bin ich sehr froh. Es hat mir den unglaublichen Druck genommen, den ich mir selber aufsetzte. Gegen die Übelkeit habe ich nun ein zusätzliches Medi bekommen. Das scheint mir etwas zu helfen. Das erste mal seit langem ist es mir Samstag und Sonntag etwas besser gegangen!
Zusätzlich gehe ich jetzt 2 x in der Woche in die Akupunktur zu einer Chinesischen Therapie. Das hat mir auch etwas geholfen.
Ich merke einfach, dass ich nach ein paar Stunden (mit dem Bus in die Stadt fahren, einkaufen, spazieren gehen) müde werde und kopfweh bekomme. Danach lege ich mich hin oder schlafe. Am Samstag hat mich diese Situation das erst mal nicht mehr so gestresst.
Ich weiss, alle schreiben, "es braucht Zeit", aber das ist ganz schwierig, weil heutzutage zählt doch nur noch, dass man von morgen früh bis abends spät arbeitet, funktioniert und zwar einfach immer und schnell wieder gesund ist..... Oder ist das nur meine Wahrnehmung?
Liebe Grüsse
HTM1
TumorP
14.03.2016 06:46:24
Hallo HTM1,
mit Deinem Hausarzt hast Du schon einmal einen guten Ansprechpartner. Er wird Dich auch weiter krank schreiben! Nimm Dir da den Druck. Suche Dir jetzt schon einen Neurologen (nach Möglichkeit mit dem Tätigkeitsfeld Epileptologie!!!). Mache dort einen Termin aus und schildere bereits am Telefon die Situation mit der OP. Setze die Tabletten auf keinen Fall eigenmächtig ab!!! Hast Du evtl. Angst die Arbeit zu verlieren? Bist Du auf die Arbeit als Alleinverdiener angewiesen? Sicherlich bekommst Du nur noch Krankengeld derzeit. Jedoch das wichtigste Gut ist die Gesundheit. Bei dem Medikament darauf achten, das Du es richtig und zur gleichen Zeit einnimmst (vor / nach der Mahlzeit, siehe Beipackzettel).
Viele Grüße
TumorP
TumorP
KaSy
15.03.2016 00:07:19
Liebe HTM1,
außer Keppra, das vielfach, aber eben nicht von jedem, gut vertragen wird, gibt es etwa 20 weitere Medikamente gegen Epilepsie. Der Neurologe könnte das mit Dir gründlich besprechen, denn es sind sehr viele Faktoren zu berücksichtigen, um das geeignete Medikament möglichst gleich zu finden und gegebenenfalls darauf umzustellen.
Du scheinst Dich selbst sehr unter Druck zu setzen. Dass Du mit Deinem Logopäden reden kannst und auch der Hausarzt Dich versteht, ist schon recht gut. Ich würde Dir aber empfehlen, eine psychologische Hilfe zu suchen. Ein Hirntumor ist etwas völlig anderes und muss ganz anders verarbeitet werden, als Grippe, Armbruch oder Blinddarm-OP. Die Epilepsie dazu kann auch zusätzlich sehr belastend sein und ich hoffe sehr für Dich, dass der Anfall vor der OP der einzige bleiben wird.
KaSy
KaSy
Duden888
16.03.2016 19:13:55
Hallo HTM1,
Deine Wahrnehmung ist absolut richtig - wir leben in einer Welt, in der jeder nur noch funktionieren muss.Punkt. Und genau das war auch meine Angst, als ich ein Jahr zu Hause war. Was wird aus meinem Job - für den ich Jahre geackert habe (Führungskraft in einer Bank)?. Wie werden mich die Kollegen/Kolleginnen sehen? Werden die mich entlassen wollen? - Man weiss ja nicht, ob und wie ich zurückkomme. Wir leben in einer Zeit, wo die Human Resource eben mehr Resource als Human ist. Aber - und darum schreibe ich Dir das: es kann auch alles gut ausgehen. Als ich nach einem Jahr wieder im Büro war, haben mich die Kollegen herzlich aufgenommen und dann bin ich sogar eher mit noch interessanteren Themen als vorher betraut worden. Die Führungsrolle habe ich gerne und vor allem FREIWILLIG aufgegeben, ich fühle mich sogar von der Position her aufgewertet. Warum schreibe ich Dir das? Weil so ein Hirntumor tatsächlich auch was Gutes haben kann! Auch beruflich. Und glaube mir, ich habe mir die gleichen Sorgen gemacht wie Du - und doch kommt immer alles anders....
Ganz liebe Grüße
Duden888
Xelya
18.03.2016 13:02:36
Liebe HTM1,

ja, ich teile Deine Wahrnehmung, dass es vielfach nun och auf das Funktionieren ankommen scheint. Aber ich stelle auch fest, dass sehr sehr viele Menschen das so wahrnehmen wie wir... aber nicht gutheissen. Auch gänzlich gesunde Menschen haben Angst ihren Job zu verlieren und fühlen sich von dieser Idee, funktionieren zu MÜSSEN, überfordert. Vielleicht ist das vor allem in unserer Vorstellung so.

Ich habe mich nach meiner Tumordiagnose selbständig gemacht. Ich wollte das schon lange und hab mich nicht so recht getraut, aber als ich erfuhr, dass da ein (damals kleiner und symptomloser) Tumor wächst, hatte ich plötzlich klar, dass meine Lebenszeit nicht unendlich ist und ich wollte nicht sagen müssen im Falle des Falles, dass mein Leben bestimmt war davon, dass ich mich nicht getraut habe.

Ich bin jetzt 9 Jahre selbständig, mittlerweile ist bekannt, dass ich 3 Meningeome habe, eines wurde bestrahlt, eines operiert, das 3. ist noch recht frisch bekannt und mittendrin wurde diagnostiziert, dass ich eine Sinusvenenthrombose habe (was, glaube ich, nicht korrekt ist, aber das ist eine andere Geschichte). Ich bin also mehrfach einige Wochen ausgefallen und ich bin immer noch erfolgreich selbständig und fühle mich freier denn je... denn die Angst ist weg (na.... allermeistens :-) .

Ich glaube wirklich absolut fest daran, dass man auch aus so einer leidigen Tumordiagnose noch etwas rausziehen kann, was einen persönlich weiterbringt.

Ganz liebe Grüße von
Xelya
Xelya
HTM1
01.04.2016 08:51:50
Hallo zusammen,

ich sehe, dass ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe - und eigentlich tut es mir gut mich mitteilen zu können.

Immer wieder erlebe ich Wochen, in denen es mir gut geht. Ich kann mit Nachbarn reden, bekomme SMS, Karten, ein E-Mail oder ein Telefonanruf von Kollegen.

Dann geht wieder gar nichts mehr und mein Leben fühlt sich wie total aus den Fugen geraten - einmal ins All und Retour geschleudert.

Plötzlich wird man von einer sehr guten und langjährigen Freundin (ehemalige Krankenschwester, hatte Krebs, Chemotherapie und überlebt) nicht mehr verstanden, wenn es einem schlecht geht und ich versteh die Welt und sie nicht mehr, bin enttäuscht und verletzt. Zum Beispiel: 1) Keppra-Unverträglichkeit (Übelkeit, Müdigkeit = es ist mir nur noch zum Heulen): Antwort: Andere nehmen jahrelang Keppra, es geht ihnen gut und sie arbeiten.
2) Mässige Info vom Spital und der Oberärztin zur Diagnose, OP, Verlauf, weiteres Vorgehen, etc. Habe aber auch viel selber abgeklärt, mich gewehrt, gefordert = hat mich ermüdet und überfordert. Antwort: Sei froh, dass wir der CH leben, uns geht es gut ......
Eigentlich haben wir uns nichts mehr zu sagen - schade - sie scheint selber sehr verbittert zu sein.

Übrigens: Heute Nachmittag habe ich ein EEG im Spital. Ich hoffe, die Dosierung des leidigen Keppra wird geklärt!

Leider hat sich die Beziehung mit meinem langjährigen Lebenspartner nach meiner Erkrankung auch nicht verbessert, so dass ich vermehrt den Eindruck habe, aus dem Haus wegziehen zu müssen. Das verkrafte ich innerlich ganz schlecht.

Deshalb schreibe ich ja, das Leben wird plötzlich gekippt, geschleudert und gerührt und fühlt sich an als müsste es neu zusammengefügt werden.

Ich möchte einen netten Brief an die Arbeitskollegen zurückschreiben und mich für ihre Karten, SMS, E-Mails von einigen bedanken. Aber eben, ich kann ja nicht jedes mal, wie in den SMS und E-Mails bereits mitgeteilt, schreiben, dass ich nach dieser schweren OP mich gut erhole, aber noch Geduld und Zeit brauche. Habt ihr Ideen für ein paar nette Zeilen??

Danke und Gruss,
HTM1
alma
01.04.2016 10:04:03
Manches kommt zwar auf einmal, aber man kann es nur nach und nach klären.
Das Wichtigste zuerst: Keppra.
Fatigue kann man nicht medikamentös angehen, aber durch Akzeptanz verbessert sich der Zustand schon. Und man sollte wissen, dass das Erschöpfungssyndrom mit psychischen Abstürzen verbunden ist.
Fatigue hat außerdem den Nachteil, dass es nicht sichtbar ist. Man hinkt nicht einmal. Die anderen können es nicht verstehen und man gerät schnell in den Ruf des Jammerlappens. Inzwischen wird das Syndrom aber durchaus ernst genommen und es gibt Forschungen darüber. Bei Krebserkrankungen gehört es zu den Erscheinungen, die die Patienten mit am meisten plagen.

Ich würde mir an deiner Stelle etwas Gutes suchen - eine Entspannungsgruppe oder medizinischen Sport. Dann bist du nicht so auf deine Beschwerden fokussiert. Und nicht so hilflos, sondern aktiv. Das ist besser für dich und leichter für deine Nächsten. (Ist übrigens nicht gesagt, dass Krebskrankenschwestern besser mit dem Thema umgehen können.)

Dann geht es jetzt eben nicht, einen Brief zu schreiben. Wenn man down ist, fällt einem ja kein flotter Text ein. Um zu zeigen, dass du in Gedanken noch bei deinen Kollegen bist, reicht es vielleicht, eine witzige Genesungskarte zu schreiben. Geh mal auf Google-Bilder, da gibt es einige. Nur zur Anregung.

Kopf hoch.
Ich (Fatigue) schleudere hier auch oft durch die Gegend.

Alma.
alma
FightingLisi
17.10.2024 12:18:26 Neu
Hi,
also ich hatte meine OP vor ca. 2 / 12 Wochen. Hatte an der Arbeit epileptische Anfälle, kam ins Krankenhaus und da hat man mein Anhängsel dann entdeckt. Es wurde direkt so viel wie möglich rausgeschnitten und jetzt sind so ca. 10/20% noch drin. Meine Konzentration ist so ziemlich im A***, das habe ich gemerkt, als ich den WLAN-Schlüssel eingeben wollte und es einfach nicht ging ^^ und dann als ich auf Englisch mein Anhängselchen (Astroctym Grad 4) recherchiert habe und merkte "meine Güte, du musst ja echt langsamer lesen und dein Verständnis war auch mal besser". Mein Gehirn ist meine Festplatte und grade ich als blinde Person brauche es umso mehr. Früher konnte ich mir lange Namen sehr gut merken, habe in der Uni das, was der Dozent gesagt hat, mitgeschrieben, während er gesprochen hat und wurde als "fit im Kopf" bezeichnet. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich das nicht mehr bin. Dinge, die mit Krebs zu tun haben, muss ich wegschalten/wegscrollen, weil es mich einfach zu sehr triggert. Dasselbe gilt für Martinshörner, weil ich mir denke "wer weiß, wer da grade ins KH gebracht wird". Ich trauere um meine Normalität, denn ja, ich bin blind und das ist für viele kein "normales" Leben, für mich aber schon. Ich bin Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und ich liebe meinen Job. Was, wenn ich den nicht mehr ausüben kann, weil ich mich nicht mehr konzentrieren kann? Das macht mir echt Gedanken. Vielleicht ist Ergotherapie eine gute Idee. Danke für den Input. :)
FightingLisi
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